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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Haarmann
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Kimmerier, die um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. die Steppe kontrollierten. Ihre Vormacht wurde erst von den Skythen im 8. Jahrhundert v. Chr. gebrochen. Wegen ihrer kulturellen Hinterlassenschaft und ihres politischen Einflusses sind die Skythen wohl die bekanntesten der iranischen Steppennomaden. Sie waren kein einheitliches Volk, sondern ein lockerer Bund von verschiedenen Stammesgruppen. Hierzu gehörten in der Mehrzahl Volksgruppen, die Varianten des Iranischen sprachen, einige wie die Kallippiden, Agathyrsen (‹königliche Skythen›), Neuri und Budini sind namentlich bekannt. Sie standen in engem Kontakt mit nichtindoeuropäischen Populationen wie den Kaukasiern und Uraliern. Die Skythen stellten die aristokratische Elite dieses Stämmeverbandes.
    Die Anfänge der skythischen Geschichte gehen auf den Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. zurück, als nomadische Volksstämme – Träger der indoeuropäischen Andronovo-Kultur – in mehreren Migrationsschüben aus Nordwestasien nach Europa einwanderten. Dies ist nicht als «Rückwanderung» iranischer Populationenins Gebiet der indoeuropäischen Urheimat zu verstehen, sondern als eine Bewegung, die schwerpunktmäßig in die südrussische Steppe gerichtet war, andererseits auch in Zentralasien die demographischen Verhältnisse veränderte. Im frühen Mittelalter bestimmten skythische Eliten sogar das politische Leben in Nordwestindien (s.u.). In einem Areal, das im Westen vom Don, im Norden von der Wolga und im Süden vom Kaukasus begrenzt wurde, gewann die skythische Kultur Eigenprofil. Skythische Stammesgruppen, die sog. Altai-Skythen, bewohnten auch den Steppengürtel Südsibiriens and Westasiens. Von ihrem Ursprungsgebiet migrierten die Skythen nach Westen, in die Schwarzmeerregion, wo sie das erste Nomadenreich Europas gründeten.
    16 Die Lautentwicklung vom Proto-Indoeuropäischen zum Indo-Iranischen (Auswahl) (nach Mallory/Adams 1997: 305)

    Das Reich der Skythen wurde regiert von einer Reiterelite, deren politische Autorität von einem königgleichen Herrscher symbolisiert wurde. Die Griechen der Antike glaubten, unter den skythischen Elitekriegern auch die Amazonen entdeckt zu haben, die ihnen zwar aus ihren Mythen vertraut waren, die sie aber in Kleinasien nicht finden konnten. Möglicherweise unterhielten die Skythen Verbände von weiblichen Kriegern; gesichert ist dies allerdings erst unter den Nomaden, die den Skythen um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. ihre Macht streitig machten, den Sarmaten. Die Archäologie hat den Nachweis mit Funden von Gräbern weiblicher Krieger erbracht.
    Im 5. Jahrhundert v. Chr. dehnte sich das skythische Reich über weite Teile der Ukraine und Südrusslands aus. Die natürlichen Grenzen bildeten die Ister (Donau) im Westen, der Tanais (Don) im Osten, die Schwarzmeerküste und die Halbinsel Krim im Süden. Im Norden reichte das skythische Einflussgebiet bis in die Gegend südlich von Kiew. Zur Zeit Herodots, der Scythia bereiste, lebten Skythen auch schon als Bewohner der Städte an der Schwarzmeerküste. Diese Skythen akkulturierten sich ans Griechentum. Die Kinder, die aus den sehr häufigen Mischehen hervorgingen, wurden
Ellenes Skuthai
(‹skythische Griechen›) genannt. Sie waren bikulturell und zweisprachig und stellten somit ein wichtiges Bindeglied im Kontakt zwischen Skythen und Griechen dar, die rege Handelsbeziehungen unterhielten. DieSkythen, die sich akkulturiert hatten und im Inland Ackerbau betrieben, belieferten die griechischen Kolonisten der Küstenregion mit Getreide, das diese weiter ins Mutterland verschifften, außerdem auch mit Pferden, Schafen und Rindern. Im Tausch erhielten die Skythen von den Griechen Edelmetalle, insbesondere Gold, und Luxusgüter der griechischen Welt.
    17 Skythische Goldarbeiten aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.: Steppenadler und Bogen spannender Schütze (Schlitz 1994: 88, 173)
    Im 5. Jahrhundert v. Chr. gerieten die Skythen unter den militärischen Druck der Mazedonier im Westen und der ebenfalls iranischsprachigen Sarmaten im Osten. Sie zogen sich im Verlauf des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. auf die Krim zurück, bis ihr dortiges Reich mit der Hauptstadt Neapolis Skythike durch die Invasion der Goten im 3. Jahrhundert n. Chr. zerstört wurde. Reste der skythischen Bevölkerung zogen sich ins Kaukasusvorland zurück. Sie gingen im Laufe des Mittelalters im iranischen Volk der Osseten auf.
    Von der Sprache der Skythen, die schriftlos

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