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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Traurigen König Billy gern haben würde.
    »A-a-aber die Gesänge« – d-d-das war ein Bu-bu-buch. Wahrscheinlich der beste Band mit V-v-v … Gedichten, der in den letzten zwei Jahrhunderten in der Hegemonie veröffentlicht worden ist. Ich w-w-werde nie verstehen, wie Sie das an der Politik der Mittelmäßigkeit vorbeigebracht h-h-haben. Ich habe zwanzigtausend Exemplare für das K-k-königreich bestellt.«
    Ich hatte den Kopf geneigt, und zum ersten Mal seit der Zeit nach meinem Hirnschlag vor zwei Jahrzehnten hatten mir die Worte gefehlt.

    »Werden Sie mehr G-g-gedichte wie die Gesänge schreiben?«
    »Ich bin hierhergekommen, um es zu versuchen, Euer Majestät.«
    »Dann willkommen«, hatte der traurige König Billy gesagt. »Sie wohnen im Westflügel des Pa-pa-pa … des Schlosses, bei meinen Büros, und meine Tür wird Ihnen immer offen stehen.«
    Jetzt betrachtete ich die geschlossene Tür und den kleinen Souverän, der, selbst wenn er lachte, immer aussah, als wäre er den Tränen nahe. »Hyperion?«, fragte ich. Er hatte die in Primitivität versunkene Kolonialwelt mehrmals erwähnt.
    »G-g-genau. Die Androidensaatschiffe sind schon seit Jahren dort, M-M-Martin. Bereiten den Weg, sozusagen.«
    Ich zog die Brauen hoch. Der Reichtum von König Billy stammte nicht aus den Aktiva des Königreichs, sondern aus gewaltigen Investitionen in der Wirtschaft des Netzes. Dennoch  – falls er wirklich seit Jahren heimliche Rekolonisierungsanstrengungen unternahm, mussten die Kosten atemberaubend sein.
    »Wi-wi-wissen Sie noch, weshalb die ursprünglichen Kolonisten den Pla-pla-pla … die Welt Hyperion genannt haben, Martin?«
    »Gewiss. Kurz vor der Hegira waren sie eine kleine Freistatt auf einem der Saturnmonde. Sie konnten ohne terranische Hilfe nicht überleben, daher emigrierten sie ins Outback und nannten die Kolonialwelt nach ihrem Mond.«
    König Billy lächelte traurig. »Und w-w-wissen Sie, warum der Name für unser Unternehmen so angemessen ist?«
    Ich brauchte zehn Sekunden, bis ich den Zusammenhang hergestellt hatte. »Keats«, sagte ich.
    Vor mehreren Jahren hatte mich König Billy am Ende einer langen Diskussion über die Essenz der Poesie gefragt, wer der reinste Dichter wäre, der je gelebt hatte.

    »Der reinste?«, hatte ich gesagt. »Meinen Sie nicht den größten?«
    »Nein, nein«, sagte Billy, »es ist absurd, darüber zu diskutieren, wer der größte war. Ich bin neugierig auf Ihre Meinung, wer der r-r-reinste ist. Der dem Wesen, das Sie beschreiben, am nächsten kommt.«
    Ich dachte einige Tage darüber nach, dann überbrachte ich König Billy, der auf einer Klippe beim Palast den Sonnenuntergang betrachtete, meine Antwort. Rote und blaue Schatten fielen über den bernsteinfarbenen Rasen in unsere Richtung. »Keats«, sagte ich.
    »John Keats«, flüsterte der Traurige König Billy. »Ahh.« Dann, einen Augenblick später: »Weshalb?«
    Und so hatte ich ihm erzählt, was ich über den Dichter der Alten Erde des neunzehnten Jahrhunderts wusste; von seiner Erziehung, seiner Ausbildung, seinem frühen Tod – aber hauptsächlich von einem Leben, das fast ausschließlich den Geheimnissen und der Schönheit dichterischen Schaffens gewidmet war.
    Damals hatte Billy interessiert gewirkt, jetzt schien er geradezu besessen, als er mit der Hand winkte und ein Holomodell ins Leben rief, das fast das gesamte Zimmer einnahm. Ich wich zurück und schritt durch Berge und Bauwerke und weidende Tiere, damit ich besser sehen konnte.
    »Sehet: Hyperion«, flüsterte mein Mäzen. Wie immer, wenn er völlig gebannt von etwas war, vergaß er zu stottern. Das Holo zeigte verschiedene Panoramen: Flussstädte, Hafenstädte, Gebirgsstädte, eine Stadt auf einem Hügel mit Monumenten, die den seltsamen Gebilden in einem nahegelegenen Tal entsprachen.
    »Die Zeitgräber?«, fragte ich.
    »Genau. Das größte Geheimnis im bekannten Universum.«
    Ich betrachtete stirnrunzelnd den Kegelschnitt. »Die Scheißdinger
sind leer«, sagte ich. »Sie sind leer, seit sie entdeckt worden sind.«
    »Sie sind Quelle eines seltsamen Anti-Entropiefeldes, das andauert«, sagte König Billy. »Eines der wenigen Phänomene, abgesehen von Singularitäten, die es wagen, mit der Zeit selbst zu spielen.«
    »Sie sind nichts Besonderes«, sagte ich. »Als würde man Rostschutzfarbe auf Metall auftragen. Sie sind für die Ewigkeit gebaut, aber sie sind leer. Und seit wann rasten wir wegen einer Technologie aus?«
    »Nicht Technologie«,

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