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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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selbst wie auch die vor ihm einschloss, und sagte leise: »Ego te absolvo.«
    Wind pfiff um die Außenmauern und heulte um die Monsterfratzen und Balkone. Licht einer hundert Millionen Kilometer entfernten Schlacht tauchte die Gruppe in blutrote Farbtöne.
    Oberst Kassad ging zur Tür. Die Gruppe machte ihm Platz.
    »Versuchen wir zu schlafen«, sagte Brawne Lamia.
    Als er später allein in seinem Schlafsack lag und hörte, wie der Wind pfiff und kreischte, legte der Konsul die Wange auf den Rucksack und zog die Decke höher. Es war Jahre her, seit er zum letzten Mal friedlich eingeschlafen war.
    Der Konsul hielt die geballte Faust an die Wange, machte die Augen zu und schlief.

EPILOG
    Der Konsul erwachte durch die Klänge einer Balalaika, die so leise gespielt wurde, dass er es zuerst für eine unterschwellige Strömung seines Traums hielt.
    Er stand auf, zitterte in der kalten Luft, schlang die Decke um sich und ging auf den langen Balkon hinaus. Es dämmerte noch nicht. Am Himmel brannten immer noch die Lichter der Schlacht.
    »Tut mir leid«, sagte Lenar Hoyt, der von dem Instrument aufsah. Der Priester hatte sich in seine Robe gekuschelt.
    »Schon gut«, sagte der Konsul. »Ich wäre sowieso wach geworden.« Das stimmte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich jemals so ausgeruht gefühlt hatte. »Bitte spielen Sie weiter« , sagte er. Die Töne waren scharf und klar, aber über dem Lärm des Windes kaum zu hören. Es war, als würde Hoyt ein Duett mit den kalten Böen von den Berggipfeln über ihnen spielen. Der Konsul fand die Klarheit beinahe schmerzhaft.
    Brawne Lamia und Oberst Kassad kamen heraus, und eine Minute später gesellte sich auch Sol Weintraub zu ihnen. Rachel wand sich in seinen Armen und streckte die Händchen zum Nachthimmel aus, als wollte sie die grellen Blüten dort ergreifen.
    Hoyt spielte. In der Stunde vor der Dämmerung nahm der Wind zu, die Monsterfratzen und Erker wirkten wie Orgelpfeifen zum kalten Fagott des Keep.
    Martin Silenus kam heraus und hielt sich den Kopf. »Kein Respekt vor einem Kater«, sagte er. Er lehnte sich auf das breite Geländer. »Wenn ich in dieser Höhe reihere, dauert es eine halbe Stunde, bis die Kotze unten ankommt.«

    Pater Hoyt blickte nicht auf. Seine Finger strichen über die Saiten des kleinen Instruments. Der Nordwestwind wurde heftiger und kälter, und die Balalaika spielte mit ihren warmen, lebendigen Klängen den Kontrapunkt. Der Konsul und die anderen hüllten sich in Decken und Capes, während der Wind zum Orkan wurde und die namenlose Musik damit Schritt hielt. Es war die seltsamste und schönste Symphonie, die der Konsul je gehört hatte.
    Der Wind wurde böig, brüllte auf, schwoll an und verstummte. Hoyt beendete seine Melodie.
    Brawne Lamia sah sich um. »Es dämmert fast.«
    »Wir haben noch eine Stunde«, sagte Oberst Kassad.
    Lamia zuckte mit den Achseln. »Warum warten?«
    »Wahrlich, warum?«, sagte Sol Weintraub. Er sah nach Osten, wo der einzige Hinweis auf den Sonnenaufgang ein fast unmerkliches Verblassen der Sternbilder war. »Sieht aus, als würde es ein schöner Tag werden.«
    »Machen wir uns fertig«, sagte Hoyt. »Brauchen wir unser Gepäck?«
    Die Pilger sahen einander an.
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte der Konsul. »Der Oberst wird das Komlog mit dem Fatlinekommunikator bringen. Nehmen Sie alles mit, was für Ihr Zusammentreffen mit dem Shrike wichtig ist. Den Rest lassen wir hier.«
    »Gut«, sagte Brawne Lamia, wandte sich von der dunklen Türöffnung ab und deutete auf die anderen. »Bringen wir es hinter uns.«
     
    Sechshunderteinundsechzig Stufen führten vom nordöstlichen Portal des Keep zum Moor unten. Es gab kein Geländer. Die Gruppe machte sich vorsichtig an den Abstieg und achtete im trügerischen Licht auf jeden Schritt.
    Als sie die Talsohle erreicht hatten, sahen sie an der Felswand
hinauf. Chronos Keep sah wie ein Teil des Berges aus, die Balkone und Außentreppen lediglich Scharten im Gestein. Gelegentlich beleuchtete eine besonders grelle Explosion ein Fenster oder warf den Schatten einer Monsterfratze, aber davon abgesehen war es, als wäre das Keep hinter ihnen verschwunden.
    Sie überquerten die flachen Hügel unter dem Keep, blieben auf dem Gras und mieden die scharfen Büsche, die Dornen gleich Krallen ausstreckten. Nach zehn Minuten hatten sie den Sand erreicht und schritten die Dünen Richtung Tal hinab.
    Brawne Lamia führte die Gruppe an. Sie trug ihr bestes Cape und einen roten

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