Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen
Neugriechische vom Altgriechischen unterscheiden, bildeten sich in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung heraus, sind also bereits für das Mittelgriechische charakteristisch. Dieses Sprachstadium löste im 5. Jahrhundert n.Chr. das Altgriechische ab. Die Anfänge eines Schrifttums in neugriechischer Volkssprache sind im 17. Jahrhundert in Kreta zu finden.
Zusammen mit dem Mazedonischen, das dem Altgriechischen verwandtschaftlich am nächsten stand, bildet das Griechische – ähnlich dem Albanischen und Armenischen – einen selbständigen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Das Mazedonische hatte seine größte Verbreitung im 4. Jahrhundert v. Chr. durch die Ausdehnung des Königreichs Mazedonien unter Philipp II. (reg.: 359–336 v. Chr.) und seinem Sohn Alexander dem Großen (reg.: 336–323 v. Chr.). Das mazedonische Sprachgebiet grenzte damals im Norden an das thrakische undim Osten ebenfalls an dieses oder an phrygisches Gebiet, im Süden an das griechische, im Westen an das illyrische. Das Mazedonische ist nur spärlich überliefert. Dies liegt in erster Linie daran, dass am mazedonischen Königshof das attische Griechisch verwendet wurde und das Griechische auch als Schriftsprache für die mazedonische Aristokratie diente. Die Erziehung Alexanders des Großen durch seinen Lehrer Aristoteles erfolgte auf Griechisch. Die wenigen Sprachreste des Mazedonischen lassen allerdings erkennen, dass die Lautstruktur von der des Griechischen abwich (vgl. mazedon.
danos:
griech.
thanatos
‹Tod›). Es gibt mazedonische Wörter, die keine Parallelen im griechischen Wortschatz haben (z.B. mazedon.
bedu
‹Luft›); ob auch hier vor-indoeuropäische Substrate wirken, ist unklar. Das Mazedonische ist bereits in der Antike untergegangen. Seine Sprecher haben sich während der hellenistischen Periode ans Griechische assimiliert. Das moderne südslawische Makedonische ist also keine Nachfolgersprache. Wohl aber beziehen sich einige Patrioten im unabhängigen Makedonien heute wieder auf antike Kultursymbole (Sonnensymbol) und sehen sich als Nachkommen Alexanders des Großen.
Italisch. Wann sich der italische Sprachzweig in Gestalt seiner historisch fassbaren Einzelsprachen aus dem Proto-Indoeuropäischen ausgliederte, ist nicht näher bekannt; Vermutungen rangieren vom 3. bis zum ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. Auch die Binnenchronologie der weiteren Aufspaltung ist ungeklärt.
Die italischen Sprachen gliedern sich in zwei Untergruppen: a) Lateinisch und Faliskisch, b) Oskisch-Umbrisch (= Sabellisch) mit folgenden Einzelsprachen: Oskisch (in Süditalien), Umbrisch (im nördlichen Mittelitalien), dazwischen lagen die Sprachgebiete Äquisch, Marrukinisch, Marsisch, Pälignisch, Prä-Samnitisch, Sabinisch, Nord-Picenisch, Süd-Picenisch, Vestinisch und Volskisch, Elymisch, Sikanisch. Bislang ungeklärt ist, ob auch das Sikulische im Südosten Siziliens eine italische Sprache war.
Das Lateinische und Faliskische standen sich verwandtschaftlicham nächsten, wobei das Faliskische die vergleichsweise archaischsten Eigenheiten des Italischen aufweist. Die Ausgliederung des Lateinischen als regionale Einzelsprache geht auf die ersten Jahrhunderte des 1. Jahrtausends v. Chr. zurück. Bereits um 600 v. Chr. treten in frühen Inschriften wesentliche Züge des Lateinischen hervor.
Die einzigen italischen Sprachen, in denen ein Schrifttum von historischer Bedeutung überliefert ist, sind das Lateinische, Oskische und Umbrische, wobei letztere nur aus wenigen, meist sehr kurzen Inschriften bekannt sind (Marchesini 2009).
Dass es trotz seiner frühen Verschriftung noch Jahrhunderte dauerte, bis das Lateinische regelmäßig als Schriftsprache verwendet wurde, erklärt sich teilweise aus dem Kulturgefälle, das zwischen dem hochkulturierten Etruskischen und dem Lateinischen bestand. Die nicht-indoeuropäischen Etrusker brachten quasi den Römern Lesen und Schreiben und die Zahlzeichen bei. Das Etruskische hat deutliche Spuren im lateinischen Lexikon hinterlassen (Breyer 1993), sowohl in der Fachsprache verschiedener Handwerke als auch im kultischen Bereich. Wie viele solche etruskischen Sprachrelikte in lautlich transformierter Gestalt in den Kulturwortschatz unserer modernen Sprachen gelangt sind, ist uns kaum bewusst. Wer würde bei Wörtern wie Käse, Fenster oder Nummer vermuten, dass sie etruskischer Herkunft sind?
Der Standard der klassischen Schriftsprache bildete sich im Verlauf des
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