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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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und Rachel und die anderen Hilfe brauchen. »Mehrere der reichsten Bewohner der Hegemonie«, sagt er. »Die Evakuierungsbehörden haben nicht gestattet, dass die Schätze mitgenommen werden, daher habe ich ihnen geholfen, sie in den Kellern des Chronos Keep zu verstecken, dem alten Schloss nördlich des Bridle Range. Gegen Bezahlung.«
    »Du bist nicht bey Verstand!«, höhnt der Mann mit dem Messer. »Alles nördlich von hier seyn jetzt des Shrikes.«
    Der Konsul lässt den Kopf hängen. Es ist nicht nötig, Erschöpfung und Niedergeschlagenheit zu heucheln, er empfindet sie. »Das haben wir auch gemerkt. Die Androidenbesatzung ist letzte Woche desertiert. Das Shrike hat mehrere Passagiere getötet. Ich selbst konnte flussabwärts fliehen.«
    »Das seyn Quatsch«, sagt der andere Mann. Er schlägt dem Konsul hart auf den Mund. »Und wo seyn dieses sogenannte Goldschiff, alter Mann?«
    Der Konsul schmeckt Blut. »Flussaufwärts. Nicht auf dem Fluss, sondern in einem Nebenarm versteckt.«
    »Klar«, sagt der Messermann, der die Nullklingenschneide flach an den Hals des Konsuls drückt. So muss er nicht schlitzen, um dem Konsul die Kehle durchzuschneiden, lediglich die Schneide kreisen lassen. »Ich sage, das seyn Scheyße. Und ich sage, wir vergeuden unsere Zeyt.«
    »Moment noch«, sagt der andere barsch. »Wie weit flussaufwärts?«

    Der Konsul denkt an die Nebenflüsse, die er in den vergangenen Stunden passiert hat. Es ist spät. Die Sonne berührt fast die Wipfel einer Baumreihe im Westen. »Oberhalb der Schleuse von Karla«, sagt er.
    »Und warum seyst du dann auf diesem Spielzeug geflogen, statt es einzutauschen?«
    »Ich wollte Hilfe holen«, sagt der Konsul. Der Adrenalinstoß ist abgeklungen, jetzt empfindet er grenzenlose Erschöpfung, die Verzweiflung gleichkommt. »Es waren zu viele … zu viele Banditen am Flussufer unterwegs. Mit der Barke schien es zu gefährlich zu sein. Die Schwebematte war sicherer.«
    Der Mann namens Chez lacht. »Steck das Messer eyn, Obem. Wir machen eynen kleynen Fußmarsch, hm?«
    Obem springt auf die Füße. Das Messer hält er immer noch in der Hand, aber jetzt sind Schneide – und Wut – gegen seinen Partner gerichtet. »Bist du bey Trost, Mann? Seyn deyn Kopf voll Scheyße zwischen deyn Ohren, hm? Er lügt, dasser nicht des Todes sey!«
    Chez blinzelt nicht und weicht nicht zurück. »Klar, könnt seyn, dasser lügt. Eynerley, oder? Die Schleusen seyn kein halben Tagesmarsch von hier, den wir sowieso machen müssen, hm? Kein Boot, kein Gold, du schneydest ihm seyn Hals durch, hm? Nur langsam, knöchelweys aufwärts. Wenn Gold da, kannstes auch treyben, schneydenmäßig, nur seyste reicher Mann, hm?«
    Obem zaudert einen Moment lang zwischen Wut und Vernunft, dreht sich zur Seite und schwingt das Nullklingenmesser aus Keramik gegen den acht Zentimeter dicken Stamm eines Nevillebaums. Er kann sich noch umdrehen und vor dem Konsul kauern, bevor die Schwerkraft den Baum informiert, dass er durchgeschnitten wurde ist, worauf der Neville mit krachenden Zweigen zum Flussufer hin umkippt. Obem packt den Konsul am feuchten Hemdkragen. »Okay, wir wollen
sehn, was dort seyn, Hegemoniemann. Wenn du redest, wegläufst, ausrutschst, stolperst, schneyd ich dir nur so zur Übung Finger und Ohren ab, hm?«
    Der Konsul erhebt sich taumelnd, und die drei verschwinden im Schutz von Büschen und kleinen Bäumen, der Konsul drei Meter hinter Chez und ebenso weit vor Obem, so trotten sie den Weg zurück, aus dem er gekommen ist, weg von der Stadt und dem Schiff und der letzten Chance, Sol und Rachel noch zu retten.
     
    Eine Stunde vergeht. Der Konsul kann sich keinen gerissenen Plan ausdenken, wenn die Nebenflüsse erreicht sind und die Barke nicht aufzufinden ist. Mehrmals winkt Chez, sie sollen schweigen und sich verstecken, einmal wegen dem Geräusch von Sommerfäden, die zwischen den Zweigen treiben, ein andermal bei Lärm über dem Fluss, aber es ist nie ein Anzeichen von anderen Menschen zu sehen. Keine Spur von Hilfe. Der Konsul erinnert sich an die verlassenen Ortschaften den Fluss entlang, an leerstehende Hütten und menschenleere Docks. Angst vor dem Shrike, Angst davor, bei der Evakuierung zurückzubleiben und den Ousters in die Hände zu fallen, und monatelange Plünderungen durch schurkische Elemente der SST haben dieses Gebiet zu einem Niemandsland gemacht. Der Konsul überlegt sich Ausflüchte und Hinhaltemanöver und verwirft sie wieder. Seine einzige Hoffnung besteht

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