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Die in der Hölle sind immer die anderen

Die in der Hölle sind immer die anderen

Titel: Die in der Hölle sind immer die anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Walker Jefferson
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Schädel mit einem stumpfen Gegenstand perforiert wurde. Florian ist an dieser Verletzung gestorben. Was war das für ein stumpfer Gegenstand?“
    „Ich habe ihn mit dem Kopf gegen einen Baum geschlagen. Zwei oder dreimal, bis er weggetreten war. Er fiel auf den Boden und lag auf dem trockenen Laub. Dann bin ich zum Auto gegangen, um den Wagenheber zu holen.“
    „Das Loch im Schädel stammt von einem Wagenheber?“
    „Ja, ich habe ihm mit dem Wagenheber von hinten auf den Kopf geschlagen.“
    „Bis er tot war?“
    „Nein, er war nicht gleich tot. Er lag auf der Erde, alles war voll Blut, ich hab mich über ihn gebeugt, um nachzusehen, ob er wirklich tot ist. Da wollte ich schon weggehen, weil ich dachte, er ist ab. Aber da kam er nochmal hoch, obwohl er schon ganz weiß und blutleer war. Und da habe ich nochmal mit dem Wagenheber voll drauflosgeschlagen, aber diesmal wirklich bloß aus Entsetzen. Und dann war es vorbei.“
    Weigandt schließt die Augen und schweigt lange.
    „Wie spät war es da?“
    „Ich weiß es nicht mehr, es dämmerte schon.“
    „Und dann?“
    „Hab ich den Jungen an beiden Beinen weiter in den Wald hineingezogen und mit Laub und Zweigen zugedeckt.“
    „Bist du an diese Stelle später nochmal zurückgekommen?“
    „Nein, nie mehr.“
    „Die vom Landeskriminalamt haben überall Spermaflecken gefunden: auf Florians Pullover, auf seinem Hemd und den Hosen, sogar auf den Schuhen. Sperma von dir. Warum?“
    „Keine Ahnung, es muß passiert sein, als ich ihn vergewaltigt habe.“
    „Nein, da warst du nackt und Florian auch. Ich glaube ganz was anderes: Du bist noch Tage und Wochen später immer wieder zur Leiche zurückgekehrt und hast dich an der Leiche vergangen. So war es, oder?“
    Nicolai lacht plötzlich auf.
    „Nein, nein, das laß ich mir nicht anhängen. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Sie wollen eines dieser Monster aus mir machen. Ich habe den Jungen getötet, aber ich habe mich nicht an seiner Leiche zu schaffen gemacht. Ich bin wegen Totschlags zu acht Jahren verurteilt worden, und das Gericht hat …“
    „Alles, was du vor Gericht gesagt hast, folgte einem Skript deiner Anwältin. Das Ganze, bis hin zu deinen Entschuldigungen, war eine Inszenierung, eine sorgfältig geprobte Theatervorstellung. Aber heute will ich die Wahrheit wissen. Du bist in den Wochen nach Florians Tod noch mindestens dreimal in den Wald gefahren. Du hast jedesmal die Leiche wieder aus dem Laub gescharrt und darauf onaniert. Das stimmt doch, oder?“
    Nicolais Gesicht wird grün im Schein der Neonröhre. Er hebt seine gefesselten Hände und schlägt sie mit Wucht auf seine Knie. In seinen grauen Augen brennt es lichterloh, sein rechtes Lid zuckt unkontrolliert.
    „Sie wollen einen Ted Bundy aus mir machen, einen Dahmer ...“
    „Du bist doch einer wie Bundy, du identifizierst dich doch mit ihm, du hast ihm doch einen ganzen Gedichtband gewidmet, du hast doch die Elegien für Ted Bundy geschrieben, oder? Erinnere dich:
    „ Nur einen Sommer gönnt, Ihr geilen Götter !
    Und einen Herbst zu bösen Spielen mir,
    Daß williger ein Kind, vom süßen
    Spiele gesättiget, dann mir sterbe.“
    „Das ist ein Scherz, eine Parodie, das ...“
    „Das ist keine Parodie, das ist die Wahrheit. Es gibt Zeugen, die deinen Corsa in der Woche, nachdem du Florian umgebracht hast, vor dem Waldstück gesehen haben. Das Landeskriminalamt hat DNA aus dem Sperma isoliert, das auf den Blättern und Zweigen gefunden wurde, mit denen du Florian zugedeckt hast – DNA von dir.“
    „Sie wollen mir diese Perversität doch nur einreden, damit Sie einen Grund haben, mich umzubringen.“
    Nicolai hebt abrupt seinen Kopf und starrt Weigandt ins Gesicht. Ein Zucken läuft um seine Mundwinkel, das sich bis zu den Ohren fortsetzt.
    „Darum sind Sie gekommen“, sagt er heiser. „Sie haben einen Grund gesucht, um Ihrer Rache freien Lauf zu lassen. Sie reden sich und mir ein, daß ich ein perverser Killer wie Bundy bin, damit es Ihnen leichter fällt, mich zu töten.“
    Weigandt lehnt sich mit dem Rücken an die Stahltür und verschränkt die Arme vor der Brust.
    „Ich habe Sie unterschätzt. Sie haben das ernstgemeint, als Sie zu Anfang sagten, Sie seien gekommen, um mich zu töten.“
    Nicolai stiert weiter auf Weigandt. Sein sauber gestutztes Schnurrbärtchen zittert nervös. „So ist es doch, oder?“
    „Ich muß mich nicht in irgendeinen Zorn hineinreden, damit ich dich töten kann. Ich bin vollkommen

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