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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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lachte schnaubend. »Die Perspektive eines Künstlers ? Bei allem gebührenden Respekt, Präsidentin, was genau soll das bedeuten?«
    Gladstone lächelte. Statt dem General zu antworten, wandte sie sich wieder an mich. »Was halten Sie von der Parade der Armada, M. Severn?«
    »Hübsch«, sagte ich.
    General Morpurgo gab wieder ein Geräusch von sich. »Hübsch? Er sieht die größte Konzentration von Feuerkraft der Raumstreitkräfte in der Geschichte der Galaxis und nennt es hübsch ?« Er drehte sich zu einem anderen Militär um und schüttelte den Kopf.
    Gladstones Lächeln wankte nicht. »Und was ist mit dem Krieg?«, fragte sie mich. »Haben Sie eine Meinung zu unserem Versuch, Hyperion vor den Ouster-Barbaren zu retten?«
    »Dumm«, sagte ich.
    Es wurde totenstill im Raum. Gegenwärtige Echtzeitdemoskopie verriet, dass achtundneunzig Prozent Präsidentin Gladstones Entscheidung billigten, zu kämpfen statt die Kolonialwelt Hyperion den Ousters zu überlassen. Gladstones politische Zukunft hing von einem positiven Ausgang dieses Konflikts ab. Die Männer und Frauen in diesem Raum waren die Verantwortlichen für die Formulierung der Politik, für den
Entschluss zur Invasion und die Ausführung der Logistik. Das Schweigen zog sich in die Länge.
    »Warum ist er dumm?«, fragte Gladstone leise.
    Ich machte eine Geste mit der rechten Hand. »Die Hegemonie hat seit ihrer Gründung vor siebenhundert Jahren keinen Krieg geführt«, sagte ich. »Es ist Dummheit, ihre grundsätzliche Stabilität auf diese Weise auf die Probe zu stellen.«
    »Kein Krieg!«, brüllte General Morpurgo. Er umklammerte mit gewaltigen Pranken seine Knie. »Und wie würden Sie die Rebellion von Glennon-Height nennen?«
    »Eine Rebellion«, sagte ich. »Einen Aufstand. Einen Polizeieinsatz.«
    Senator Kolchev bleckte die Zähne – ein Lächeln, das keinerlei Heiterkeit ausdrückte. Er stammte von Lusus und schien mehr Muskeln als Mensch zu sein. »Flotteneinsatz«, sagte er, »eine halbe Million Tote, zwei FORCE-Divisionen mehr als ein Jahr lang im Gefecht. Schöner Polizeieinsatz, Junge.«
    Ich sagte nichts.
    Leigh Hunt, ein älterer, verbrauchter Mann, der angeblich Gladstones engster Vertrauter war, räusperte sich. »Aber was M. Severn sagt, ist interessant. Wo sehen Sie den Unterschied zwischen diesem … äh … Konflikt und den Glennon-Height-Kriegen, Sir?«
    »Glennon-Height war ein ehemaliger FORCE-Offizier«, sagte ich und wusste, ich sprach das Offensichtliche aus. »Die Ousters sind seit Jahrhunderten eine unbekannte Macht. Die Rebellenstreitkräfte waren bekannt, ihr Potential leicht einzuschätzen – die Schwärme der Ousters sind seit der Hegira außerhalb des Netzes. Glennon-Height blieb im Protektorat und überfiel Welten, die nicht weiter als zwei Monate Zeitschuld vom Netz entfernt waren – Hyperion aber ist drei Jahre von Parvati entfernt, der nächsten Sammelstelle im Netz.«

    »Glauben Sie, an das alles hätten wir nicht gedacht?«, fragte General Morpurgo. »Was ist mit der Schlacht von Bressia? Dort haben wir schon einmal gegen die Ousters gekämpft. Das war keine … Rebellion.«
    »Ruhe, bitte«, sagte Leigh Hunt. »Fahren Sie fort, M. Severn.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Der bedeutendste Unterschied ist, dass wir es diesmal mit Hyperion zu tun haben«, sagte ich.
    Senatorin Richeau, eine der anwesenden Frauen, nickte darauf, als hätte ich meinen Standpunkt unzweifelhaft erklärt. »Sie haben Angst vor dem Shrike«, sagte sie. »Gehören Sie der Kirche der Letzten Buße an?«
    »Nein«, sagte ich, »ich bin kein Mitglied des Shrike-Kults.«
    »Was sind Sie dann ?«, wollte Morpurgo wissen.
    »Ein Künstler«, log ich.
    Leigh Hunt lächelte und wandte sich an Gladstone. »Ich stimme zu, dass wir diese Perspektive gebraucht haben, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, Präsidentin« , sagte er und deutete zum Fenster, wo das Holobild die immer noch applaudierende Menge zeigte, »aber die notwendigen Punkte, die unser Freund, der Künstler, angesprochen hat, sind alle in vollem Umfang erwogen und bedacht worden.«
    Senator Kolchev räusperte sich. »Ich spreche nur ungern das Nächstliegende an, wo wir doch alle versessen zu sein scheinen, es zu ignorieren, aber besitzt dieser … Herr … einen hinreichenden Vertrauensstatus, dass er bei so einer Unterredung zugegen sein darf?«
    Gladstone nickte und ließ das verhaltene Lächeln sehen, das so viele Karikaturisten darzustellen versucht hatten.

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