Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen
3. Jahrhunderts v. Chr. aus, zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. war der Prozess der Konsolidierung des Schriftlateinischen im Wesentlichen abgeschlossen. Seither verlief die Entwicklung der Schriftsprache unabhängig von der des Sprechlateins, dessen Varianten sich unterschiedlich schnell entwickelten.
Anders als das konservative, durch die Sprachpflege der römischen Literaten zum Kunstprodukt verfeinerte Schriftlatein entwickelte sich das Sprechlateinische in natürlicher Weise unkontrolliert, ohne regulative Eingriffe. An seinen Innovationsschüben insbesondere in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung hatte das Schriftlatein keinen Anteil (Haarmann 2006: 218ff.).
Etruskische Lehnwörter im Lateinischen (Auswahl)
(nach Ostler 2007: 323ff.)
Direkte Entlehnungen:
Aprilis
‹April›,
autumnus
‹Herbst›,
caelum
‹Himmel›,
caerimonia
(Zeremonie),
calumnia
(Verleumdung),
cappa
‹Kapuze›,
caseus
‹Käse›,
catena
‹Kette›,
celer
‹schnell›,
cella
‹Schrank, Höhlung für Regale),
cisterna
‹Zisterne, Wasserreservoir),
columna
‹Säule›,
culina
‹Küche›,
elementum
‹Buchstabe›,
fenestra
‹Fenster›,
genista
‹Ginster›,
lamina
‹Klinge (von Geräten und Waffen)),
miles
‹Soldat›,
mundus
‹Welt›,
obscenus
‹unheilversprechend›,
populus ‹
Leute; Volk›,
pulcher
‹schön›,
sentina
‹Brückenwache (Schiffahrt)›,
taberna
‹Laden, Schenke),
titulus
(Aufschrift),
triumphus
(Triumph (ursprüngl. (militärischer Sieg›)›,
tuba
(Trompete),
turris
(Turm›,
urna
(Urne›,
vagina
(Scheide).
Über das Etruskische vermittelte griechische Begriffe:
ancora ‹
Anken›,
caupo
(Händler),
forma
(Form),
guberna
(Steuerruder),
lanterna
(Laterne),
littera
(Brief),
malva
(Malve›,
numerus
(Nummer),
nummus
(Münze),
persona
((Schauspieler mit) Maske; Charakterrolle),
rosa
(Rose›,
templum ‹
Tempel›,
tunica
(Tunika, langfallendes Gewand),
ulna
(Ellbogen).
Nur die lateinische Verkehrssprache war sowohl in geschriebener als auch in gesprochener Form noch in allen Regionen des Imperium Romanum verbreitet, in einigen Gebieten allerdings als alleiniges Kommunikationsmedium zwischen Römern und Nichtrömern (Haarmann 1979). Dies gilt etwa für das westliche Britannien, wohin italische Kolonisten nicht gelangten, und wo es auch keine lokale römische Administration gab.
In der Periode von der Spätantike zum Frühmittelalter (5.–8. Jh.) nahm das Sprechlatein Eigenheiten an, die den Übergang zu den Frühformen romanischer Sprachen markieren. Parallel dazu hat sich das Lateinische als gesprochene Sprache überlebt, es existierte nurmehr als Schriftsprache weiter. Als solche diente es jahrhundertelang in den romanischen Ländern und wurde erst sukzessive von den neu entstehenden romanischen Schriftsprachen abgelöst. Seit Ende des Mittelalters wurde Lateinisch nur noch in der gelehrten Welt und der Amtskirche auch in gesprochener Form verwendet. Bis heute hat es einige bildungssprachliche Nischenfunktionen bewahrt.
Mit Ausnahme des Sonderstatus des Lateinischen ist keine der italischen Sprachen mehr in Gebrauch, die vormals im Gebiet des heutigen Italien verbreitet waren.
Kelten. Im 2. Jahrtausend v. Chr. gliederte sich das Keltische aus dem indoeuropäischen Komplex aus, im Kreis der indoeuropäischen Sprachen steht es ohne nähere Verwandtschaft zu anderen Sprachzweigen für sich. Kelten waren über weite Teile Europas bis nach Kleinasien verbreitet. Keltisch wurde im Westen bis an die spanische Atlantikküste (Galicien) und bis hoch auf die Britischen Inseln (Inselkeltisch), im Süden bis nach Oberitalien, im Norden bis nach Norddeutschland, im Osten bis nach Rumänien (Transsylvanien) und bis ins nordwestliche Kleinasien (Galatia) gesprochen.
Zu den festlandkeltischen Sprachen gehören das Keltiberische im Norden Spaniens, das Gallische in Frankreich und das Lepontische in Norditalien, das Balkankeltische, das Galatische in Kleinasien. Etliche der inselkeltischen Sprachen (Kymrisch, Bretonisch, Irisch, Schottisch-Gälisch) sind bis heute erhalten, andere untergegangen (Kumbrisch, Kornisch, Manx-Gälisch, Piktisch). Kornisch und Manx-Gälisch sind in der Moderne durch keltophile Aktivisten wiederbelebt worden und werden von einigen Hundert Briten als Zweitsprache gesprochen. Dagegen sind sämtliche Varianten des Festlandkeltischen seit langem ausgestorben.
Es ist nicht sicher, ob die in den griechischen Quellen der Antike als «Barbaren» des Nordens und
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