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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Haarmann
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Lateinische in historischer Zeit hat auch dasSanskrit einen bleibenden Einfluss auf die Sprachen des nördlichen Indien ausgeübt. Der größte Teil des Kulturwortschatzes in den neuindischen Sprachen (z.B. Hindi, Bengalisch) ist vom Sanskrit geprägt, Ähnliches gilt für die Syntax und die Phraseologie. Die Ausstrahlung des Sanskrit macht sich ebenfalls in den dravidischen Sprachen (z.B. Tamilisch, Telugu) Südindiens bemerkbar.
    Da auch für die Buddhisten Sanskrit eine historische Bildungssprache ist, finden sich Sanskrit-Elemente im Wortschatz vieler Sprachen außerhalb Indiens, wo sich der Buddhismus verbreitet hat, z.B. im Birmanischen, Khmer, Tibetischen, Chinesischen und über chinesische Vermittlung auch im Koreanischen und Japanischen.
    Iranische Sprachen. Das Iranische gliederte sich um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. aus dem proto-arischen Komplex aus. Die Differenzierung in eine ost- und westiranische Gruppe erfolgte zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. Das Ostiranische ist schriftlich früh bezeugt, und zwar durch Texte in Avestisch, der heiligen Sprache des Zoroastrismus (s.u.). Sie sind in einer Sprachform abgefasst, die entwicklungsmäßig auf das 6. – 4. Jh. v. Chr. zurückgeht, auch wenn die Texte erst zwischen dem 3. und 7. Jh. n.Chr. aufgezeichnet wurden. Die Inhalte der sakralen Überlieferungen sind noch viel älter, sie sind mündlich bereits seit der Zeit zwischen 1000 und 800 v. Chr. tradiert worden.
    Noch während der Antike gingen zahlreiche Sprachen unter, die eine nordöstliche Untergruppe des ostiranischen Sprachzweigs bildeten, u.a. Skythisch, Sarmatisch und Kimmerisch. Sie waren in der Steppenregion Eurasiens (östliche Ukraine, südliches Russland, nördliches Kasachstan) verbreitet.
    Der bekannteste Vertreter des Westiranischen ist das Persische, das dem Medischen verwandtschaftlich am nächsten steht und das im Verlauf der Sprachgeschichte seinen ursprünglich flexivischen grammatischen Bau graduell umgestaltet hat. Die für indoeuropäische Sprachen charakteristische synthetische Nominal- und Verbalflexion ist im Persischen aufgegeben worden. Es gibt keine Genusunterscheidung und auch keinen Artikel, nurdas Suffix -
e
markiert in der Umgangssprache die Bestimmtheit eines Objekts im Singular. Dieser Entwicklungstrend von synthetischer zu analytischer Ausdrucksweise bahnt sich in der mitteliranischen Periode (4. Jh. v. Chr. – 9. Jh. n. Chr.) an und zeichnet sich bereits in älteren, später ausgestorbenen iranischen Sprachen wie Parthisch, Sogdisch, Saka und Baktrisch ab.
    Gliederung der iranischen Sprachen:
Westlich: Farsi, Dari, Kurdisch, Beludschisch u.a.
Östlich: Avestisch, Skythisch, Sarmatisch und Kimmerisch (alle ausgestorben), Ossetisch, Pamir-Sprachen, Jaghnobisch, Pashto u.a.
    Die Perser. Die Ethnogenese des iranischen Volks der Perser reicht in die erste Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. zurück. Die Perser setzten im 7. Jahrhundert v. Chr. die Herrscher des älteren Reichs der ebenfalls iranischen Meder ab und übernahmen deren Machtbereich. Das damals unter Teispes gegründete Persische Reich war das mächtigste der von Iraniern begründeten Staatswesen. Seine größte Ausdehnung hatte es unter Dareios I. zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr., als es im Westen über die ionische Küste Kleinasiens hinaus bis nach Mazedonien, im Osten bis zum Industal, im Norden bis nach Mittelasien und im Süden bis nach Ägypten reichte. Jahrzehntelang, zwischen 492 und 448 v. Chr., waren Perser und Griechen in wiederholt aufflammende Kriege mit Land- und Seeschlachten verstrickt. Erst 448 v. Chr. konnte die Unabhängigkeit der ionischen Griechenstädte an der kleinasiatischen Küste politisch abgesichert werden. Im 7. Jahrhundert n.Chr., im Zuge der islamisch-arabischen Expansion, löste sich das Persische Reich auf.
    Das kulturelle wie weltanschauliche Bindeglied der Bevölkerung dieses riesigen Reiches war eine der originellsten religiösen Traditionen, die das iranische Kulturmilieu hervorgebracht hat, der Zoroastrismus, so benannt nach seinem legendären Begründer Zarathustra (griech. Namenform Zoroaster). Nach traditioneller Auffassung lebte Zarathustra von 630 bis 553 v. Chr., nach neuerer Forschung möglicherweise aber schon vor dem 10. vorchristlichen Jahrhundert. Seine Lehre war unter den Sassaniden(224–651 n. Chr.) Staatsreligion des Persischen Reiches. Mit der Eroberung Persiens durch die Araber wurde das Land im

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