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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Fassade. Wer immer dies erbaut hatte, hatte es bewerkstelligt, indem er den Abschnitt unter dem Überhang verbreitert und eine gerade, glatte Wand in den Granit des Plateaus gehauen hatte, um sich dann direkt ins Gestein der Klippe hineinzuarbeiten. Ich strich mit den Händen über die tiefen Furchen der schmückenden Reliefs um die Türen herum. Glatt. Alles war von der Zeit geglättet und abgenutzt und weicher gemacht worden, selbst hier, wo die schützende Lippe des Überhangs es weitgehend vor den Elementen verbarg. Wie viele Jahrtausende war dieser … Tempel schon in die Südwand der Kluft gehauen?
    Das Buntglas bestand weder aus Glas noch aus Plastik, sondern aus einer dicken, transparenten Substanz, die sich so hart wie der umliegende Fels anfühlte. Und das Fenster war auch nicht aus einzelnen Elementen zusammengesetzt; die Farben wirbelten, verblassten, schmolzen und gingen ineinander über wie Öl auf Wasser.
    Ich nahm die Taschenlampe aus dem Rucksack, berührte eine der Türen und erstarrte, als das hohe Portal mit Leichtigkeit nach innen schwang.
    Ich betrat das Vestibül – ein anderes Wort gibt es nicht dafür –, durchquerte den stillen Abschnitt von zehn Metern und blieb vor einer weiteren Wand stehen, die ebenfalls aus dem Buntglasmaterial bestand, das jetzt hinter mir leuchtete und das Vestibül mit dem Licht hundert subtiler Nuancen erfüllte. Bei Sonnenuntergang würden direkte Strahlen der Sonne diesen
Raum mit unglaublich leuchtenden Farben erhellen, auf die Buntglaswand vor mir fallen und beleuchten, was immer dahinter liegen mochte.
    Ich fand die einzige Tür, mit dünnem, dunklem Metall eingefasst, das in den Buntglasstein eingelassen war, und trat ein.
    Auf Pacem haben wir – so gut wir es mit uralten Fotos und Holos konnten – die Basilika des Petersdoms originalgetreu nachgebaut, wie sie im alten Vatikan stand. Die Kirche ist fast zweihundert Meter lang und hundertdreißig breit und kann fünfzigtausend Gläubige aufnehmen, wenn Seine Heiligkeit die Messe liest. Wir hatten aber nie mehr als fünftausend Besucher dort, nicht einmal wenn der Rat der Bischöfe aller Welten alle dreiundvierzig Jahre zu einer Vollversammlung zusammenkam. In der zentralen Apsis, wo unsere Kopie von Berninis Thron in St. Peter steht, erhebt sich die große Kuppel mehr als hundertdreißig Meter über den Boden des Altars. Ein wirklich eindrucksvoller Raum.
    Dieser hier war größer.
    Im trüben Licht nahm ich meine Taschenlampe zu Hilfe, um sicherzugehen, dass ich mich wirklich in einem einzigen gigantischen Raum befand – einer riesigen Halle, die aus solidem Felsgestein geschlagen worden war. Ich schätzte, dass die glatten Wände zu einer Decke emporstrebten, die nur wenige Meter unter der Oberfläche der Klippe sein konnte, wo die Bikura ihre Hütten errichtet hatten. Hier waren keine Verzierungen zu sehen, kein Mobiliar, keine Spur irgendeines Zugeständnisses an Form und Funktion, abgesehen von einem Objekt, das ziemlich genau in der Mitte dieser unermesslichen, hallenden Höhle von einem Raum lag.
    In der Mitte der großen Halle befand sich ein Altar – ein Steinklotz, fünf Meter im Quadrat, der stehengelassen worden war, als man den Rest ausgehöhlt hatte –, und über diesem Altar befand sich ein Kreuz.

    Vier Meter hoch, drei Meter breit, im frühen Stil der kostbaren Kruzifixe der Alten Erde geschnitzt, stand das Kreuz der Buntglaswand gegenüber, als wartete es auf die Sonne und die Explosion von Licht, die die eingelegten Diamanten, Saphire, Blutkristalle, Lapislazuliperlen, Königinnentränen, Onyxe und anderen Edelsteine entzünden würde, die ich beim Näherkommen im Schein der Taschenlampe erkennen konnte.
    Ich kniete nieder und betete. Ich schaltete die Taschenlampe aus und wartete ein paar Minuten, bis meine Augen das Kreuz im trüben, rauchigen Licht erkennen konnten. Das war zweifellos die Kruziform, von der die Bikura immer sprachen. Und es war vor vielen tausend – vielleicht zehntausend – Jahren hier errichtet worden, lange bevor die Menschheit die Alte Erde verlassen hatte. Mit ziemlicher Sicherheit bevor Christus in Galiläa gelehrt hat.
    Ich betete.
    Heute sitze ich im Sonnenschein, nachdem ich die Holodiscs angesehen habe. Ich konnte bestätigen, was mir nach meiner Rückkehr auf die Klippe, nach der Entdeckung der »Basilika« , wie ich sie jetzt nenne, kaum aufgefallen war. Am Sims vor der Basilika befinden sich Stufen, die noch weiter in die Kluft hinab

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