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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Korb?«, fuhr sie fort.
    Nashita kam nach vorn, legte die Hände auf den Tisch und drückte die gespreizten langen Finger entschlossen nach unten. Diese Entschlossenheit entsprach der starken Persönlichkeit dieses kleinen Mannes; er gehörte zu den seltenen Menschen, die die Aufmerksamkeit und den Gehorsam anderer mühelos auf sich ziehen können. »Nein, Präsidentin, keineswegs.« Ohne sich umzudrehen, deutete er auf das Display hinter sich. »Selbst die Schwärme, die uns am nächsten sind,
könnten die Hegemonie nicht ohne eine Vorwarnzeit von zwei Monaten per Hawking-Antrieb erreichen – das entspricht drei Jahren unserer Zeit. Unsere Flotteneinheiten im Hyperion-System würden selbst unter der Annahme, dass sie weit verstreut und in Gefechte verwickelt sind, keine fünf Stunden brauchen, um sich zurückzuziehen und an jede beliebige Stelle im Netz überzuwechseln.«
    »Das schließt keine Flotteneinheiten außerhalb des Netzes ein«, sagte Senatorin Richeau. »Die Kolonien dürfen nicht ungeschützt bleiben.«
    Nashita gestikulierte wieder. »Die zweihundert Kriegsschiffe, die wir hinzuziehen werden, um dem Feldzug im Hyperion-System die entscheidende Wende zu geben, sind diejenigen, die bereits im Netz sind, oder diejenigen, die mit Sprungschiff-Farcasteranlagen ausgerüstet sind. Die unabhängigen Flottenverbände, die den Kolonien zugeteilt sind, werden nicht abgezogen.«
    Gladstone nickte. »Was wäre, wenn das Portal über Hyperion von den Ousters beschädigt oder erobert werden würde?«
    Dem Rücken, Nicken und Murmeln der Zivilisten um den Tisch entnahm ich, dass sie eine der Hauptbefürchtungen ausgesprochen hatte.
    Nashita nickte und ging zu dem kleinen Podest zurück, als ob er genau auf diese Frage gewartet hätte und froh wäre, dass die Nebensächlichkeiten überwunden waren. »Ausgezeichnete Frage«, sagte er. »Sie wurde in vorhergehenden Sitzungen kurz gestreift, aber ich möchte mich nun ausführlicher mit dieser Möglichkeit beschäftigen. Zunächst einmal haben wir Ausweichmöglichkeiten, was die Farcasterkapazität betrifft, denn es sind momentan nie weniger als zwei Sprungschiffe im System, und wir planen drei weitere, wenn die Verstärkung eintreffen sollte. Die Chancen, dass alle fünf
Schiffe zerstört werden, sind sehr, sehr gering – fast bedeutungslos, wenn man die Verteidigungsmöglichkeiten mit der verstärkten Task Force bedenkt. Zum Zweiten sind die Chancen, dass die Ousters einen intakten militärischen Farcaster erobern und damit eine Invasion des Netzes bewerkstelligen, gleich null. Jedes Schiff – jedes Individuum  –, das durch ein FORCE-Portal geht, muss sich durch fälschungssicher codierte Mikrotransponder identifizieren, die täglich geändert werden …«
    »Könnten die Ousters diese Codes nicht knacken und ihre eigenen eingeben?«, fragte Senator Kolchev.
    »Unmöglich.« Nashita schritt mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf dem kleinen Podest auf und ab. »Die Änderung der Codes erfolgt täglich via Fatline-Einwegsignal von FORCE-Hauptquartieren im Netz …«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich und war erstaunt, meine eigene Stimme zu hören, »aber ich selbst habe heute Morgen einen kurzen Besuch im Hyperion-System gemacht und nichts von Codes bemerkt.«
    Köpfe drehten sich. Admiral Nashita machte wieder erfolgreich den Eindruck einer Eule, deren Kopf sich auf einem geschmierten Kugellager dreht. »Dennoch, M. Severn«, sagte er, »sind Sie und M. Hunt codiert worden – schmerzlos und unauffällig mit Infrarotlasern an beiden Enden des Farcastertransits.«
    Ich nickte und war einen Moment lang erstaunt, dass der Admiral sich meinen Namen gemerkt hatte, bis mir einfiel, dass auch er Implantate besaß.
    »Drittens«, fuhr Nashita fort, als hätte ich überhaupt nichts gesagt, »sollte das Unmögliche eintreten und Streitkräfte der Ousters unsere Verteidigung überwinden, unsere Farcaster intakt erobern und die fälschungssicheren Transit-Codesysteme decodieren, um damit eine Technologie zu aktivieren, mit
der sie nicht vertraut sind und die wir ihnen seit vier Jahrhunderten vorenthalten – dann wären ihre sämtlichen Bemühungen immer noch vergebens, denn der gesamte militärische Verkehr wird über den Stützpunkt auf Madhya nach Hyperion weitergeleitet.«
    »Wo?«, ertönte ein Stimmenchor.
    Ich hatte nur durch Brawne Lamias Geschichte vom Tod ihres Klienten von Madhya gehört. Sie und Nashita sprachen es »Mud-je« aus.
    »Madhya«,

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