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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Hyperion.«
    Monsignore Edouard zog eine Braue hoch. »Möchten Sie das, M. Severn?«
    Ich kaute auf einem Knöchel. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt.«
    »Warum?«, fragte der Monsignore leise. »Ihr Konterpart, die Cybrid-Persönlichkeit, die Brawne Lamia mit auf die Pilgerfahrt genommen hat, fand nur den Tod dort.«
    Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich durch diese simple Geste Ordnung ins Durcheinander meiner Gedanken bringen. »Ich spiele eine wichtige Rolle. Ich weiß nur noch nicht welche … oder wo ich sie spielen soll.«
    Paul Duré lachte humorlos. »Das Gefühl kennen wir alle. Man kommt sich vor, als würde ein mieser Drehbuchautor etwas über Vorbestimmung schreiben. Was ist nur aus dem freien Willen geworden?«
    Der Monsignore sah seinen Freund stechend an. »Paul, alle Pilger – du selbst – sind mit der Entscheidung konfrontiert worden, die du aus freien Stücken getroffen hast. Große Mächte mögen den allgemeinen Lauf der Ereignisse lenken, aber menschliche Persönlichkeiten bestimmen immer noch ihr eigenes Schicksal.«
    Duré seufzte. »Möglich, Edouard. Ich weiß nicht. Ich bin sehr müde.«
    »Wenn Ummons Geschichte wahr ist«, sagte ich, »wenn der
dritte Bestandteil dieser menschlichen Gottheit in unsere Zeit geflohen ist, was meinen Sie, wer und wo sie ist? Es leben mehr als hundert Milliarden Menschen im Netz.«
    Pater Duré lächelte. Es war ein sanftes Lächeln ohne Ironie. »Haben Sie daran gedacht, dass Sie selbst es sein könnten, M. Severn?«
    Die Frage traf mich wie ein Schlag. »Das kann nicht sein«, sagte ich. »Ich bin nicht einmal … ein vollwertiger Mensch. Mein Bewusstsein schwebt irgendwo in der Matrix des Core. Mein Körper wurde aus Resten der DNS von John Keats gezüchtet und wie der eines Androiden biofaktoriert. Erinnerungen wurden implantiert. Das Ende meines Lebens – meine ›Genesung‹ von der Schwindsucht – wurde auf einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Welt simuliert.«
    Duré lächelte immer noch. »Und? Schließt etwas davon aus, dass Sie der Wesenheit Empfindung sein könnten?«
    »Ich fühle mich nicht wie der Teil eines Gottes«, sagte ich schneidend. »Ich kann mich an nichts erinnern, verstehe nichts und weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll.«
    Monsignore Edouard berührte mich am Handgelenk. »Sind Sie so sicher, dass Christus immer gewusst hat, was er als Nächstes tun sollte? Er wusste, was getan werden musste. Das ist nicht immer dasselbe, wie zu wissen, was man tun soll.«
    Ich rieb mir die Augen. »Ich weiß nicht einmal, was getan werden muss.«
    Die Stimme des Monsignore war ruhig. »Ich glaube, Paul will damit sagen, wenn sich dieses Geistwesen hier in unserer Zeit versteckt, könnte es gut sein, dass es die eigene Identität nicht kennt.«
    »Das ist verrückt«, sagte ich.
    Duré nickte. »Viele Ereignisse um und auf Hyperion haben verrückt gewirkt. Der Wahnsinn scheint sich auszubreiten.«
    Ich betrachtete den Jesuiten. »Sie wären ein guter Kandidat
für die Gottheit«, sagte ich. »Sie haben ein Leben mit Gebeten, der Kontemplation von Theologie und als Archäologe zu Ehren der Wissenschaft gelebt. Außerdem sind Sie bereits gekreuzigt worden.«
    Durés Lächeln war verschwunden. »Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Sehen Sie die Blasphemie in Ihren Worten? Ich bin kein Kandidat für das Gottsein, Severn. Ich habe meine Kirche verraten, meine Wissenschaft und jetzt durch mein Verschwinden meine Freunde auf der Pilgerfahrt. Christus mag seinen Glauben ein paar Sekunden verloren haben. Er hat ihn aber nicht auf dem Marktplatz für die Kelche Ego und Neugier verkauft.«
    »Genug«, befahl Monsignore Edouard. »Wenn die Identität dieses Empfindungsteils einer zukünftigen geschaffenen Gottheit ein Geheimnis ist, denken Sie an die engste Truppe Ihres kleinen Passionsspiels, M. Severn. Die Präsidentin M. Gladstone, die die Last der Hegemonie auf den Schultern trägt. Die anderen Teilnehmer an der Pilgerfahrt. M. Silenus, der demzufolge, was Sie Paul erzählt haben, noch in dieser Stunde am Baum des Shrike für seine Dichtung leidet. M. Lamia, die für die Liebe so viel riskiert und verloren hat. M. Weintraub, der unter Abrahams Dilemma leiden musste. Seine Tochter, die wieder zur Unschuld der Kindheit zurückgekehrt ist. Der Konsul, der …«
    »Der Konsul scheint mehr Judas als Christus zu sein«, sagte ich. »Er hat die Hegemonie und die Ousters verraten, die glaubten, dass er für sie arbeitet.«
    »Soweit

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