Die Hyperion-Gesänge
bereits dem nächsten Gast zugewendet, der von der Terminexplattform trat.
Von meinem Aussichtspunkt auf einer flachen Erhebung konnte ich mehrere tausend Gäste sehen, die sich auf mehreren hundert Hektar des gepflegten Rasens herumtrieben, darunter viele in Wäldern zu fantastischen Formen geschnittener Bäume. Über dem Rasenstreifen, wo ich stand, dessen breiter Hang bereits von der Baumreihe am Fluss überschattet wurde, lagen die offiziellen Gärten, und dahinter erhob sich der eindrucksvolle Klotz des Regierungshauses. Auf der fernen Veranda spielte eine Kapelle, verborgene Lautsprecher trugen die Musik in die entlegensten Winkel des Deer Park. Ein konstanter Zustrom EMVs kreiste von einem Farcasterportal hoch oben herunter. Einige Sekunden lang betrachtete ich die bunt gekleideten Passagiere, die auf der Plattform in der Nähe des Fußgängerterminex ausstiegen. Die Vielfalt der Flugkörper faszinierte mich; das Abendlicht glänzte nicht nur auf den üblichen Vikkens und Altz’ und Sumatsos, sondern auch auf den Rokokodecks von Schwebebarken und den Metallhüllen antiker Gleiter, die schon Kuriosa gewesen waren, als die Alte Erde noch existiert hatte.
Ich schritt den langen, sanften Hang zum Fluss Tethys hinab – an einem Steg vorbei, wo Passagiere aus einer unglaublichen Ansammlung von Wasserfahrzeugen quollen. Der Tethys
war der einzige netzweite Fluss, er strömte durch seine permanenten Farcasterportale durch Abschnitte von mehr als zweihundert Welten und Monden, und die Menschen, die an seinen Ufern lebten, gehörten zu den reichsten der Hegemonie. Das zeigten die Schiffe auf dem Fluss: große, krenelierte Kreuzer, Barken unter Segelmassen, fünfstöckige Barken, von denen viele mit Levitationsausrüstung versehen zu sein schienen; geräumige Hausboote, die offensichtlich mit eigenen Farcastern ausgerüstet waren; kleine wandernde Inseln, die von den Meeren von Maui-Covenant importiert worden waren; sportliche Schnellboote aus Prä-Hegira-Zeiten; eine Anzahl handgeschnitzte nautische EMVs von Renaissance Victor; und ein paar zeitgenössische überall tüchtige Jachten, deren Umrisse hinter nahtlosen, reflektierenden Oberflächen von Sperrfeldern verborgen waren.
Die Gäste, die diesen Transportmitteln entstiegen, waren nicht weniger herausgeputzt und eindrucksvoll als ihre Vehikel: Der persönliche Stil variierte von konservativer Prä-Hegira-Abendkleidung an Körpern, die offensichtlich nie mit Poulsen-Behandlungen in Berührung gekommen waren, bis zum letzten Schrei der Woche auf TC 2 an Gestalten, die von den berühmtesten ARNisten des Netzes gestaltet worden waren.
Dann ging ich weiter und verweilte gerade lange genug an einem Tisch, um mir den Teller mit Roastbeef, Salat, Filet von Himmelstintenfisch, Parvaticurry und frisch gebackenem Brot zu füllen.
Bis ich einen Sitzplatz in den Gärten gefunden hatte, war das düstere Abendlicht in Dämmerung übergegangen, und die Sterne kamen heraus. Die Lichter der nahegelegenen Stadt und des Regierungsgebäudes waren zur Beobachtung der Armada heute Abend gedämpft worden, daher war der Nachthimmel von Tau Ceti Center klarer, als er es seit Jahrhunderten gewesen war.
Eine Frau in der Nähe sah zu mir herüber und lächelte. »Ich bin sicher, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
Ich lächelte zurück und war sicher, dass es nicht so war. Sie war sehr attraktiv, etwa doppelt so alt wie ich, Ende fünfzig Standard, sah aber dank Geld und Poulsen jünger aus als ich mit meinen sechsundzwanzig. Ihre Haut war so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte. Das Haar hatte sie zu einem hochgesteckten Zopf geflochten. Die Brüste, die das Spitzenkleid mehr enthüllte als bedeckte, waren makellos. Ihre Augen blickten grausam.
»Möglicherweise«, sagte ich, »auch wenn es unwahrscheinlich ist. Mein Name ist Joseph Severn.«
»Natürlich«, sagte sie. »Sie sind Künstler.«
Ich war kein Künstler. Ich war Dichter – gewesen. Aber die Severn-Identität, in der ich seit dem Tod und der Geburt meiner wahren Persönlichkeit vor einem Jahr wohnte, machte mich zum Künstler. So stand es in meiner Akte im All-Wesen.
»Daran habe ich mich erinnert«, sagte die Dame lachend. Sie log. Sie hatte sich mit ihren teuren Komlogimplantaten Zugang zur Datensphäre verschafft.
Ich musste mich nicht einklinken – ein häßliches, unschönes Wort, das ich verabscheute, obwohl es so alt war. Ich schloss im Geist die Augen und war in der Datensphäre, glitt an
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