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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wirkte plötzlich nervös. »Und an welcher der heiligen Stätten hat sie sich diese Krankheit zuzgezogen, M. Weintraub?«
    »An dem Artefakt, das man die Sphinx nennt, Eure Exzellenz.«
    Der Bischof stand so schnell auf, dass die Papiere auf seinem Schreibtisch auf den Boden flatterten. Auch ohne die Robe wäre der Mann doppelt so schwer gewesen wie Sol. In dem wallenden roten Gewand stand der Priester nun völlig aufgerichtet da und ragte über Sol auf wie die Inkarnation des roten Todes. »Sie können gehen!«, sagte der große Mann heftig. »Ihre Tochter ist das gesegnetste und verfluchteste Individuum. Weder Sie noch die Kirche … noch eine andere Macht in diesem Leben … können etwas für sie tun.«
    Sol stand – oder besser gesagt, saß – seinen Mann. »Eure Exzellenz, wenn eine Möglichkeit besteht …«
    »NEIN!«, brüllte der Bischof, der nun auch rot im Gesicht war, eine leidenschaftlich konsequente Erscheinung. Er klopfte auf den Schreibtisch. Exorzisten und Lehrmeister erschienen in der Tür, ihre schwarzen Gewänder mit den roten Verzierungen waren geheimnisvolle Spiegelbilder des Bischofs.
Die ganz in Schwarz gekleideten Ostiarien verschmolzen mit den Schatten. »Die Audienz ist beendet«, sagte der Bischof nicht so laut, aber umso endgültiger. »Ihre Tochter ist vom Avatar auserwählt worden, in einer Weise zu büßen, wie alle Sünder und Ungläubige dereinst büßen müssen. Schon sehr bald.«
    »Eure Exzellenz, wenn Ihr mir noch fünf Minuten Eurer kostbaren Zeit schenken würdet …«
    Der Bischof schnippte mit den Fingern, die Exorzisten traten vor und begleiteten Sol hinaus. Die Männer waren Lusier. Einer wäre mit fünf Gelehrten von Sols Größe fertig geworden.
    »Eure Exzellenz …«, rief Sol, als er die Hände des ersten Mannes abgeschüttelt hatte. Die drei anderen Exorzisten kamen zu seiner Unterstützung, während die gleichermaßen vierschrötigen Lehrmeister sich bereithielten. Der Bischof hatte ihnen den Rücken zugekehrt und schien in die Dunkelheit zu blicken.
    Im äußeren Sanktuarium hallten Grunzen und das Schlurfen von Sols Füßen und dann ein lauter Aufschrei, als Sols Fuß Kontakt mit den unpriesterlichsten Teilen des Anführers der Exorzisten herstellte. Der Ausgang des Gerangels blieb davon unbeeinflusst. Sol landete auf der Straße. Der letzte Ostiarius, der sich abwandte, warf Sol seinen zerdrückten Hut nach.
     
    Zehn weitere Tage auf Lusus führten zu nichts, abgesehen von Erschöpfung aufgrund der höheren Schwerkraft. Die Tempelbürokraten beantworteten seine Fragen nicht. Die Gerichte boten ihm keine Handhabe. Die Exorzisten warteten hinter der Tür des Vestibüls auf ihn.
    Sol farcastete zur Neuen Erde, nach Renaissance Vector, Fuji und TC 2 , nach Deneb Drei und Deneb Vier, aber überall blieben die Tempel des Shrike für ihn verschlossen.
    Erschöpft, frustriert und ohne Geld ’castete er nach Barnards
Welt zurück, holte das EMV vom Standplatz ab und traf eine Stunde vor Rachels Geburtstag zu Hause ein.
    »Hast du mir etwas mitgebracht, Daddy?«, fragte die aufgeregte Zehnjährige. Sarai hatte ihr an diesem Tag gesagt, dass Sol weg gewesen war.
    Sol holte ein eingewickeltes Päckchen hervor. Es war die vollständige Serie Anne auf Green Gables. Nicht das, was er ihr hatte mitbringen wollen.
    »Kann ich es aufmachen?«
    »Später, Kleines. Mit den anderen Geschenken.«
    »O bitte , Dad. Nur das eine. Bevor Niki und die anderen Kinder hier sind?«
    Sol sah Sarai in die Augen. Diese schüttelte den Kopf. Rachel erinnerte sich, dass sie Niki und Linna und ihre anderen Freunde vor ein paar Tagen zu der Party eingeladen hatte, und Sarai war noch keine Entschuldigung eingefallen.
    »Na gut, Rachel«, sagte er. »Nur das eine vor der Party.«
    Während Rachel das kleine Päckchen aufriss, sah Sol das riesige Päckchen mit dem roten Band im Wohnzimmer. Das neue Fahrrad. Rachel hatte sich ein ganzes Jahr vor ihrem zehnten Geburtstag ein Fahrrad gewünscht. Sol fragte sich erschöpft, ob sie morgen staunen würde, dass das neue Fahrrad schon einen Tag vor ihrem zehnten Geburtstag da war. Oder vielleicht würden sie das Fahrrad in der Nacht wegschaffen, während Rachel schlief.
    Sol ließ sich auf das Sofa fallen. Das rote Band erinnerte ihn an die Robe des Bischofs.
     
    Sarai war es nie leichtgefallen, die Vergangenheit zu vergessen. Jedes Mal, wenn sie die Babywäsche zusammenlegte und wegpackte, aus der Rachel herausgewachsen war, hatte sie heimliche

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