Die Insel Der Abenteuer
rohe Stufen gehauen, um ein Ausgleiten zu verhindern. Aber auch die Stufen waren so glatt, daß sogar eine Ziege ausgeglitten wäre. Bill kam mit einem Bums zu Fall, und Philipp folgte umgehend.
»Nimm deine Füße von meinem Hals weg«, sagte Bill und versuchte sich aufzurichten. »Scheußlich, ich habe mich schön beschmiert!«
Sie gingen weiter und weiter. Bald führte der Tunnel nicht mehr abwärts, sondern blieb eben. Seine Wände bestanden aus reinem Felsgestein. Hier unten war nichts von Erde oder Sand oder Kalk zu sehen, nur schwarze Felsen, die hier und da seltsam aufglänzten.
Ein paarmal wurde der Gang so schmal, daß es fast unmöglich schien, sich hindurchzuzwängen. »Nur gut, daß wir nicht dick sind«, sagte Philipp und drückte seinen Bauch ein. »Verflixt, das war mächtig eng! Was meinen Sie, Bill, sind die Felsen nun im Laufe der Zeit zusammengerückt, oder war der Tunnel hier immer so schmal?«
»Ich denke, er war immer so. Es ist ein natürlicher Spalt in den Felsen. Allerdings ganz erstaunlich, aber ich habe schon von ähnlichen Felsspalten in anderen Teilen der Welt gehört. An dieser Küste gibt es viele davon.«
Es war warm in dem Tunnel. An manchen Stellen war die Luft nicht gut, und die beiden begannen zu keuchen.
Aber sie gingen weiter und weiter. Ihre Lampen beleuchteten schwarze feuchte Wände, von denen ab und zu ein seltsames schwaches Glühen ausging. Philipp hatte das Gefühl, als ob dies alles ein Traum wäre. Er sagte es Bill.
»Aber du träumst nicht«, versicherte Bill. »Wir sind an einem seltsamen Ort, aber er ist ganz wirklich. Es ist kein Traum. Soll ich dich mal kneifen?«
»Ach ja, das wäre gut«, sagte Philipp, der sich nach dieser langen Zeit in dem dunklen engen Gang ganz merkwürdig vorkam. Bill kniff ihn also, und zwar so kräftig, daß Philipp laut aufschrie. »Das genügt. Ich bin wach und träume nicht. Es wäre ja zu albern, so ein Kneifen zu träumen.«
Plötzlich berührte Bill mit dem Fuß etwas Weiches. Er leuchtete mit einer Lampe auf den Boden und entdeckte zu seiner großen Überraschung eine kleine Maus, die zu ihm aufblickte.
»Sieh mal«, rief er, »eine Maus. Eine Maus hier unten!
Wovon lebt sie bloß? Das ist ja kaum zu glauben. Ich kann nur einfach nicht vorstellen, daß ein Tier hier in diesem Tunnel unter der See existieren kann.«
Philipp lachte. »Es ist ja nur Minni, meine Lieblings-maus. Sie muß aus meinem Ärmel gehüpft sein.«
»Sie sollte lieber wieder hineinhüpfen, wenn ihr das Leben lieb ist«, sagte Bill. »Hier unten kann sich kein Tier ernähren.«
»Ach, sie wird schon wieder zurückkommen«, meinte Philipp. »Sie bleibt niemals lange fort von mir.«
Sie mußten ein paarmal ausruhen, denn der Weg war ermüdend und schwierig. Eine Zeitlang führte er glatt ge-radeaus. Aber dann bog er plötzlich im rechten Winkel nach einer Seite ab, nur um nach ein paar Metern wieder in die alte Richtung zurückzukehren. Immer wieder wies der Gang jetzt solche Krümmungen auf.
Philipp fragte sich, wie lange seine Taschenlampe wohl noch brennen würde. Ihm wurde plötzlich etwas ängstlich zumute. Wenn Bills Lampe vielleicht auch ausging? Es mußte furchtbar sein, hier unten im Dunkeln umherzutap-pen.
Aber Bill beruhigte ihn. »Ich habe noch eine andere Batterie in der Tasche. Du brauchst also keine Angst zu haben, daß wir plötzlich im Dunkeln sitzen. Dabei fällt mir ein, ich habe irgendwo noch ein paar Bonbons bei mir.
Wir könnten uns die Reise ein wenig damit versüßen.«
Bill kramte in seinen Taschen, fand die Bonbons, und bald lutschten die beiden nach Herzenslust. »Mit einem hübschen dicken Bonbon im Mund ist alles leichter zu ertragen«, dachte Philipp.
»Wie weit sind wir wohl?« fragte er Bill. »Ob wir schon den halben Weg hinter uns haben?«
»Keine Ahnung. Hallo, was ist das?« Bill hielt an und leuchtete mit der Lampe auf den Boden. Der Weg schien völlig versperrt zu sein. »Herrjeh, das sieht ja wie ein Dek-keneinsturz aus. Dann kommen wir nicht weiter. Ohne Hacke und Schaufel können wir den Weg nicht frei machen.«
Aber es erwies sich, daß das Unglück nicht so groß war. Mit vereinten Kräften rückten sie das große Felsstück, das mitten auf dem Weg lag, zur Seite. Und bald konnten sie ihren Weg fortsetzen.
Nachdem sie wieder eine Weile gegangen waren, bemerkte Philipp, daß die Felsen ihre Farbe veränderten. Er machte Bill darauf aufmerksam. »Sehen Sie nur, Bill! Hier sind die Felsen nicht mehr
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