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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Haarmann
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verwendet. Als sakrale Sprache des Buddhismus lebt Pali bis heute weiter, als gesprochene Sprache zur Rezitation buddhistischer Texte wird es allerdings nur noch selten gebraucht.
    Seit dem 10. Jahrhundert gliederten sich die zahlreichen neuindischen Sprachen aus, von denen es insgesamt 219 gibt. Diessind rund die Hälfte aller lebenden indoeuropäischen Sprachen. Die sprecherreichste ist Hindi, das von rund 450Mio. Menschen gesprochen wird. Davon sind fast 200 Mio. Primärsprachler und mehr als 250 Mio. Zweitsprachler.
    Die Nachkommen der Arier, die aus der Steppe gekommen waren, haben weite Teile des indischen Subkontinents bevölkert. Eine Gruppe hat sich allerdings im Mittelalter aufgemacht und ist remigriert, d.h. in Richtung Westen gezogen. Ihre Sprache, das Romani, gehört zum Kreis der neuindischen Sprachen. Sie bilden einen Teil jener zahlreichen Gruppen, die wir in Europa unter dem Namen «Zigeuner» zusammenfassen. Dieser Name geht auf griech.
Athingganoi
bzw.
Tsigganoi
zurück, womit eine religiöse Sekte in Phrygien benannt wurde, aber auch die Zigeuner, wohl wegen ähnlicher Kulthandlungen. Seit dem 11. Jahrhundert werden migrierende Gruppen, die aus Nordwestindien kamen, im Mittleren Orient erwähnt. Ab dem 12. Jahrhundert sind Zigeuner auf dem Territorium des Byzantinischen Reichs in Kleinasien bezeugt, und im 13. Jahrhundert gelangten sie nach Südosteuropa.
    Gruppierungen der indischen Sprachen:
Zentral: Gujarati, Hindi, östl. Panjabi, Romani u.a.
Östlich: Bengalisch, Bihari, Maithili, Oriya u.a.
Nördlich: Nepali, Dogri-Kangri u.a.
Nordwestlich: Kashmiri, Lahnda, Sindhi u.a.
Singhalesisch-maledivisch: Singhalesisch, Maledivisch, Veddah
Südlich: Konkani, Marathi u.a.
    Altindisch: Vedisch und Sanskrit. Die ältesten indischen Texte, die mündlich tradiert wurden, sind die rituellen Hymnen, die «Veda» (Sanskr.
veda
heißt ‹Wissen›), als deren Verfasser die
rishi
‹die Weisen› der mythisch verklärten Zeit der arischen Landnahme gelten. Dies sind die Saptarishi (‹die sieben großen Rishi›), die der Überlieferung zufolge mit göttlicher Eingebung die Hymnen komponiert haben. Die vedischen Hymnen wurden als
sruti
‹Hörtexte› von den nicht-vedischen
smrti
‹memorierte(n) Texte(n)› unterschieden. Lehrer gaben sie ursprünglich mündlich an ihre Schüler weiter.
    Das in den Gesängen verankerte kulturelle Wissen ist später (seit dem 8. Jh. v. Chr.) in umfangreichen Sammlungen geordnet worden. Nach der Chronologie ihrer Entstehung gibt es drei alte «Veda» (Rig-Veda oder Rgveda, Yajur-Veda, Sâma-Veda), später kam noch ein vierter (Atharva-Veda) hinzu. Die älteste Sammlung umfasst 1017 Hymnen mit insgesamt 10.402 Stanzen. In einigen Kompilationen sind auch 1028 Hymnen aufgeführt. Die alten Veda haben Generationen von Literaten zu neuen Werken inspiriert, und die Gesamtheit des an der Hymnendichtung orientierten Schrifttums wird als «vedische Literatur» bezeichnet (Frédéric 1987: 1122ff.).
    Spätestens um 500 v. Chr. wich die heilige Sprache der Veda erheblich von der Alltagssprache ab. Als sie immer weniger verständlich wurde, ergab sich die Notwendigkeit, die heilige Sprache zu kodifizieren. Zur allgemeinen und sakralen Schriftsprache wurde nun das Sanskrit. Die ältesten erhaltenen Inschriften in Sanskrit stammen allerdings erst aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Zwischen dem Ende des 4. und dem Ausgang des 5. Jahrhunderts n. Chr. erlebte das klassische Schrifttum seine Blütezeit. Die Literatur in Klassischem Sanskrit umfasst lyrische Dichtung, literarische Prosawerke und eine verzweigte Sachprosa mit Werken zur Philosophie und Rhetorik, zu Medizin, Astronomie und Mathematik sowie zu juristischen Fragen. Eine besondere Rolle für die kulturelle Identität der Hindu besitzen die beiden Nationalepen, das «Mahabharata» (‹die große Erzählung von den Bharata›) und das «Ramayana» (‹Erzählung von Rama›).
    Die Verbreitung des Sanskrit als Sprache der sozialen und politischen Elite geht auf die lange Periode der Fremdherrschaft in Indien zurück, als unter anderem skythische Herrscher den Norden Indiens regierten (bis ins 10. Jh.). Damals war Sanskrit auch Amts- und Kanzleisprache. Als heilige Sprache des Hinduismus und als Bildungssprache ist das Sanskrit bis in unsere Zeit vital geblieben. Seine aktuelle Rolle in der hinduistischen Gemeinschaft kann mit der des Lateinischen in Westeuropa vor etwa 150 Jahren verglichen werden.
    Ähnlich wie das

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