Die Insel Der Abenteuer
ihr in die Höhlen gegangen seid?«
»Wir kamen zum Haus herauf«, sagte Philipp mit einem unschuldig-erstaunten Ausdruck, der Jo-Jo rasend machte. »Hast du uns nicht gesehen? Und jetzt sind wir gerade von einem Ausflug zurückgekommen, lieber Jo-Jo. Warum diese Aufregung? Wolltest du mit uns mitkommen?«
Jo-Jo räusperte sich ärgerlich. Sofort äffte Kiki ihn nach und brach dann in ein tolles Gelächter aus. Der schwarze Mann sah den Papagei haßerfüllt an und stelzte hinaus.
»Ihr müßt Jo-Jo nicht immer hänseln«, sagte Tante Polly müde. »Er wird wirklich bald unerträglich, so unwirsch und träge. Den ganzen Morgen über ist er nicht ins Haus gekommen. Na, ich gehe jetzt zu Bett.«
»Jack, hilf mir doch, Onkel Jocelyns Tablett tragen«, bat Dina, als das Abendbrot fertig war. »Es ist so schwer. Und Philipp ist natürlich wieder mal nicht da. Er verschwindet immer, wenn es etwas zu tun gibt.«
Jack nahm das schwere Tablett und folgte Dina zum Arbeitszimmer des Onkels. Die Kinder klopften an die Tür. Sie hörten von drinnen etwas brummen, das wie
»herein« klang, und gingen ins Zimmer. »Hier ist dein Abendbrot, Onkel«, sagte Dina. Kiki saß wie gewöhnlich auf Jacks Schulter. »Tante Polly ist zu Bett gegangen. Sie hat Kopfschmerzen.«
»Polly, armes Ding«, sagte Kiki mitleidig. Onkel Jocelyn sah erstaunt auf. Als er den Papagei erblickte, nahm er einen Briefbeschwerer zur Hand.
Kiki flog schnell aus der Tür, und Onkel Jocelyn legte den Briefbeschwerer wieder hin. »Laßt doch den Papagei draußen«, sagte er verdrießlich. »So ein unverschämter Vogel! Stell das Tablett hier hin. Wer bist du denn, mein Junge?«
»Ich bin Jack Trent.« Jack war erstaunt, daß jemand so vergeßlich sein konnte. »Sie sahen mich und meine Schwester Lucy an dem Tage, als wir hier ankamen. Erinnern Sie sich nicht?«
»Es sind zu viel Kinder hier im Haus«, brummte Onkel Jocelyn. »Man kann überhaupt nicht arbeiten.«
»Aber Onkel, wir stören dich doch gar nicht«, sagte Dina gekränkt.
Onkel Jocelyn beachtete sie nicht. Er beugte sich über eine große und sehr alte Karte. Zufällig fiel Jacks Blick darauf.
»Ach«, rief er, »das ist ja eine Karte von dieser Küste.
Und da ist die Toteninsel, nicht wahr?« Er zeigte mit dem Finger auf eine Insel, deren Umrisse genau auf der gro-
ßen Karte eingezeichnet waren. Onkel Jocelyn nickte.
»Sind Sie jemals dort gewesen?« fragte Jack eifrig. »Wir haben die Insel heute nachmittag gesehen.«
»Ich bin nie dort gewesen und will auch gar nicht hin«, sagte Onkel Jocelyn mürrisch.
»Ich habe heute nachmittag einen Riesenalk auf der Insel gesehen«, erzählte Jack stolz.
Das machte jedoch wenig Eindruck auf Onkel Jocelyn.
»Unsinn«, sagte er. »Die Vögel sind seit langem ausgestorben. Sei nicht töricht, Junge!«
Jack ärgerte sich. Einzig und allein Lucy zollte seiner Entdeckung einige Aufmerksamkeit. Und Lucy würde ihm auch glauben, wenn er behauptete, den Weihnachtsmann auf der Insel gesehen zu haben. Störrisch sah er den unfreundlichen, alten Mann an, der so nachlässig gekleidet war. Aber plötzlich hatte er einen Einfall. »Könnte ich mir bitte mal die Karte anschauen?« fragte er. Vielleicht war der Zugang zwischen den Felsen darauf verzeichnet.
»Wie? Interessierst du dich für solche Sachen?« fragte Onkel Jocelyn überrascht.
»Ich interessiere mich sehr für die Toteninsel«, erwiderte Jack.
»Die Toteninsel? Ich habe noch eine größere und ge-nauere Karte, wo die Insel allein drauf ist.« Onkel Jocelyn gefiel es sehr, daß sich jemand für seine Karten interessierte. »Laß mal sehen, wo habe ich sie nur?«
Während der Onkel zwischen seinen Papieren herum-suchte, studierten Jack und Dina die große Karte der Küste. Dort, ganz für sich allein, von Felsen eingeschlossen, lag die Toteninsel. Sie hatte eine merkwürdige Form, beinahe wie ein Ei mit einer Beule auf einer Seite, und die Küste war sehr zerklüftet. Sie lag genau westlich von Felseneck. Jack war ganz begeistert über die Karte. Wenn Onkel Jocelyn sie ihm nur leihen würde!
»Sieh mal«, sagte er leise zu Dina, »gerade hier ist der Felsenring durchbrochen. Ich wette, es ist die Stelle, wo ich heute nachmittag den Zugang vermutete. Siehst du dort den Hügel? Der Zugang zwischen den Felsen liegt gerade gegenüber. Wenn wir hinwollen, dann brauchen wir uns nur nach dem Hügel zu richten, es ist der höchste auf der Insel. Das ist doch furchtbar einfach.«
»Es sieht einfach
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