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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ellbogen auf den Tisch gestemmt und stützte den Kopf mit zwei Fingern der rechten Hand an der Wange, zwei unter dem Kinn und dem Daumen am Kiefer – eine Geste erschöpfter Aufmerksamkeit. »Admiral« , sagte sie leise, »ich finde, Senator Kolchevs Frage ist durchaus berechtigt, aber die Situation, die Sie uns im Verlauf
dieser Sitzung umrissen haben, beantwortet sie.« Sie wandte sich an Kolchev. »Gabriel, wir haben uns verschätzt. Mit dieser Konzentration von FORCE können wir bestenfalls ein Patt herbeiführen. Die Ousters sind gemeiner, zäher und zahlreicher, als wir gedacht haben.« Sie richtete den müden Blick wieder auf Nashita. »Admiral, wie viele Schiffe brauchen Sie noch?«
    Nashita holte Luft und war offensichtlich aus dem Konzept gebracht, weil diese Frage schon so früh im Verlauf der Sitzung gestellt wurde. Er sah zu Morpurgo und den anderen Oberbefehlshabern und faltete dann die Hände wie ein Bestattungsunternehmer. »Zweihundert Kriegsschiffe«, sagte er. »Mindestens zweihundert.«
    Ein Raunen ging durch den Saal. Ich sah von meiner Skizze auf. Alle flüsterten oder veränderten die Haltung, außer Gladstone. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff.
    Die gesamte Flotte der Schlachtschiffe von FORCE:Weltraum bestand aus nicht einmal sechshundert. Selbstverständlich war jedes einzelne schwindelerregend teuer – die wenigsten planetaren Ökonomien konnten es sich leisten, mehr als ein oder zwei interstellare Großraumschiffe zu bauen, und schon eine Handvoll Schlachtschiffe mit Hawking-Antrieben konnte eine Kolonialwelt in den Bankrott treiben. Und jedes verfügte über eine höllische Kampfkraft: Ein Schlachtschiffträger konnte eine Welt vernichten, eine Streitmacht von Kreuzern und Spinschiff-Zerstörern konnte eine Sonne auslöschen. Es war denkbar, dass die Hegemonieschiffe, die bereits im Hyperion-System zusammengezogen worden waren, die meisten Sternsysteme im Netz vernichten konnten, wenn man sie durch die große Transitfarcastermatrix von FORCE kanalisierte; vor einem Jahrhundert waren weniger als fünfzig Schiffe des Typs, den Nashita verlangte, in der Lage gewesen, die Flotte von Glennon-Height zu zerstören und die Meuterei ein für alle Mal zu unterdrücken.

    Aber das wahre Problem von Nashitas Bitte lag darin, zwei Drittel der Hegemonieflotte gleichzeitig im Hyperion-System zu konzentrieren. Ich spürte förmlich, wie Besorgnis durch die Politiker und Machthaber lief wie ein elektrischer Strom.
    Senatorin Richeau von Renaissance Vector räusperte sich. »Admiral, wir haben noch nie solche Truppenverbände zusammengezogen, oder?«
    Nashitas Kopf drehte sich so mühelos, als säße er auf einem Kugellager. Die finstere Miene zuckte nicht. »Wir haben es noch nie mit einem Einsatz der Flotte zu tun gehabt, der so wichtig für die Zukunft der Hegemonie gewesen wäre, Senatorin Richeau.«
    »Ja, das ist mir bewusst«, sagte Richeau. »Aber ich wollte mit meiner Frage ausdrücken, welche Auswirkungen das auf die Verteidigungskraft des Netzes an anderer Stelle haben würde. Ist das nicht ein schreckliches Risiko?«
    Nashita brummte etwas Unverständliches, und die Darstellungen im weiten Raum hinter ihm wirbelten, verschwammen und fügten sich zu einem faszinierenden Bild der Milchstraße, wie man sie von oberhalb der Ebene ihrer Ekliptik aus sah; der Winkel veränderte sich, während wir mit atemberaubender Geschwindigkeit auf einen Spiralarm zuzurasen schienen, bis das blaue Gitter des Farcasternetzes sichtbar wurde, die Hegemonie, ein unregelmäßiger goldener Nukleus mit Türmen und Pseudopodien, die sich in den grünen Nimbus des Protektorats hinein erstreckten. Das Muster des Netzes wirkte wahllos und zwergenhaft angesichts der gewaltigen Größe der Galaxis, aber diese beiden Eindrücke gaben die Wirklichkeit zutreffend wieder.
    Dann veränderte sich das Schaubild erneut, und das Netz nebst Kolonialwelten wurde zum Universum, abgesehen von ein paar hundert verstreuten Sternen, die allem die erforderliche Perspektive verliehen.

    »Dies sind die Positionen unserer Flotteneinheiten derzeit« , sagte Admiral Nashita. Inmitten und jenseits von Gold und Grün leuchteten plötzlich mehrere hundert grellorangefarbene Pünktchen auf; die dichteste Konzentration befand sich um einen entlegenen Protektoratsstern, in dem ich verspätet Hyperions Sonne erkannte. »Und dies sind die Schwärme der Ousters in ihren aktuellsten Positionen.« Ein Dutzend roter Linien erschien,

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