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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zwar der Gedanke , zu reisen, aber das tatsächliche Erlebnis, sich ständig auf fremdes Essen, unterschiedliche Schwerkraft und das Licht seltsamer Sonnen umzustellen, verblasste mit der Zeit, und Sol verbrachte immer mehr Zeit zu Hause, recherchierte für sein nächstes Buch und nahm an Konferenzen, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ, via interaktivem Holo der Universität teil.
    Dann, fast fünf Jahre nachdem Rachel zu ihrer Expedition aufgebrochen war, hatte Sol einen Traum, der sein Leben ver ändern sollte.
     
    Sol träumte, dass er durch ein großes Bauwerk mit Säulen so hoch wie Rotholzbäume und einer Decke lief, die in den Höhen über ihm verschwand und durch die rotes Licht wie solide Schächte einfiel. Manchmal erblickte er Gegenstände rechts oder links im Halbdunkel: einmal ein Paar Beine aus Stein, die wie gigantische Gebäude durch die Dunkelheit ragten; ein andermal erspähte er etwas, das ein Skarabäus aus Kristall zu sein schien, der sich hoch über ihm drehte und in dessen Innern ein kaltes Feuer leuchtete.
    Schließlich blieb Sol stehen, um auszuruhen. Weit hinter sich konnte er eine gewaltige Feuersbrunst hören, es schien,
als stünden ganze Städte und Wälder in Flammen. Vor ihm glühten zwei Lichter, auf die er zugegangen war, zwei dunkelrote Ovale.
    Er wischte sich Schweiß von der Stirn, als eine donnernde Stimme zu ihm sagte:
    »Sol! Nimm deine Tochter, deine einzige Tochter Rachel, die du liebst, und geh zu der Welt genannt Hyperion und bringe sie an dem Ort, den ich dir zeigen werde, als Brandopfer dar.«
    In seinem Traum stand Sol da und sagte: »Das kann nicht dein Ernst sein.« Und er ging weiter durch die Dunkelheit; die roten Ovale glühten nun wie blutige Monde über einer einförmigen Ebene, und als er wieder stehenblieb, um auszuruhen, sagte die donnernde Stimme:
    »Sol! Nimm deine Tochter, deine einzige Tochter Rachel, die du liebst, und geh zu der Welt genannt Hyperion und bringe sie an dem Ort, den ich dir zeigen werde, als Brandopfer dar.«
    Und Sol schüttelte die Last der Stimme ab und rief laut und deutlich in die Dunkelheit: »Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden. Die Antwort ist immer noch nein.«
    Sol wusste schon, dass er träumte, und einem Teil von ihm gefiel die Ironie des Drehbuchs, aber ein anderer Teil wollte nur aufwachen. Stattdessen fand er sich auf einem niederen Balkon wieder, wo er in einen Raum hinabsehen konnte, in dem Rachel nackt auf einem breiten Steinblock lag. Die Szene wurde vom Leuchten der beiden roten Ovale erhellt. Sol betrachtete seine rechte Hand und stellte fest, dass er ein langes, gekrümmtes Messer darin hielt. Klinge und Griff schienen aus Knochen gemacht zu sein.
    Die Stimme, die sich für Sol mehr denn je so anhörte, wie
sich ein unbegabter Holieregisseur die Stimme Gottes vorstellen mochte, ertönte wieder:
    »Sol! Du musst gut zuhören. Die Zukunft der Menschheit hängt von deinem Gehorsam in dieser Sache ab. Nimm deine Tochter, deine einzige Tochter Rachel, die du liebst, und geh zu der Welt genannt Hyperion und bringe sie an dem Ort, den ich dir zeigen werde, als Brandopfer dar.«
    Sol, der den ganzen Traum satt hatte und doch irgendwie von ihm erschreckt wurde, drohte sich um und schleuderte das Messer weit in die Dunkelheit. Als er sich wieder umwandte, um nach seiner Tochter zu sehen, verblasste die ganze Szene. Die roten Ovale waren näher denn je, und jetzt konnte Sol sehen, dass es sich um facettenreiche Edelsteine so groß wie kleine Welten handelte.
    Die Stimme erklang wieder:
    »Nun? Du hast deine Chance gehabt, Sol Weintraub. Wenn du deine Meinung ändern solltest, weißt du ja, wo du mich finden kannst.«
    Sol wachte halb lachend und halb fröstelnd aus dem Traum auf. Ihn amüsierte der Gedanke, der gesamte Talmud und das Alte Testament könnten nichts weiter sein als eine kosmische Schmierenkomödie.
     
    Etwa zu der Zeit, als Sol seinen Traum hatte, befand sich Rachel auf Hyperion und beendete das erste Jahr ihrer Forschungen dort. Das Team der neun Archäologen und sechs Physiker hatte das Chronos Keep faszinierend, aber zu sehr von Touristen und potenziellen Shrike-Pilgern bevölkert gefunden, daher hatten sie nach dem ersten Monat im Hotel ein dauerhaftes
Lager zwischen der verfallenen Stadt und dem Tal aufgeschlagen, wo sich die Zeitgräber befanden.
    Während die Hälfte des Teams die jüngeren Stätten der unvollendeten Stadt ausgrub, halfen zwei Kollegen Rachel, jeden Aspekt der Zeitgräber zu

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