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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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touristenorientiert.«
    »Wie ein Freizeitpark?«
    »Ja.«
    »Könntest du morgen mit mir zum Tempel Beth-el gehen? Ich kann Khakis Strat ausleihen.«
    »Nicht nötig«, sagte Sol. »Wir nehmen das Shuttle des College.« Er machte eine Pause. »Ja«, sagte er schließlich, »ich würde gerne morgen mit dir in die Synagoge gehen.«
    Es wurde dunkel unter den alten Ulmen. Straßenlaternen leuchteten entlang des breiten Wegs auf, der zu ihrem Haus führte.
    »Dad«, sagte Rachel, »ich möchte dir eine Frage stellen, die
ich etwa eine Million Male gestellt habe, seit ich zwei war. Glaubst du an Gott?«
    Sol hatte nicht gelächelt. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als ihr die Antwort zu geben, die er ihr schon eine Million Male gegeben hatte. »Ich warte darauf«, sagte er.
     
    Rachels Examensarbeit beschäftigte sich mit außerirdischen Kunstgegenständen und solchen vor der Hegira. Drei Standardjahre lang bekamen Sol und Sarai ab und zu Besuch von ihr, gefolgt von Fatlinegrüßen von exotischen Welten nahe am, aber nicht im Netz. Sie wussten, dass ihr Spezialgebiet sie bald aus dem Netz hinausführen würde, ins Outback, wo die Zeitschuld das Leben und die Erinnerungen der Zurückgebliebenen auffraß.
    »Um Himmels willen, wo ist Hyperion?«, hatte Sarai während Rachels letzten Ferien gefragt, bevor die Expedition aufbrach. »Klingt wie der Markenname eines neuen Haushaltsprodukts.«
    »Das ist ein toller Planet, Mom. Es gibt dort mehr nichtmenschliche Artefakte als sonstwo, außer auf Armaghast.«
    »Und warum gehst du dann nicht nach Armaghast?«, fragte Sarai. »Das ist nur wenige Monate vom Netz entfernt. Warum begnügst du dich mit dem zweitbesten?«
    »Hyperion ist noch nicht die große Touristenattraktion geworden« , sagte Rachel. »Obwohl die allmählich auch zu einem Problem werden. Leute mit Geld reisen immer häufiger außerhalb vom Netz.«
    Sol hatte festgestellt, dass seine Stimme plötzlich heiser geworden war. »Gehst du zum Labyrinth oder den Artefakten, die man Zeitgräber nennt?«
    »Zu den Zeitgräbern, Dad. Ich werde mit Dr. Melio Arundez arbeiten – er weiß mehr über die Zeitgräber als jeder andere lebende Mensch.«

    »Sind sie denn nicht gefährlich?«, fragte Sol, der die Frage so behutsam wie möglich formulierte, aber dennoch die Nervosität aus seiner Stimme heraushörte.
    Rachel lächelte. »Wegen der Shrike-Legende? Nein. Seit zwei Standardjahrhunderten ist niemand mehr von dieser Legende belästigt worden.«
    »Aber ich habe Dokumente über die Probleme während der zweiten Kolonisierung dort gesehen«, sagte Sol.
    »Ich auch, Dad. Aber sie haben nichts von den großen Felsenaalen gewusst, die zum Jagen in die Wüste kommen. Wahrscheinlich haben sie ein paar Leute an diese Biester verloren und sind in Panik geraten. Du weißt ja, wie Legenden zustande kommen. Außerdem wurden die Felsenaale so gejagt, dass sie inzwischen ausgestorben sind.«
    »Es landen keine Raumschiffe dort«, beharrte Sol. »Man muss zu den Gräbern segeln. Oder zu Fuß gehen. Oder sonstwas Unmögliches.«
    Rachel lachte. »In den Anfangstagen haben die Leute, die dorthin geflogen sind, die Wirkung der Anti-Entropiefelder unterschätzt, und es gab ein paar Unfälle. Aber inzwischen wurde ein Luftschiffverkehr eingerichtet. Sie haben ein großes Hotel namens Chronos Keep am nördlichen Rand der Berge, wo jedes Jahr Hunderte Touristen absteigen.«
    »Wirst du dort wohnen?«, fragte Sarai.
    »Teils, teils. Es wird aufregend , Mom.«
    »Ich hoffe, nicht zu aufregend«, sagte Sarai, und sie hatten alle gelächelt.
     
    In den vier Jahren, die Rachel im Transit verbrachte – für sie wenige Wochen in der kryonischen Fuge –, stellte Sol fest, dass er seine Tochter weitaus mehr vermisste, als wäre sie abwesend, aber anderswo im Netz beschäftigt gewesen. Der Gedanke, dass sie mit Überlichtgeschwindigkeit von ihm fortflog
und in den künstlichen Quantenkokon der Effekte des Hawking-Antriebs gehüllt war, schien ihm unnatürlich und geheimnisvoll zu sein.
    Sie hielten sich beschäftigt. Sarai gab ihren Job als Kritikerin auf und widmete sich lokalen Umweltfragen, doch für Sol war es die hektischste Zeit seines Lebens. Sein zweites und drittes Buch kamen heraus, und das zweite – Wendepunkte der Moral – löste einen solchen Wirbel aus, dass er ständig an Konferenzen und Symposien auf anderen Welten teilnehmen musste. Er reiste zu wenigen allein, zu den meisten in Begleitung Sarais, und den beiden gefiel

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