Die Insel Der Abenteuer
»Seht ihr? Der Eingang zu dem Unterseetunnel befindet sich unten in eurem Brunnen. Wenn man es richtig überlegt, kann es auch gar nicht anders sein. Denn das ist der einzige Weg, auf dem man von hier aus unter den Meeresboden gelangen kann.«
»Donnerwetter!« riefen die drei Kinder wie aus einem Munde. Daran hatten sie nicht gedacht. Das war ja eine tolle Überraschung!
»Aber unten im Brunnen ist ja Wasser«, wandte Philipp ein. »Man kann doch nicht durch das Wasser gehen!«
»Nein, natürlich nicht.« Bill deutete auf die Karte. »Aber der Eingang zu dem Tunnel liegt über dem Brunnenwasser, siehst du? Dies hier sind wahrscheinlich Stufen, die in eine Öffnung des Schachtes gehauen sind. Sie führen in den Gang durch den Felsen. Sicherlich war es eine natürliche Felsspalte, von denen es an dieser Küste so viele gibt. Und jemand hat mit der Spitzhacke oder durch Sprengen einen brauchbaren Gang daraus gemacht.«
»Ja, ich verstehe«, sagte Philipp eifrig. »Vielleicht hat jemand das Loch entdeckt, als der Brunnen gegraben wurde. Und dann ist er in den natürlichen Spalt gekommen und hat ihn ausgebaut. Bill, könnten wir nicht hinuntersteigen und nachschauen?«
»Aber nicht mitten in der Nacht«, sagte Bill sofort. »Ihr habt für heute genug Abenteuer gehabt. Wir müssen jetzt alle etwas schlafen.«
»Aber was wird nun aus Jack?« fragte Lucy, und ihre grünen Augen wurden ganz groß vor Angst um den Bruder.
»Heute nacht können wir nichts mehr für ihn tun«, sagte Bill freundlich aber fest. »Wenn man ihn gefangen hat, ist er eben gefangen. Und wenn nicht, dann können wir ihn morgen finden. Aber wir werden nicht in stockfinsterer Nacht in einen tiefen Brunnen steigen, und damit basta.
Philipp, ich werde heute nacht bei dir im Turmzimmer schlafen.«
Philipp war froh darüber. Er hatte keine besondere Lust, allein in den Turm zu klettern. Die Mädchen wurden auch zu Bett geschickt, trotzdem sie behaupteten, überhaupt nicht müde zu sein. Philipp und Bill stiegen zum Zimmer der Jungens hinauf. Der Knabe zeigte Bill das Fenster, von dem aus sie manchmal die Insel sehen konnten.
Dann setzte er sich auf die Matratze, um sich die Schuhe auszuziehen. Aber er war so müde, daß er es nicht einmal fertig bekam, die Schnürsenkel aufzuknüpfen. Erschöpft sank er über das Bett und fiel sofort, vollkommen angezogen wie er war, in einen tiefen Schlaf. Bill sah ihn an und lächelte. Sorgsam breitete er eine Decke über den Knaben. Dann setzte er sich ans Fenster, steckte sich eine Zigarette an und dachte nach.
Am nächsten Tag würde es sich zeigen, ob es noch einen Weg von Felseneck nach der Insel gab. Bill glaubte nicht recht daran. Gewiß, der andere Gang war noch be-nutzbar, aber mit diesem verglichen war er nur kurz. Und über dem zweiten Gang wogte seit vielen, vielen Jahren das Meer. Ein einziger Riß konnte genügen, um den Gang in kurzer Zeit unter Wasser zu setzen und damit unpassierbar zu machen.
Endlich ging Bill zu Bett. Er streckte sich neben dem schlummernden Knaben aus und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen erwachte er davon, daß Philipp ihn schüttelte. »Bill! Es ist schon hell! Wir wollen frühstük-ken und dann nach dem Brunnengang suchen.«
Bald waren sie unten bei den Mädchen, die Eier und Speck zum Frühstück brieten. »Wo ist Jo-Jo?« fragte Philipp überrascht.
»Er ist noch nicht vom Fischen zurück.« Dina holte geschickt ein Setzei aus der Pfanne. »Das ist für Sie, Bill.
Und dann bekommst du ein Ei, Philipp. Nur gut, daß Jo-Jo noch nicht da ist. Er würde sich wundern, was Bill hier tut. Das würde ihm bestimmt verdächtig vorkommen.«
»Jo-Jo kann jede Minute zurück sein«, sagte Lucy. »Wir müssen uns beeilen. Ich würde es gar nicht mögen, wenn er oben steht und in den Brunnen glotzt, während wir unten herumklettern.«
Schnell waren sie mit dem Frühstück fertig. Dina hatte der Tante etwas zu essen gebracht und auch den Onkel nicht vergessen. Tante Polly fühlte sich ein wenig besser und wollte später herunterkommen. Onkel Jocelyn war anscheinend überhaupt nicht schlafen gegangen.
»Ich glaube, er arbeitet die ganze Nacht hindurch«, sagte Dina. »Nun, seid ihr alle fertig? Ich werde das Geschirr ab waschen, wenn ich zurückkomme.«
Sie gingen in den kleinen Hof hinter dem Haus. Bill beugte sich über den Brunnen.
»Gehen wir in einem Eimer hinunter?« fragte Philipp.
»Wenn wir nur einen hätten, der groß genug ist«, seufzte Dina. »Aber in
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