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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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und bekreuzigte sich. »Zumindest hat es dafür gesorgt, daß niemand Wache gehalten hat!«, tadelte sie.
    »Aber es war so schön!«
    »Vergiß nicht, daß uns Satan oft im schönen Gewand erscheint, um unsere Seelen zu verführen.«
    »Es ist doch nichts passiert und du hättest es sehen müssen, dann würdest du anders darüber denken!«
    »Ihr hättet mich ja wecken können«, sagte Damienne trocken.
    »Verzeih, du hast recht. Aber es wirkte so zart, wir hatten Angst, daß es verschwindet, wenn wir uns bewegen.«
    »Und da habt ihr lieber die ganze Nacht auf der kalten Wiese geschlafen als in der gemütlichen Hütte? Na, vielen Dank, kann ich da nur sagen. Es ist ein Wunder, daß ihr euch nicht den Tod geholt habt - und ein noch größeres Wunder, daß uns alle nicht der Teufel geholt hat.«
    Als Henri unten am Bach den unvermeidlichen Frühstücksfisch fangen ging und die beiden Frauen Feuerholz am Waldrand suchten, nutzte Marguerite die Gelegenheit, um Damienne um einen Gefallen zu bitten. »Ich weiß«, begann sie, »daß Fisch ohne Salz furchtbar schmeckt, ich kann ihn selbst nicht mehr sehen, geschweige denn essen. Trotzdem wäre es mir wichtig, daß wir Henri zuliebe heute zuerst das Signalfeuer errichten, bevor wir irgend etwas anderes tun.«
    »So? Und warum erzählst du mir das? Ihr könnt mich ja überstimmen, wenn euch das so wichtig ist.«
    Damienne schien nicht besonders gut gelaunt zu sein.
    »Es wäre mir noch wichtiger«, sagte Marguerite, »daß du ihm den Vorschlag machst.«
    Damienne blieb stehen. »Ich soll klein beigeben?«
    »Ja«, sagte Marguerite schlicht.
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil Henri unglücklich ist, weil der Klügere nachgibt und weil ich dich darum bitte.«
    Damienne seufzte, dann zwinkerte sie Marguerite mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln zu: »Der Klügere gibt nach, ja?«
    »Genau«, lächelte Marguerite zurück.
    »Ich dachte, ihr zwei wolltet heute eure Saline anlegen«, wunderte sich Henri, als Damienne ihn nach dem Frühstück ihren Vorschlag unterbreitete.
    »Das hatte ich ursprünglich vor, Herr Leutnant, aber dann habe ich darüber nachgedacht, was Ihr gesagt habt, und Ihr hattet natürlich recht - in manchen Dingen ...«
    »Zum Beispiel?«, fragte Henri mißtrauisch .
    »Zum Beispiel damit«, fiel Marguerite ein, »daß wir alles zu unserer Rettung unternehmen müssen. Es ist völlig unsinnig, mühsam Salz aus dem Sand zu kratzen, wenn uns vielleicht schon heute ein Fischer von der Insel holen kann.«
    Henri sah zweifelnd von einer zur anderen. Er hatte den Verdacht, daß da ein Komplott gegen ihn geschmiedet worden war - er verstand nur nicht, wohin es führen mochte. Der Haken wird schon noch kommen, dachte er, aber er sagte: »Schön, daß Ihr Vernunft angenommen habt.«
    Damienne holte Luft, um auf diese Unverschämtheit eine gepfefferte Antwort zu geben, aber Marguerite warf ihr einen beschwörenden Blick zu, sodass Damienne ihre spitze Bemerkung herunterschluckte und statt dessen nur süßlich lächelte.
    Sie gingen gleich ans Werk. Jeder nahm so viel Holz, wie er tragen konnte, und dann machten sie sich auf den Weg zur Kuppe des Hügels. Der Hügel war steil und der Anstieg mühsam, doch wenigstens wuchsen an dem Hang keine Dornbüsche, lediglich kurzes, trockenes Gras, das jedoch in die Hände stach, wenn man sich abstützte, und einige wenige Sträucher, die in der dünnen Erdschicht nur schwachen Halt gefunden hatten - zu schwach, um sich an daran festzuhalten, wie Marguerite zu ihrem Leidwesen feststellen mußte. Sie rutschte aus und griff nach einem solchen Strauch - und rutschte dann mitsamt dem Busch einige Meter den Hang hinab. Das Feuerholz, das sie bis dahin gesammelt hatte, verstreute sich weitläufig. Henri legte sein Holz und seine Arkebuse ab und half ihr ein kurzes Stück, doch dann mußte sie das Holz wieder alleine schleppen. Es dauerte beinahe eine Stunde, bis sie endlich oben waren. Marguerite warf ihr Bündel ins Gras und ließ sich erschöpft und schwer atmend danebenfallen. Auch Damienne schnaufte vernehmbar.
    »Die erste Tour ist geschafft«, sagte Henri.
    »Was?«, fragte Marguerite entsetzt.
    »Das reicht bei Weitem noch nicht! Schließlich muß hier ein Feuer brennen, das man meilenweit sehen kann.«
    Sie warfen einen Blick auf das Holz, das sie den Hang hinaufgeschleppt hatten: ein erschreckend kleiner Haufen, gemessen an der Anstrengung, die hinter ihnen lag. Auf dem Weg war es Marguerite mehr, viel mehr

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