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Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit

Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit

Titel: Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Unbußwilligen und die Rückfälligen. Der weltliche Arm vollstreckte diese Strafe wiederum auf zwei Arten: Reuige wurden vor dem Verbrennen – als Gnadenakt – erwürgt, andere unbarmherzig bei lebendigem Leibe verbrannt. Viele, wenn nicht die Mehrzahl der Todesurteile wurden allerdings in Abwesenheit (
in effigie
) oder
post mortem
vollstreckt.
    Das quantitative Profil der Strafen läßt sich aufgrund der summarischen Berichte (
relaciones de causas
) der lokalen Tribunale an die Madrider Zentrale näher bestimmen, deren Zahlen durch Forschungen zu einzelnen Bezirken (Toledo, Valencia oder Galicien) ergänzt werden. Gut jeder fünfte unter den verurteilten
Conversos
, so schätzt man, wurde zwischen 1481–1530 exekutiert, und auch bei den verfolgten Protestanten lag zwischen 1560–1620 die Hinrichtungsquote über zehn Prozent. Ansonsten betrug der Anteil der Todesstrafen lediglich ein bis zwei Prozent. Von den rund 44.000 in den Relationen zwischen 1540 und 1700 aufscheinenden Personen wurden 826 Personen (1,8 %) hingerichtet. Die Masse der Urteile enthielt Rekonziliations-Strafen oder gar nur leichtere Bußen, die etwa in Galicien zwei Drittel aller Sanktionen umfaßten.
    Am Schluß des Inquisitionsverfahrens stand der Akt des Glaubens (
auto de fé
), bei dem jeder Verurteilte zu erscheinen hatte. In seinem Zentrum standen Urteilsverkündigung und Abschwörung der Penitenten. In leichteren Fällen konnte es sich um einennichtöffentlichen Glaubensakt (
auto particular
) handeln, der die Reputation der Verurteilten nicht beschädigte. Die übrigen wurden einem öffentlichen Autodafé unterworfen. Seine feierliche Ausgestaltung machte es zunehmend zum markanten Kennzeichen der Spanischen Inquisition, die sich in diesem Punkt sowohl von den mittelalterlichen Vorläufern als auch von der römischen Schwester unterschied. Als symbolische Inszenierung und Vorwegnahme des Jüngsten Gerichts bekräftigte es die Identifizierung der katholischen Mehrheitsgesellschaft mit dem Katholizismus allgemein und mit der Inquisition im besonderen. Das Autodafé wurde zum schlagkräftigen Propagandainstrument für die Rechtgläubigkeit und verkörperte den Triumph über die Ketzerei. Bei vielen ausländischen Beobachtern wurde es umgekehrt zum Inbegriff von Tyrannei und religiösem Gewissenszwang, obwohl öffentliche Strafspektakel in allen Ländern des frühneuzeitlichen Europa bekannt und beliebt waren.
    Gewöhnlich wurde ein Autodafé von langer Hand vorbereitet; es versammelte Verurteilte aus den unterschiedlichsten Verfahren. Mindestens acht Tage vorher mußte es verkündet werden, aber nicht selten paradierten bereits einen Monat zuvor die Familiaren der Inquisition durch die Straßen und kündigten das Spektakel an. Die Präsenz hoher geistlicher und kirchlicher Würdenträger sollte so ebenso gesichert werden wie der breite Zuspruch aus dem Volk. Von weither strömten Zuschauer herbei und gaben dem Glaubensakt den Charakter eines Volksfestes. Vor allem im Zuge der Protestantenverfolgung Ende der 1550er Jahre fällt eine Phase feierlicher Ausgestaltung des Zeremoniells. Signalwirkung kam dabei dem im Mai 1559 veranstalteten Autodafé in Valladolid zu: Angeblich waren 200.000 Personen zu diesem Anlaß zusammengeströmt, darunter auch die Prinzessin-Regentin Dona Juana und der Infant Don Carlos. Auf dem Höhepunkt inquisitorischer Aktivitäten konnte ein
actus fidei
regelmäßig ein- oder gar zweimal im Jahr stattfinden und sich über Tage hinziehen. Seine hohen Kosten und bisweilen auch der Mangel an verurteilten Ketzern führten aber gerade in der Spätzeit dazu, daß die öffentlichen Glaubensakte unregelmäßig stattfanden.
    In feierlichen Prozessionen zogen die Akteure des Autodafé zum Platz des Geschehens, wobei die Sphäre der Rechtgläubigkeit und die Sphäre der Büßer und Verdammten streng geschieden waren: Zuerst gab es einen Zug der Adligen, Honoratioren und Bruderschaften, dann folgten die Verurteilten, schließlich die Gruppe der Inquisitoren mit ihrem Troß. Die Penitenten wiederum waren nach der Schwere ihrer Strafen geordnet, wobei diejenigen mit leichten Sanktionen die üblichen
Sanbenitos
trugen, während auf den Büßergewändern der zu schweren Strafen Verurteilten Flammen und andere Symbole zu sehen waren; zusätzlich trugen sie eine papierne Ketzermitra mit weiteren Abbildungen, die ihre Vergehen versinnbildlichten. Während die Todeskandidaten drei Tage im voraus über ihr Schicksal informiert

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