Die Insel Der Abenteuer
und Kiki geschehen? Ziemlich viel, Erstaunliches und Unglaubliches.
Jack hatte nicht bemerkt, daß die anderen Kinder entflohen waren. Ja, er hatte nicht einmal bemerkt, daß sie gefangengenommen wurden. Er war dem Papagei nach-gegangen und hatte sich vollständig verirrt. Die Männer hatten Kiki ja einige Stunden später schreien und rufen gehört, als sie Philipp und die Mädchen verfolgten. Aber dann waren sie den falschen Gang hinuntergelaufen.
Der arme Jack fühlte sich ganz verloren, und Kiki klammerte sich ängstlich an seiner Schulter fest. Unaufhörlich wanderte der Knabe durch einen Irrgarten von Stollen und kam in immer entlegenere Anlagen. Er hatte Angst, daß seine Lampe ausgehen könnte. Er hatte Angst, daß die Decke ihm auf den Kopf fallen könnte. Er hatte vor so vielem Angst.
»Vielleicht verirre ich mich für immer hier«, dachte er verzweifelt. »Vielleicht wandere ich immerzu von dem Hauptgang fort.«
Da sah er plötzlich ein riesiges Loch in der Decke. Er war zu einem Schacht gekommen. »Natürlich«, dachte der Knabe, »da waren ja eine ganze Menge von diesen Schächten.« Sein Herz begann schnell zu schlagen vor Freude. »Gott sei Dank, nun kann ich in die frische Luft hinaufklettern.«
Aber bald mußte er zu seinem Entsetzen erkennen, daß kein Weg nach oben führte. Vielleicht waren hier früher einmal Leitern oder Seile gewesen. Sie waren zerbrochen, verfault. Jetzt war es nicht mehr möglich, durch den Schacht hinaufzusteigen.
»Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich jetzt weinen«, sagte Jack und fühlte dabei etwas Verdächtiges hinter seinen Lidern brennen. »Da ich aber ein Junge bin, muß ich eben lachen und aushaken.«
Er lachte entschlossen. Kiki legte den Kopf auf die Seite und hörte ihm zu. »Setz den Kessel auf«, sagte er beschwichtigend, und da mußte Jack wirklich von Herzen lachen.
»Ach, du kleiner Idiot«, sagte er zärtlich. »Also was machen wir nun? Ich habe das Gefühl, als ob ich immerzu in denselben Gängen umherirre. Aber warte mal, die Schächte befinden sich ja alle auf der Insel. Ich bin also doch irgendwie zurückgegangen, denn damals waren wir unter dem Meeresboden. So viel ich weiß, sind die Schächte durch einen ziemlich geraden Tunnel miteinander verbunden. Ich werde mal hier heruntergehen. Vielleicht treffe ich zufällig auf den Hauptgang.«
Jack stolperte weiter, fand aber nach einem Weilchen den Weg versperrt und mußte wieder umkehren. Er ging ein Stück zurück, bog wieder in die alte Richtung und stieß erneut auf einen Deckeneinsturz. Es war wirklich zum Verzweifeln. Kiki wurde müde von dem langen Um-herwandern in der Dunkelheit und gähnte herzhaft.
»Halt die Hand vor den Mund«, ermahnte er sich selbst.
»Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst die Tür zumachen?
Gott erhalte den König!«
»Dein Gähnen steckt mich an, Kiki.« Jack setzte sich auf den Boden. »Was hältst du von einer Ruhepause? Ich bin hundemüde.«
Er lehnte sich an die Felswand, schloß die Augen und fiel sofort in einen unruhigen Schlaf. Als er nach ein paar Stunden erwachte, wußte er zuerst gar nicht, wo er sich befand. Aber bald fiel ihm sein ganzes Elend wieder ein.
Mühsam stand er auf, Kiki immer noch fest auf seiner Schulter.
»Na, es hat keinen Zweck, den Mut zu verlieren«, ermahnte er sich selbst. »Geh nur immer ruhig weiter, einmal wirst du ja irgendwo landen.«
Als er so durch die Gänge stolperte, hatte Kiki den Lärm der Männer vernommen und laut geschrien. Aber Jack hatte überhaupt nichts gehört und war in einen Ne-bengang eingebogen, bevor die Männer ihn erreichten. Er wußte nicht, daß er sich ganz in der Nähe des großen Schachtes befand. Da stieß er plötzlich auf den Hauptgang und blieb stehen.
»Ob dies wohl der breite Gang ist, den wir auf der Karte sahen?« dachte er. »Wenn ich nur eine hellere Lampe hätte! Meine scheint bald auszugehen, sie brennt schon recht trübe.«
Nachdem er wieder eine Weile gegangen war, entdeckte er plötzlich ein paar roh gehauene Stufen, die in den Felsen führten. Neugierig kletterte der Knabe hinauf und gelangte in einen Stollen, der augenscheinlich zu einer anderen Anlage des Bergwerks führte. Da stolperte er, fiel gegen die Wand und stieß dabei an einen Stein, der krachend auf den Boden fiel. Jack fürchtete, daß ein Stück von der Decke eingestürzt wäre, und leuchtete mit seiner Lampe hinauf.
Aber die Decke war in Ordnung. Dagegen entdeckte Jack im Schein seiner Lampe einen großen,
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