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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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gemeint. Ich wollte sagen –«
    »Pst!« Dad erstarrte und sah verstohlen zur Tür. »Guck schnell, aber unauffällig. Er ist gerade reingekommen.«
    Ich hielt mir die Speisekarte vors Gesicht und linste über den Rand. Ein gammelig aussehender, bärtiger Typ stand im Eingang und stapfte sich das Wasser von den Stiefeln. Er trug einen Regenhut, eine dunkle Brille und offenbar mehrere Jacken übereinander. Dadurch wirkte er stämmig, ohne dass man seine Gestalt wirklich ausmachen konnte.
    »Ich liebe diese Nummer ›obdachloser Weihnachtsmann‹, die er abzieht«, flüsterte ich. »Das muss man erst mal hinkriegen. Ultramodern.«
    Der Typ würdigte uns keines Blickes. Er schob sich an die Theke, und die Gespräche neben ihm wurden einen Tick leiser. Kev fragte den neuen Gast, was er wünsche, der antwortete leise, und Kev verschwand in der Küche. Während der Typ wartete, starrte er stur vor sich hin. Kurz darauf kehrte Kev zurück und hatte eine Tüte mit Essen zum Mitnehmen dabei. Der Mann nahm die Tüte, legte ein paar Geldscheine auf die Theke und ging zur Tür. Bevor er hinaustrat, drehte er sich um und ließ den Blick langsam durch den Raum schweifen. Dann war er fort.
    »Was hat er bestellt?«, rief mein Dad, sobald die Tür zugefallen war.
    »Ein paar Steaks«, antwortete Kev. »Sagte, es sei ihm egal, wie sie zubereitet sind. Also habe ich sie auf jeder Seite zehn Sekunden gebraten. Aber er hat sich nicht beschwert.«
    Die Männer begannen zu murmeln und zu spekulieren, die Lautstärke schwoll wieder an.
    »Rohe Steaks«, sagte ich zu meinem Vater. »Du musst zugeben, das ist sogar für einen Ornithologen seltsam.«
    »Vielleicht ist er Rohkost-Liebhaber«, antwortete Dad.
    »Klar doch. Oder er ist es leid, sich von Lammblut zu ernähren.«
    Dad verdrehte die Augen. »Der Mann hat ganz offensichtlich einen Campinggrill. Er bevorzugt es, in der freien Natur zu kochen.«
    »Im Regen? Und warum verteidigst du ihn überhaupt? Ich dachte, er wäre dein Erzfeind.«
    »Ich erwarte ja nicht, dass du mich verstehst«, sagte Dad. »Aber es wäre nett, wenn du dich nicht über mich lustig machen würdest.« Dann stand er auf und ging an die Theke. Ich verzog mich mit einem Hinweis auf plötzliches Unwohlsein auf mein Zimmer.
    * * *
    Ein paar Stunden später hörte ich, wie Dad nach oben gestolpert kam und sich auf sein Bett warf. Nur Sekunden später schnarchte er zum Gotterbarmen. Ich schnappte mir meine Jacke und machte mich auf zu dem Treffen mit Emma. Es war nicht nötig, mich hinauszuschleichen.
    Die Straßen lagen so verlassen und still da, dass man beinahe den Tau fallen hören konnte. Schmale Wolkenstreifen zogen am Himmel entlang, und der Mond schien gerade hell genug, um mir den Weg zu leuchten. Als ich den Hügelkamm erreichte, spürte ich ein sonderbares Kribbeln im Nacken. Ich drehte mich um und entdeckte auf einem Felsvorsprung einen Mann, der mich beobachtete. Er hielt die Finger vor die Augen und hatte die Ellbogen abgespreizt, als würde er durch ein Fernglas schauen. Verdammt, man hat mich erwischt, schoss mir durch den Kopf. Ich nahm an, dass es einer der Schafzüchter war, die Detektiv spielten. Aber warum kam er nicht zu mir, um mich zur Rede zu stellen? Er stand einfach nur da und beobachtete mich.
    Ich beschloss, dass ich es ohnehin nicht ändern konnte, ob ich nun weiterging oder zurückkehrte. Dad würde in jedem Fall von meinem nächtlichen Ausflug erfahren. Also hob ich den Arm und streckte den Finger zum Gruß nach oben. Dann tauchte ich ein in den kühlen Nebel.
    Als ich aus dem Steingrab hinaustrat, sah es aus, als wären die Wolken fortgewischt worden. Der Mond hing wie ein praller gelber Luftballon am Himmel und schien so hell, dass ich blinzeln musste. Ein paar Minuten später kam Emma durchs Moor gewatet. Sie entschuldigte sich und redete in einem Wahnsinnstempo.
    »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Es hat Ewigkeiten gedauert, bis alle im Bett waren. Auf dem Weg nach draußen bin ich dann über Hugh und Fiona gestolpert, die im Garten rumknutschen. Aber keine Sorge, sie haben versprochen, nichts zu sagen, wenn ich sie auch nicht verrate.«
    Sie schlang mir die Arme um den Hals. »Ich habe dich vermisst«, sagte sie. »Tut mir leid wegen heute Nachmittag.«
    »Mir auch«, sagte ich und tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. »Also, dann erzähl mal.«
    Sie löste sich von mir. »Nicht hier. Es gibt einen besseren Ort. Einen besonderen Platz.«
    »Ich weiß nicht recht …«
    Sie

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