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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Flüssigkeit schwebte als Seide oder Samt, mit Verzierungen aus Onyxhermelin. Der Bischof trug an allen Fingern Ringe, deren Steine abwechselnd rot und
schwarz waren und eine beunruhigende Wirkung auf Sol aus übten.
    »Eure Exzellenz«, begann Sol. »Ich möchte mich im Voraus für alle Verletzungen des Kirchenprotokolls entschuldigen, die ich begangen habe oder begehen werde. Ich muss gestehen, ich weiß wenig über die Kirche des Shrike, aber was ich weiß, hat mich hierhergeführt. Bitte vergeben Sie mir, falls ich unabsichtlich meine Unwissenheit kundtue, indem ich Titel oder Ausdrücke falsch verwende.«
    Der Bischof bewegte die Finger vor Sol. Rote und schwarze Steine funkelten im düsteren Licht. »Titel sind unwichtig, M. Weintraub. Uns mit ›Eure Exzellenz‹ anzureden ist für einen Ungläubigen durchaus angemessen. Wir müssen Sie jedoch darauf hinweisen, dass der offizielle Name unserer bescheidenen Gruppe Kirche der Letzten Buße lautet und das Wesen, welches die Welt so unbeachtet … das Shrike … nennt, für uns, wenn wir seinen Namen überhaupt aussprechen, der Herr der Schmerzen oder, gebräuchlicher, das Avatar heißt. Bitte tragen Sie nun die wichtige Anfrage vor, die Sie laut eigenem Bekunden haben.«
    Sol verbeugte sich. »Eure Exzellenz, ich bin Lehrer …«
    »Verzeihen Sie, wenn wir unterbrechen, M. Weintraub, aber Sie sind viel mehr als ein Lehrer. Sie sind Gelehrter. Wir sind vertraut mit Ihren Schriften über moralische Hermeneutik. Die Beweisführung darin ist fehlerhaft, aber dennoch eine Herausforderung. Wir benützen sie regelmäßig in unseren Kursen über doktrinale Apologetik. Bitte fahren Sie fort.«
    Sol blinzelte. Sein Werk war außerhalb der engsten akademischen Kreise so gut wie unbekannt, daher brachte ihn diese Äußerung aus der Fassung. In den fünf Sekunden, die er brauchte, um sich zu erholen, zog er es vor zu glauben, dass der Shrike-Bischof stets wissen wollte, mit wem er sprach, und einen exzellenten Mitarbeiterstab hatte. »Eure Exzellenz,
mein Hintergrund tut nichts zur Sache. Ich wollte Euch sprechen, weil mein Kind – meine Tochter – als mögliche Folge von Forschungen krank wurde, die sie in einem Gebiet durchführte, das für Ihre Kirche nicht unbedeutend ist. Ich spreche selbstverständlich von den sogenannten Zeitgräbern auf der Welt Hyperion.«
    Der Bischof nickte bedächtig; Sol fragte sich, ob er über Rachel Bescheid wusste. »Ihnen ist bekannt, M. Weintraub, dass das Gebiet, von dem Sie sprechen … das wir als Bundeslade bezeichnen … vor kurzem vom Heimat-Regierungsrat von Hyperion für Forscher zur verbotenen Zone erklärt worden ist?«
    »Ja, Eure Exzellenz. Das habe ich gehört. Ich weiß, dass Ihre Kirche entscheidenden Einfluss darauf hatte, dass dieses Gesetz verabschiedet wurde.«
    Der Bischof zeigte keine Reaktion. Weit entfernt in der weihrauchschwangeren Dunkelheit ertönte heller Glöckchenklang.
    »Wie dem auch sei, Eure Exzellenz, ich hatte gehofft, dass ein Aspekt Ihrer Kirchendoktrin Licht auf die Krankheit meiner Tochter werfen könnte.«
    Der Bischof beugte sich nach vorne, sodass der Lichtstrahl, der ihn beschien, auf seine Stirn leuchtete und die Augen in Schatten hüllte. »Möchten Sie religiöse Unterweisungen in die Geheimnisse der Kirche erhalten, M. Weintraub?«
    Sol strich sich mit einem Finger über den Bart. »Nein, Eure Exzellenz, es sei denn, diese Vorgehensweise könnte das Befinden meiner Tochter verbessern.«
    »Wünscht Ihre Tochter, in die Kirche der Letzten Buße geweiht zu werden?«
    Sol zögerte einen Herzschlag lang. »Nochmals, Eure Exzellenz, sie möchte gesund werden. Wenn es sie heilen oder ihr helfen würde, der Kirche beizutreten, wäre dies einer sehr ernsthaften Überlegung wert.«
    Der Bischof setzte sich mit raschelnden Gewändern zurück.
Röte schien von ihm ausgehend in die Dunkelheit zu schweben. »Sie sprechen von körperlichem Wohlbefinden, M. Weintraub. Unsere Kirche ist der letzte Gebieter über die seelische Erlösung. Ist Ihnen klar, dass erstere weitgehend von letzterer abhängt?«
    »Ich weiß, dass dies eine alte und weitgehend akzeptierte Ansicht ist«, sagte Sol. »Meine Frau und ich wollen das völlige Wohlbefinden unserer Tochter.«
    Der Bischof stützte den kantigen Schädel auf die Faust. »Wie ist die Art der Krankheit Ihrer Tochter, M. Weintraub?«
    »Es ist … eine Krankheit, die mit der Zeit zusammenhängt, Eure Exzellenz.«
    Der Bischof lehnte sich nach vorne. Er

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