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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ein, dass das der Wahrheit entspricht. Fast der Wahrheit. »Ich nehme wahr, was sie fühlen  …«
    »Dann können Sie eine Spur in ihren Köpfen hinterlassen … in ihrer Erinnerung? Sie wissen lassen, wo wir sind?«
    »Nein.«
    Hunt lässt sich auf den Stuhl am Fußende meines Betts fallen. Plötzlich wirkt er sehr alt.
    »Leigh«, sage ich, »selbst wenn ich mit Gladstone oder den anderen kommunizieren könnte – was ich nicht kann –, was würde das nützen? Ich habe Ihnen gesagt, dass diese Nachbildung der Alten Erde in der Magellanschen Wolke liegt. Selbst bei Quantensprung-Hawking-Geschwindigkeiten würden sie Jahrhunderte brauchen, bis sie uns erreicht hätten.«
    »Wir könnten sie warnen«, sagt Hunt mit so müder Stimme, dass er sich beinahe mürrisch anhört.
    »Wovor warnen? Gladstones schlimmste Alpträume werden rings um sie herum Wirklichkeit. Glauben Sie, sie vertraut dem Core noch? Darum konnte uns der Core so dreist entführen. Die Ereignisse überschlagen sich so sehr, dass weder Gladstone noch sonst jemand in der Hegemonie damit fertig wird.«
    Hunt reibt sich die Augen, dann macht er mit den Fingern einen Giebel unter der Nase. Sein Blick ist nicht besonders freundlich. »Sind Sie wirklich die rekonstruierte Persönlichkeit eines Dichters?«
    Ich sage nichts.
    »Rezitieren Sie ein Gedicht. Erfinden Sie etwas.«

    Ich schüttle den Kopf. Es ist spät, wir sind beide müde und ängstlich, und mein Herz klopft immer noch von dem Alptraum, der mehr als ein Alptraum war. Ich werde mich von Hunt nicht wütend machen lassen.
    »Kommen Sie schon«, sagt er. »Beweisen Sie mir, dass Sie die neue, verbesserte Version von Bill Keats sind.«
    »John Keats«, sage ich leise.
    »Wie auch immer. Kommen Sie, Severn. Oder John. Oder wie ich Sie sonst auch nennen sollte. Rezitieren Sie etwas Poesie.«
    »Na gut«, sage ich und erwidere seinen Blick. »Hören Sie zu …
    Es war ein böser Junge
Der war so bös wie nie
Der tat nichts anderes machen
Als kritzeln Poesie …
Er nahm
in die Hand, so zum Spaß
Ein Tintenfass
Und eine Feder
So groß wie zehn Meter
In die andere Faust
Und fort
Wie der Blitz
Ist er gesaust
Zu den Bergen
Und Zwergen
Und Geistern
Und Meistern
Und Gruben
Und Stuben
Und schrieb mit Schal
Welch’ eine Qual

Wenn er so fror
Wie nie zuvor
Doch bei Hitzewelle
Zog er ihn schnelle
Ganz einfach aus.
Oh, welch Ekstase
Folgt man der Nase
Mit wenigen Worten
Nach Norden,
Nach Norden,
Folgt man der Nase
Nach Norden!«
    »Ich weiß nicht«, sagt Hunt. »Das hört sich nicht an, als hätte es ein Dichter geschrieben, dessen Ruhm tausend Jahre überdauert hat.«
    Ich zucke mit den Achseln.
    »Haben Sie heute Nacht von Gladstone geträumt? Ist etwas geschehen, das dieses Stöhnen ausgelöst hat?«
    »Nein. Nicht von Gladstone. Es war … zur Abwechslung einmal ein richtiger Alptraum.«
    Hunt steht auf, hebt die Lampe hoch und schickt sich an, die einzige Lichtquelle aus dem Zimmer zu nehmen. Ich höre den Springbrunnen auf der Piazza und die Tauben auf den Simsen. »Morgen«, sagt er, »werden wir den Sinn von alledem ergründen und einen Rückweg finden. Wenn sie uns hierher farcasten können, muss es auch einen Weg geben, uns zurückzufarcasten.«
    »Ja«, sage ich, obwohl ich weiß, dass es nicht wahr ist.
    »Gute Nacht«, sagt Hunt. »Keine Alpträume mehr, verstanden?«
    »Keine mehr«, sage ich, obwohl ich weiß, dass das noch weniger stimmt.

     
    Moneta zog den verwundeten Kassad vom Shrike weg und schien die Kreatur mit einer ausgestreckten Hand auf Distanz zu halten, während sie einen blauen Torus aus dem Gürtel ihres Hautanzugs holte und hinter sich drehte.
    Ein zwei Meter hohes goldenes Oval hing brennend in der Luft.
    »Lass mich gehen«, murmelte Kassad. »Bringen wir es zu Ende.« Blut war verspritzt, wo das Shrike tiefe Furchen in den Hautanzug des Oberst gefetzt hatte. Sein rechter Fuß baumelte, als wäre er halb abgetrennt; er konnte ihn nicht belasten, und lediglich die Tatsache, dass er mit dem Shrike gekämpft hatte und von dem Ding wie bei einer irren Parodie eines Tanzes halb getragen worden war, hatte Kassad beim Kämpfen aufrecht gehalten.
    »Lass mich gehen«, wiederholte Fedmahn Kassad.
    »Sei still«, sagte Moneta, dann sanfter: »Sei still, Liebster.« Sie zog ihn durch das goldene Oval, und sie kamen in grellem Licht heraus.
    Trotz Schmerzen und Erschöpfung fand Kassad den Anblick atemberaubend. Sie befanden sich nicht auf Hyperion,

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