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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hatte, ein«, fuhr Pater Hoyt fort. Seine Stimme war heiser und krächzend. »Auf Hyperion waren mehr als acht Jahre vergangen – sieben seit dem letzten Eintrag in Pater Durés Tagebuch.« Der Priester litt jetzt sichtlich Schmerzen, sein Gesicht war blass, leuchtete kränklich und war von einem Schweißfilm überzogen. »Innerhalb von vier Wochen gelangte ich zur Perecebo-Plantage, die von Port Romance aus flussaufwärts gelegen ist«, fuhr er fort und bemühte sich, mit kräftigerer Stimme zu sprechen. »Ich vermutete, dass die Fiberplastikanbauer mir die Wahrheit sagen würden, auch wenn sie nichts mit dem Konsulat oder dem Heimat-Regierungsrat zu tun haben wollten. Ich hatte recht. Der Verwalter von Perecebo, ein Mann namens Orlandi, konnte sich an Pater Duré erinnern, ebenso seine neue Gemahlin, die Frau namens Semfa, die Pater Duré in seinen Tagebüchern erwähnt. Der Plantagenverwalter hatte versucht, verschiedene Rettungsexpeditionen zum Plateau zu schicken, aber eine beispiellose, noch nie dagewesene Zeit der Aktivität der Flammenwälder zwang sie, die Versuche aufzugeben. Nach einigen Jahren hatten sie die Hoffnung aufgegeben, dass Duré oder ihr Arbeiter Tuk noch am Leben sein könnten. Dennoch trieb Orlandi zwei erfahrene Buschpiloten auf, die mit zwei Gleitern der Plantage als Rettungsexpedition zur Kluft flogen. Wir blieben so lange wir konnten in der Kluft selbst und verließen uns darauf, dass die Instrumente und das Glück uns zum Land der Bikura bringen würden. Obwohl wir auf diese Weise den größten Teil der
Flammenwälder umgehen konnten, verloren wir einen Gleiter und vier Menschen durch Teslaaktivität.« Pater Hoyt verstummte und wankte leicht. Er hielt sich an der Tischkante fest, um sich zu stützen, räusperte sich und sagte: »Es bleibt wenig zu erzählen. Wir haben das Dorf der Bikura gefunden. Es waren siebzig, und jeder einzelne war so dumm und mundfaul, wie Durés Aufzeichnungen andeuteten. Es gelang mir, die Bestätigung von ihnen zu bekommen, dass Pater Duré gestorben war, als er den Flammenwald durchqueren wollte. Die Asbesttasche hatte überlebt, darin fanden wir seine Tagebücher und medizinischen Unterlagen.« Hoyt sah die anderen einen Moment lang an, dann senkte er den Blick. »Wir haben sie überredet, uns zu zeigen, wo Pater Duré gestorben ist«, sagte er. »Sie … äh … hatten ihn nicht begraben. Seine sterblichen Überreste waren schlimm verbrannt und verwest, zeigten uns aber, dass die Intensität der Teslaentladungen die … die Kruziform … und seinen Körper zerstört hatten. Pater Duré war den wahren Tod gestorben. Wir brachten seine sterblichen Überreste zur Perecebo-Plantage, wo er nach einer Totenmesse begraben wurde.« Hoyt holte tief Luft. »Gegen meine nachdrücklichen Einwände hat M. Orlandi das Dorf der Bikura und einen Teil der Klippenwand mit Nuklearladungen zerstört, die er von der Plantage mitgebracht hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einer der Bikura überlebt haben kann. Und soweit wir erkennen konnten, wurden der Eingang zum Labyrinth und die sogenannte Basilika bei dem Erdrutsch ebenfalls vernichtet. Ich hatte im Laufe der Expedition zahlreiche Verletzungen erlitten und musste daher mehrere Monate auf der Plantage verbringen, bevor ich zum Nordkontinent zurückkehren und eine Rückreise nach Pacem buchen konnte. Niemand weiß von diesen Tagebüchern und ihrem Inhalt, außer M. Orlandi, Monsignore Edouard und den Vorgesetzten, die er darüber informiert hat. Soweit mir bekannt ist, hat die
Kirche keine öffentliche Erklärung zu den Tagebüchern von Pater Paul Duré abgegeben.«
    Pater Hoyt hatte gestanden, nun setzte er sich. Schweiß tropfte ihm vom Kinn, sein Gesicht war im reflektierten Licht von Hyperion blauweiß.
    »Ist das alles?«, fragte Martin Silenus.
    »Ja«, brachte Pater Hoyt heraus.
    »Meine Herren, meine Dame«, sagte Het Masteen, »es ist spät. Ich schlage vor, Sie nehmen alle Ihr Gepäck und treffen sich beim Schiff unseres Freundes, des Konsuls, in Kugel elf. In dreißig Minuten, wenn möglich früher. Ich werde ein Landungsboot des Baumschiffs nehmen und später zu Ihnen stoßen.«
     
    Der größte Teil der Gruppe hatte sich fünfzehn Minuten später schon wieder versammelt. Die Tempelritter hatten einen Laufsteg von einem Arbeitspier an der Innenseite der Kugel zum obersten Balkon des Schiffes gezogen. Der Konsul ging voran in den Aufenthaltsraum, während Mannschaftsklone das Gepäck verstauten

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