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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Schwebefahrzeuge, weitgehend in militärischem Grün oder mit feuerfestem Polymerschutzanstrich überzogen, flossen träge in beide Richtungen dahin. Vor ihnen schienen sich die Lichter von Keats vermehrt und über neue Abschnitte des Flusstals und der Hügel ausgebreitet zu haben.
    »Drei Millionen«, sagte Theo, als könnte er die Gedanken seines ehemaligen Vorgesetzten lesen. »Mindestens drei Millionen Menschen, und es werden täglich mehr.«
    Der Konsul sah ihn an. »Als ich abgereist bin, waren nur viereinhalb Millionen auf dem ganzen Planeten .«
    »Das ist immer noch so«, sagte der neue Generalgouverneur. »Aber alle wollen nach Keats, an Bord eines Schiffes und so schnell wie möglich weg von hier. Manche warten darauf, dass der Farcaster gebaut wird, aber die meisten sind überzeugt, dass das nicht mehr rechtzeitig passiert. Sie haben Angst.«
    »Vor den Ousters?«
    »Vor denen auch«, sagte Theo. »Aber am meisten vor dem Shrike.«
    Der Konsul wandte sich von dem kühlen Baldachin ab. »Dann stimmt es also, dass es über den Bridle Range gekommen ist?«

    Theo lachte humorlos. »Es ist überall. Oder: Sie sind überall. Die meisten Menschen sind überzeugt, dass es mittlerweile Dutzende oder Hunderte von den Dingern gibt. Von allen drei Kontinenten wurden Opfer des Shrike gemeldet. Von überall, ausgenommen Keats, Teilen der Küste entlang der Mähne und ein paar größeren Städten wie Endymion.«
    »Wie viele Opfer?« Der Konsul wollte es eigentlich gar nicht wissen.
    »Mindestens zwanzigtausend sind tot oder werden vermisst« , sagte Theo. »Es gibt eine Menge Verletzte, aber nicht vom Shrike, richtig?« Wieder das trockene Lachen. »Das Shrike verwundet Menschen nicht nur, richtig? Hmhmm, die Leute schießen einander aus Versehen an, fallen Treppen hinunter oder stürzen sich in ihrer Panik aus dem Fenster und trampeln einander in Menschenmengen tot. Es ist eine verdammte Schweinerei!«
    In den ganzen elf Jahren, die der Konsul mit Theo Lane zusammengearbeitet hatte, hatte er nie gehört, dass der junge Mann irgendwelche Schimpfworte benützt hätte. »Ist FORCE eine Hilfe?«, fragte der Konsul. »Halten sie das Shrike von den großen Städten fern?«
    Theo schüttelte den Kopf. »FORCE hat kein bisschen ausgerichtet, davon abgesehen, dass sie den Mob im Zaum halten. Oh, die Marines machen viel Wirbel darum, dass sie den Raumhafen hier halten und die Anlegezone im Hafen von Port R sichern, aber sie haben nicht einmal versucht, dem Shrike gegenüberzutreten. Sie warten darauf, gegen die Ousters zu kämpfen.«
    »SST?«, fragte der Konsul und wusste, noch während er es sagte, dass die schlecht ausgebildete Selbstschutztruppe kaum eine Hilfe sein dürfte.
    Theo schnaubte. »Mindestens achttausend der Opfer sind von der SST. General Braxton hat das ›Kämpfende Drittel‹ die
Uferstraße entlang geführt, um ›in ihrem Nest gegen die Bedrohung Shrike vorzugehen‹ – und das war das Letzte, was wir von ihnen gehört haben.«
    »Du machst Witze«, sagte der Konsul, aber ein Blick ins müde Gesicht seines Freundes verriet ihm, dass es nicht so war. »Theo«, sagte er, »wie, um alles in der Welt, hast du die Zeit gefunden, uns am Raumhafen abzuholen?«
    »Habe ich nicht«, sagte der Generalgouverneur. Er sah nach hinten. Die anderen schliefen oder sahen erschöpft zu den Bullaugen hinaus. »Ich musste mit dir reden. Dich davon überzeugen, nicht zu gehen.« Der Konsul schüttelte den Kopf, aber Theo packte ihn am Arm und drückte fest zu. »Hör dir an, was ich zu sagen habe, verdammt. Ich weiß, wie schwer es für dich ist, hierher zurückzukommen nach … allem, was passiert ist. Aber, verflucht, es hat keinen Sinn, dass du ohne Grund alles wegwirfst. Lass diese dumme Pilgerfahrt sein! Bleib in Keats!«
    »Ich kann nicht«, begann der Konsul.
    »Hör mich an!«, verlangte Theo. »Grund eins: Du bist der beste Diplomat und Krisenmanager, den ich je gesehen habe, und wir brauchen deine Fähigkeiten.«
    »Es ist nicht …«
    »Sei eine Minute lang still! Grund zwei: Du und die anderen, ihr kommt nicht auf zweihundert Klicks an die Zeitgräber ran. Es ist nicht wie früher, als du noch hier warst und die verdammten Selbstmörder da raufgehen und vielleicht eine Woche rumsitzen und möglicherweise sogar ihre Meinung ändern und wieder nach Hause kommen konnten. Das Shrike ist in Bewegung. Es ist wie eine Heimsuchung.«
    »Das weiß ich, aber …«
    »Grund drei: Ich brauche dich. Ich habe Tau Ceti

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