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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Farcasterterminex gefunden hatte und trat durch, um das Ende der Welt zu finden.
     
    Es gab zwei uneingeschränkt zugängliche Farcasterwege durch das Netz: den Concourse und den Fluss Tethys. Ich ’castete zum Concourse, wo der einen halben Kilometer lange Streifen von Tsingtao-Hsishuang Panna mit der Neuen Erde und dem kurzen Küstenstreifen von Nimmermehr verbunden war. Tsingtao-Hsishuang Panna war eine Welt der ersten Angriffswoge, fünfunddreißig Stunden vom Gemetzel durch
die Ousters entfernt. Die Neue Erde stand auf der Liste der zweiten Angriffswelle, wie gerade bekanntgegeben wurde, und hatte noch etwas mehr als eine Standardwoche Zeit bis zur Invasion. Nimmermehr lag tief im Netz, Jahre von einem möglichen Angriff entfernt.
    Keine Spur von Panik. Die Leute hielten sich an die Datensphäre und das All-Wesen und zogen nicht auf die Straßen. Als ich durch die schmalen Gassen von Tsingtao schritt, konnte ich Gladstones Stimme aus tausend Empfängern und persönlichen Komlogs hören, ein seltsamer verbaler Unterton zu den Rufen von Straßenhändlern und dem Zischen von Reifen auf nassem Asphalt, wenn oben auf den Transportebenen Rikschas vorbeifuhren.
    »… wie ein anderer Führer seinem Volk vor fast achthundert Jahren am Vorabend eines Angriffs gesagt hat: ›Ich kann nichts anderes bieten als Blut, Plackerei, Tränen und Schweiß.‹ Sie fragen: Was ist unsere Politik? Ich antworte Ihnen: Sie ist, Krieg zu führen, im All, zu Land, in der Luft, zu Wasser. Krieg zu führen mit allen Mitteln und mit aller Stärke, die uns Recht und Gerechtigkeit geben können. Das ist unsere Politik …«
    In der Nähe der Transportzone zwischen Tsingtao und Nimmermehr hielten sich Truppen von FORCE auf, aber der Strom der Passanten schien ganz normal zu sein. Ich fragte mich, wann das Militär die Fußgängerpassage des Concourse für Militärtransporte requirieren und ob dieser zur Front oder davon wegführen würde.
    Ich trat nach Nimmermehr durch. Hier waren die Straßen trocken, abgesehen von der gelegentlichen Gischt des Ozeans, der dreißig Meter unter den Steinpfaden des Concourse lag. Der Himmel wies die üblichen bedrohlichen Ocker- und Grautöne auf, geheimnisvolles Zwielicht mitten am Tag. Auf kleinen Steinstufen prangten Lichter und Waren. Mir fiel auf, dass die Straßen nicht so bevölkert waren wie sonst; Leute standen
in Geschäften oder saßen auf Steintreppen und Bänken, hielten den Kopf gesenkt und hörten mit geistesabwesenden Blicken zu.
    »… Sie fragen: Was ist unser Ziel? Ich antworte mit einem Wort: Sieg. Es ist der Sieg, Sieg um jeden Preis, Sieg trotz Terror, Sieg, so lang und hart der Weg auch sein mag. Denn ohne Sieg gibt es kein Überleben …«
    Die Schlangen am Hauptterminex von Edgartown waren kurz. Ich codierte Mare Infinitus und trat durch.
    Der Himmel war wie gewohnt wolkenlos grün, das Meer unter der schwebenden Stadt dunkler grün. Kelpfarmen schwebten am Horizont. So weit vom Concourse entfernt war die Menge noch dünner; die Gehwege waren fast verlassen, einige Geschäfte hatten geschlossen. Eine Gruppe Männer stand in der Nähe eines Schlafbootdocks und lauschte einem antiken Fatlineempfänger. In der Meeresluft klang Gladstones Stimme tonlos und metallisch.
    »… in diesem Augenblick beziehen Einheiten von FORCE ohne Unterlass Stellung. Ihre Entschlossenheit ist groß, und sie vertrauen darauf, dass sie nicht nur die bedrohten Welten, sondern die gesamte Hegemonie der Menschheit vor der übelsten und vernichtendsten Tyrannei retten können, die jemals die Annalen der Menschheit befleckt hat …«
    Mare Infinitus blieben noch achtzehn Stunden bis zur Invasion. Ich sah zum Himmel auf und rechnete fast damit, ich könnte eine Spur des feindlichen Schwarms sehen, einen Hinweis auf Orbitalverteidigung, Truppenbewegungen im All. Aber da waren nur der Himmel, der schöne Tag und die Stadt, die sich sanft auf den Wellen wiegte.
    Heaven’s Gate war die erste Welt auf der Invasionsliste. Ich trat durch das VIP-Portal in Mudflat und sah von Rifkin Heights auf die wunderschöne Stadt hinab, die ihren Namen Lügen strafte. Es war mitten in der Nacht, schon so spät, dass
die mechanischen Straßenreiniger, deren Bürsten und Besen auf dem Kopfsteinpflaster summten, unterwegs waren, aber hier war Bewegung auszumachen, lange Schlangen am öffentlichen Terminex von Rifkin Heights und noch längere Schlangen darunter vor den Portalen der Promenade. Die hiesige Polizei war allgegenwärtig,

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