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Die indische Erbschaft

Die indische Erbschaft

Titel: Die indische Erbschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Millionäre sind...!“ sagte Christa, nachdem sie lange schweigend die Teller abgetrocknet und in den Schrank gestellt hatte.
    Aber die Mutter antwortete ihr nicht.

5.

    Fräulein Meta Opferbaum warf nur einen langen und beredten Blick auf die Kontoruhr, als Wilhelm Ströndle mit mehr als zweistündiger Verspätung endlich im Büro erschien.
    „Der Chef wollte einen von den Stiften schon in Ihre Wohnung schicken und anfragen lassen, ob man einen Kranz bestellen soll. — Falls Sie es vergessen haben sollten: der Buchprüfer wartet seit zwei Stunden auf Sie — und der Chef auch.“
    Er legte die Jacke ab und schlüpfte in den braunen Bürokittel. Dummes Luder! dachte er, wenn du wüßtest, was ich weiß! Ha! du würdest vor Neid platzen — , aber du weißt nichts und du erfährst auch nichts, jedenfalls nicht von mir! — Eigentlich war es wunderbar, sich mit solch einem Geheimnis in der Brust zwischen diesen lächerlichen Figuren zu bewegen. Wie Harun al Raschid unter seinem Volk.
    „So, der Chef wartet? Das finde ich nett von ihm...“
    Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    „Sie schauen mich so merkwürdig an, Fräulein Opferbaum“, sagte er gut gelaunt, „sitzt meine Krawatte vielleicht nicht richtig oder ist an meiner Kleidung sonst etwas nicht in Ordnung, was Sie erblassen läßt, haha...“Er winkte ihr zu und verschwand beschwingt in seinem Büro.
    Drüben hob die Opferbaum den Hörer vom Telefon und wählte die Hausnummer des Chefs: „Ströndle ist soeben angekommen, Herr Vollrath...“sie hüstelte bedeutungsvoll, „verzeihen Sie, aber ich fühle mich verpflichtet, es Ihnen zu sagen... hm... ich halte ihn nicht für ganz nüchtern…“
    Das „Was?“, das Herr Vollrath in den Apparat brüllte, hörte Wilhelm Ströndle durch die Doppeltür. Sie wurde im nächsten Augenblick aufgerissen und der Chef wuchtete in das Buchhaltungskontor. Er streifte den Ärmel zurück und tippte mit dem fleischigen Zeigefinger auf seine goldene Armbanduhr: „Zwei geschlagene Stunden, Herr...!“
    „Mir ist nach dem Essen schlecht geworden“, fiel ihm Wilhelm Ströndle ins Wort, „so übel, daß mir nichts anderes übrig blieb, als mich hinzulegen. Mein Magen ist leider seit einiger Zeit nicht mehr so richtig in Ordnung...“
    „Dann läuten Sie mich gefälligst an, Mensch, und lassen Sie mich nicht stundenlang raten, weshalb Sie nicht zu erscheinen geruhen!“
    Im Chefzimmer reckten Herr Knapp und der Bücherrevisor Schlehkamp die Hälse, um sich von der Szene nichts entgehen zu lassen. Oskar Vollrath trat dicht an Wilhelm Ströndle heran und schnupperte, aber sein Bauch verhinderte eine allzu enge Annäherung, und selbst, wenn er einen Alkoholgeruch wahrgenommen hätte, er konnte einem Mann, der sich mit einer Magenverstimmung entschuldigt hatte, den Genuß eines Schnapses nicht verübeln.
    „Und überhaupt ist Ihre Buchführung eine Sauerei, Herr Ströndle! Wenn Sie es mir nicht glauben wollen, dann lassen Sie es sich von Herrn Schlehkamp erzählen, der sich seit zwei Stunden mit Ihren Büchern herumamüsiert und bis jetzt noch nicht die Skontenauszüge für das letzte Quartal finden konnte. Dreißig oder vierzig Mille, die mir da einfach verschlampt werden...“
    Wilhelm Ströndle hob den Blick und sah seinen Chef durch den unteren Brillenrand an, als schaue er von großer Höhe auf ihn herab: „Ich habe Ihnen schon immer dazu geraten, sich eine Rechenmaschine zuzulegen, Herr Vollrath.“
    Der Chef sprang, soweit man bei seinem Körpergewicht von solch einer gymnastischen Bewegung sprechen kann, einen Schritt zurück und starrte Wilhelm Ströndle an, als zweifle er nun nicht mehr daran, daß sein Mahnbuchhalter es sich erlaubte, betrunken zum Dienst zu erscheinen.
    „Im übrigen aber erinnere ich Sie daran“, fuhr Wilhelm Ströndle sanft und heiter fort, „daß die Berechnung der Skonten mit Ihrer ausdrücklichen Genehmigung um vierzehn Tage verschoben worden ist, weil das Büropersonal überlastet war. Es ist das zweite Mal, daß Sie sich an Ihre Anweisungen nicht erinnern können und mir einen Vorwurf machen, den ich nicht verdiene und daher entschieden zurückweisen muß.“ Er sah Herrn Vollrath dabei sehr ernst an und hob tadelnd den Zeigefinger.
    Die Herren Schlehkamp und Knapp rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum.
    „Herr…!“ brüllte Oskar Vollrath...
    „So ist es richtig, Vollrath!“ fiel Wilhelm Ströndle mit voller Lautstärke ein und hatte es nur der Atemnot

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