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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ich am Baum des Shrike hängen.« Der Konsul schließt für einen Moment die Augen und stellt sich vor, wie das Schiff leer auf der Hochebene über dem Tal landet. Er stellt sich vor, wie Sol, Duré und die anderen – auf wundersame Weise zurückgekehrt  – Zuflucht im Schiff suchen, Het Masteen und Brawne Lamia mit der Med-Einheit retten und die kleine Rachel sicher in den kryonischen Kältekammern verwahren.
    »Mein Gott«, flüstert Theo, und der betroffene Ton reißt den Konsul aus seinen Gedanken.
    Sie haben die letzte Biegung des Flusses vor der Stadt hinter sich gebracht. Hier ragen die Klippen höher empor und finden ihren Gipfel im Süden im gehauenen Berghang mit dem Antlitz des Traurigen Königs Billy. Die Sonne geht gerade unter und entflammt die tiefhängenden Wolken und Gebäude hoch oben an den östlichen Klippen.
    Über der Stadt tobt ein Kampf. Laser bohren sich in und durch die Wolken, Schiffe schwanken wie trunken und verbrennen
wie Insekten, die zu nahe an eine Kerzenflamme gekommen sind, während Fallschirme und verschwommene Schwebefelder unter der Wolkendecke dahintreiben. Die Stadt Keats wird angegriffen. Die Ousters haben Hyperion erreicht.
    »Ach du Scheiße«, flüstert Theo fassungslos.
    Am Waldrand nordwestlich der Stadt kennzeichnen ein Mündungsfeuer und eine kurze Leuchtspur den Abschuss einer Boden-Luft-Rakete, die direkt auf den Hegemoniegleiter zufliegt.
    »Festhalten!«, schreit Theo. Er übernimmt die manuelle Kontrolle, kippt Schalter, steuert den Gleiter hart nach Steuerbord und versucht, innerhalb des kleinen Wenderadius der Rakete zu wenden.
    Eine Explosion achtern schleudert den Konsul in das Sicherheitsnetz und nimmt ihm einen Moment die Sicht. Als er wieder klar sehen kann, ist die Kabine voll Rauch, rote Warnlichter blinken durch das Halbdunkel, und der Gleiter warnt mit einem Dutzend drängender Stimmen vor Systemzusammenbruch.
    Theo kauert verbissen über der Omnikontrolle. »Festhalten« , sagt er überflüssigerweise. Der Gleiter kippt übelkeiterregend, findet Halt in der Luft und verliert ihn wieder, und dann stürzen sie trudelnd der brennenden Stadt entgegen.
    36
    Ich blinzelte, schlug die Augen auf und sah mich einen Moment lang im gewaltigen dunklen Raum der Basilika von St. Peter um. Pacem. Monsignore Edouard und Pater Paul Duré beugten sich im schwachen Kerzenlicht mit aufmerksamen Gesichtern vor.

    »Wie lange habe ich … geschlafen?« Mir war, als wären nur einige Sekunde verstrichen; der Traum bestand aus einem Reigen von Bildern, wie man sie in den kurzen Intervallen zwischen tiefem und friedlichem Schlaf hat.
    »Zehn Minuten«, sagte der Monsignore. »Können Sie uns schildern, was Sie gesehen haben?«
    Ich sah keinen Grund, es nicht zu tun. Als ich alles geschildert hatte, bekreuzigte sich Monsignore Edouard. »Mon Dieu , der Botschafter des TechnoCore rät Gladstone, Menschen in diese … diese Tunnel zu schicken.«
    Duré berührte mich an der Schulter. »Wenn ich mit der Wahren Stimme des Weltbaums auf God’s Grove gesprochen habe, werde ich zu Ihnen nach TC 2 kommen. Wir müssen Gladstone informieren, wie gefährlich diese Entscheidung ist.«
    Ich nickte. Meine Gedanken, mit Duré nach God’s Grove oder Hyperion zu gehen, waren dahin. »Einverstanden. Wir sollten sofort aufbrechen. Ist Ihr … Kann die Papsttür mich nach Tau Ceti Center bringen?«
    Der Monsignore nickte, stand auf und streckte sich. Plötzlich wurde mir klar, dass er ein sehr alter Mann ohne Poulsen-Behandlungen war. »Sie verfügt über Prioritätszugang«, sagte er. Er drehte sich zu Duré um. »Paul, du weißt, ich würde dich begleiten, wenn ich könnte. Die Bestattung Seiner Heiligkeit, die Wahl eines neuen Heiligen Vaters …« Der Monsignore gab einen leisen, bedauernden Laut von sich. »Seltsam, wie tägliche Verrichtungen selbst angesichts einer kollektiven Katastrophe bindend bleiben. Pacem selbst bleiben nicht einmal zehn Standardtage, bis die Barbaren eintreffen.«
    Durés hohe Stirn glänzte im Kerzenlicht. »Die Belange der Kirche gehen über das Maß alltäglicher Verrichtungen hinaus, mein Freund. Ich werde meinen Besuch auf der Welt der Tempelritter kurz halten und dann M. Severn bei seinen Bemühungen unterstützen, die Präsidentin davon zu überzeugen,
dass sie nicht auf den Core hört. Dann kehre ich zurück, Edouard, und wir werden versuchen, einen Sinn hinter dieser vertrackten Häresie zu entdecken.«
    Ich folgte den beiden Männern aus der

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