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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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auferstehen dank dieses Kruziformdings auf seiner Brust – zwei von den verdammten Dingern, der Typ ist echt groß im Auferstehungsgeschäft – und zurückgeschlurft kommen wie eine gehirngeschädigte Ausgabe des Geistes von Hamlets Daddy. Was sollen wir dann machen?«
    »Seien Sie still!«, sagt Brawne Lamia. Sie wickelt Hoyts Leichnam in eine Lage Leinwand, die sie aus dem Zelt mitgebracht hat.
    »Seien Sie doch selber still!«, kreischt Silenus. »Hier schleicht ein Monster herum. Der alte Grendel persönlich ist irgendwo da draußen und wetzt sich die Nägel zum nächsten Schmaus, wollen Sie da wirklich, dass sich auch noch Hoyts Zombie zu unserer fröhlichen Gruppe gesellt? Wissen Sie noch, wie er die Bikura beschrieben hat? Die haben sich jahrhundertelang von der Kruziform zurückbringen lassen, und mit ihnen zu reden, war wie ein Gespräch mit einem zweibeinigen Schwamm. Möchten Sie wirklich , dass Hoyts Leichnam uns begleitet?«
    »Zwei«, sagt der Konsul.

    »Was?« Martin Silenus wirbelt herum, rutscht aus und landet neben dem Leichnam auf den Knien. Er lehnt sich an den alten Gelehrten. »Was haben Sie gesagt?«
    »Zwei Kruziformen«, sagt der Konsul. »Seine und die von Pater Paul Duré. Wenn seine Geschichte über die Bikura wahr ist, dann werden sie … beide auferstehen.«
    »Gütiger Heiland«, sagt Silenus und setzt sich in den Sand.
    Brawne Lamia hat den Leichnam des Priesters eingewickelt. Sie betrachtet ihn. »Daran kann ich mich aus Pater Durés Geschichte über den Bikura Alpha erinnern«, sagt sie. »Aber ich verstehe es immer noch nicht. Irgendwo muss doch das Gesetz von der Erhaltung der Masse ins Spiel kommen.«
    »Dann werden es eben kleine Zombies«, sagt Martin Silenus. Er zieht den Pelzmantel enger um sich und schlägt mit der Faust auf den Boden.
    »Wir hätten so viel lernen können, wenn das Schiff gekommen wäre«, sagt der Konsul. »Die Autodiagnostik hätte …« Er verstummt und gestikuliert. »Seht. Es ist nicht mehr so viel Sand in der Luft. Vielleicht lässt der Sturm …«
    Blitze zucken, dann fängt es an zu regnen, und die eisigen Tropfen prasseln ihnen tückischer in die Gesichter als der Sandsturm zuvor.
    Martin Silenus fängt an zu lachen. »Das ist doch eine Scheißwüste!«, brüllt er himmelwärts. »Wahrscheinlich ertrinken wir in einer Sturmflut!«
    »Wir müssen Schutz suchen«, sagt Sol Weintraub. Das Gesicht seines Babys ist in einem Schlitz des Mantels zu sehen. Rachel weint; ihr Gesicht ist rot. Sie sieht wie ein Neugeborenes aus.
    »Chronos Keep?«, sagt Lamia. »Das ist ein paar Stunden …«
    »Zu weit«, sagt der Konsul. »Kampieren wir in einem der Gräber.«
    Silenus lacht wieder. Er sagt:
    »Und die zum Opfer ziehen, wer sind die?
Mysterien-Priester, diese Färse hier
Zu welchem grünen Altar führst du sie?
Die brüllt, an seidnen Flanken blühnde Zier?«
    »Heißt das ja?«, fragt Lamia.
    »Es heißt verflucht, warum nicht?«, erwidert Silenus lachend. »Warum sollen wir es unserer kalten Muse schwermachen, uns zu finden? Und während wir warten, können wir zusehen, wie unser Freund hier verwest. Was hat Duré gesagt, wie lange haben die Bikura gebraucht, um wieder zu ihrer Herde zurückzukehren, wenn der Tod ihr Grasen unterbrochen hatte?«
    »Drei Tage«, sagt der Konsul.
    Martin Silenus schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Wie überaus passend – das Neue Testament, sehr schlau. Bis dahin wird unser Shrike-Wolf vielleicht noch ein paar Schäfchen aus dieser Herde reißen. Glaubt ihr, es würde dem Padre etwas ausmachen, wenn ich mir für alle Fälle eine Kruziform ausleihe? Ich meine, schließlich hat er eine übrig …«
    »Gehen wir«, sagt der Konsul. Regen tropft als konstanter Strom von seinem Dreispitz. »Wir bleiben bis zum Morgen in der Sphinx. Ich trage Kassads Ausrüstung und den Möbiuskubus. Brawne, Sie nehmen Hoyts Sachen und Sols Rucksack. Sol, Sie halten das Baby warm und trocken.«
    »Was ist mit dem Padre?«, fragt der Dichter und deutet mit dem Daumen auf den Leichnam.
    »Sie tragen Pater Hoyt«, sagte Brawne Lamia leise und dreht sich um.
    Martin Silenus macht den Mund auf, sieht die Pistole in Lamias Hand, zuckt mit den Achseln und bückt sich, um den Leichnam auf die Schulter zu heben. »Wer wird Kassad tragen,
wenn wir ihn finden?«, fragt er. »Er könnte natürlich in so viel Stücken sein, dass wir alle …«
    »Bitte seien Sie still«, sagt Lamia

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