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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wiederholte Admiral Nashita und lächelte ein seltsam jungenhaftes Lächeln. »Bemühen Sie Ihre Komlogs nicht, meine Damen und Herren. Madhya ist ein ›schwaches‹ System, das in Adresslisten und zivilen Farcasterkarten nicht erscheint. Wir reservieren es für eben solche Zwecke. Madhya ist mit einem bewohnbaren Planeten, der nur zum Erzabbau und für unsere Stützpunkte taugt, die allerbeste Rückzugsposition. Sollten die Schiffe der Ousters das Unmögliche schaffen und unsere Verteidigungen und Portale um Hyperion erobern, dann können sie ausschließlich nach Madhya, wo ausreichend automatische Feuerkraft auf alles und jedes gerichtet ist, das durchkommt. Sollte das Unmögliche gar in die zweite Potenz erhoben werden und ihre Flotte den Transfer ins Madhya-System überstehen, würden sich die Farcasterverbindungen von dort nach draußen automatisch selbst zerstören, und ihre Kriegsschiffe wären Jahre vom Netz entfernt gestrandet.«
    »Ja«, sagte Senatorin Richeau, »aber unsere ebenfalls. Zwei Drittel unserer Flotte würden im Hyperion-System festsitzen.«
    Nashita stand bequem. »Das stimmt«, sagte er, »aber die Befehlshaber und ich selbst haben viele Male über diesen unwahrscheinlichen – man kann sagen statistisch unmöglichen  – Fall diskutiert. Wir halten das Risiko für akzeptabel.
Sollte das Unmögliche eintreten, würden wir immer noch über mehr als zweihundert Kriegsschiffe als Reserve verfügen, um das Netz zu verteidigen. Schlimmstenfalls würden wir das Hyperion-System verlieren, nachdem wir den Ousters einen schweren Schlag zugefügt haben, der an sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit allen künftigen Aggressionen ein Ende bereiten würde. Aber das ist auf gar keinen Fall der Ausgang, mit dem wir rechnen. Wenn zweihundert Kriegsschiffe bald transferiert werden – innerhalb der nächsten acht Standardstunden  –, sehen unsere Demoskopen und die des KI-Ratskonzils eine Wahrscheinlichkeit von neunundneunzig Prozent, dass der angreifende Ousterschwarm vernichtend geschlagen wird – bei minimalen Verlusten unserer eigenen Streitkräfte.«
    Meina Gladstone wandte sich an Ratgeber Albedo. Im spärlichen Licht war die Projektion perfekt. »Ratgeber, ich habe nicht gewusst, dass dem Rat diese Frage vorgelegt wurde. Ist die Zahl von neunundneunzig Prozent zuverlässig?«
    Albedo lächelte. »Ziemlich zuverlässig, Präsidentin. Und der Wahrscheinlichkeitsfaktor betrug 99,962794 Prozent.« Das Lächeln wurde noch breiter. »Das ist so ermutigend, dass man es getrost riskieren kann, einmal eine Zeitlang alle Eier in einen Korb zu legen.«
    Gladstone lächelte nicht. »Admiral, wie lange werden die Kampfhandlungen Ihrer Meinung nach noch andauern, wenn Sie die Verstärkung bekommen?«
    »Eine Standardwoche, Präsidentin. Höchstens.«
    Gladstone zog die linke Augenbraue hoch. »So wenig?«
    »Ja, Präsidentin.«
    »General Morpurgo? Die Meinung von FORCE:Bodentruppen?«
    »Wir stimmen zu, Präsidentin. Verstärkung ist erforderlich, und zwar umgehend. Transporter werden schätzungsweise
hunderttausend Marines und Infanteristen befördern, um die Überreste des Schwarms einzusammeln.«
    »In sieben Standardtagen oder weniger?«
    »Ja, Präsidentin.«
    »Admiral Singh?«
    »Unbedingt notwendig, Präsidentin.«
    »General Van Zeidt?«
    Gladstone rief einen nach dem anderen sämtliche Oberbefehlshaber auf und fragte sogar den Kommandanten der Militärakademie Olympus, der vor Stolz darüber, dass er gefragt wurde, fast platzte. Einer nach dem anderen verliehen sie ihrem Ruf nach Verstärkung Ausdruck.
    »Kommandant Lee?«
    Alle Blicke richteten sich auf den jungen Marineoffizier. Ich bemerkte die steifen Haltungen und finsteren Mienen der dienstälteren Militärs und wusste plötzlich, dass Lee auf Bitte der Präsidentin hier war, und nicht aufgrund der Güte seiner Vorgesetzten.
    Mir fiel ein, dass Gladstone einmal gesagt hatte, der junge Kommandant Lee würde die Initiative und Intelligenz unter Beweis stellen, die FORCE manchmal fehlten; ich vermutete, dass die Laufbahn des Mannes wegen seiner Teilnahme an dieser Versammlung zu Ende war.
    Kommandant William Ajunta Lee bewegte sich unbehaglich auf seinem Stuhl. »Bei allem gebührenden Respekt, Präsidentin, ich bin nur ein junger Marineoffizier und nicht qualifiziert, eine Meinung über Fragen von solcher strategischer Tragweite zu äußern.«
    Gladstone lächelte nicht. Ihr Nicken war fast unmerklich. »Das weiß ich zu schätzen,

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