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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Rettung. Aber niemand wird uns finden, wenn wir nicht ein Signal geben können! Ihr richtet Euch hier ein, baut eine Hütte, und jeden Tag findet Ihr eine andere Aufgabe für den nächsten Tag, aber das Wichtigste, das Rettungssignal, das verschiebt ihr immer nach hinten! Manchmal glaube ich fast, Ihr wollt gar nicht gerettet werden!« Henri hatte sich in Zorn geredet und war aufgesprungen. Sein Ausbruch kam für Marguerite völlig unerwartet, und er war so heftig und so voll Bitterkeit, daß sie mit den Tränen zu kämpfen hatte.
    »Aber, Liebster ...«, begann sie, und dann wußte sie nicht, was sie weiter sagen sollte.
    Henri drehte sich um, schnappte sich eine der Arkebusen und stapfte davon, in Richtung des Baches.
    Marguerite sah ihm fassungslos hinterher. Ihr standen Tränen in den Augen, und sie wußte nicht einmal genau, warum.
    »Ach, der beruhigt sich schon wieder«, sagte Damienne und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Was ist denn nur los mit ihm? Was haben wir ihm denn getan?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht denkt er, daß er für das ganze Unglück hier verantwortlich ist, und das liegt ihm schwer auf der Seele. Aber was das betrifft, so bin ich geneigt, ihm recht zu geben.«
    »Was?« Marguerite war entsetzt.
    »Nun, wenn er nicht gekommen wäre und dich verführt hätte, dann säßen wir heute nicht hier. Ich weiß, daß du das nicht gerne hörst, aber so ist es nun mal! Es tut mir leid, daß ich dir das sagen muß.«
    Marguerite schluckte ihre Tränen herunter und sah Damienne so lange in die Augen, bis diese verlegen den Kopf senkte. Dann sagte sie sehr ruhig: »Es war mein Onkel, der uns hier ausgesetzt hat, nicht Henri! Henri ist ins Meer gesprungen und hat sein Leben riskiert, um uns zu retten. Ohne ihn würden wir in dieser Wildnis nicht überleben!«
    Dann stand auch sie auf und lief hinaus in die Dunkelheit. Sie mußte allein sein.
    Eine ganze Weile später fanden sich Marguerite und Henri fast gleichzeitig wieder am Lagerfeuer ein. Schweigend setzten sie sich nebeneinander und starrten in die Flammen.
    Damienne blickte von einem zum anderen und gähnte plötzlich sehr auffällig.
    »So, ich werde mich mal wohl ins Bett begeben. Wenn ihr wollt, übernehme ich heute die letzte Wache.«
    Marguerite nickte. Damienne wartete einen Moment, da aber keiner der beiden Anstalten machte, etwas zu sagen, wünschte sie nur eine gute Nacht und verschwand in der Hütte. Kurz darauf war ihr allabendliches Gebet zu hören. Dann wurde es still in der Hütte, bis wiederum einige Minuten später leise, regelmäßige Atemzüge nach draußen drangen. Bis dahin hatten Marguerite und Henri immer noch kein Wort miteinander gesprochen.
    Irgendwann räusperte sich Henri.
    »Ja?«, fragte Marguerite.
    »Ich habe nichts gesagt.« »Ich dachte ...«
    »Nein, ich hatte nur etwas in der Kehle.«
    »Ach so.«
    »Ja.«
    Sie schwiegen wieder für einen Moment. Dann nahm Henri Marguerites Hand und flüsterte: »Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint.«
    »Aber das weiß ich doch, Liebster«, hauchte Marguerite ihm ins Ohr.
    Dann brachen beide in Tränen aus und umarmten einander lang und innig und baten gegenseitig immer wieder zwischen Tränen und Küssen um Verzeihung.
    Später lagen sie schweigend nebeneinander und betrachteten den Sternenhimmel. Beide fühlten, daß der Moment zu kostbar für Worte war.
    Auch die Insel war verstummt. Es war die erste sternklare Nacht, seit sie auf der Insel waren, es war beinahe windstill und selbst die grausame Stimme schwieg. Nur der Bach murmelte leise in einiger Entfernung.
    Plötzlich veränderte sich der Himmel: Schimmerndes grünes Licht zog in unregelmäßigen Streifen vor den Sternen hin und her.
    »Was ist das?«, fragte Marguerite staunend.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ist schön, wunderschön!«
    »So etwas habe ich noch nie gesehen!«
    »Kapitän de Xaintonge hat mir erzählt, daß es im hohen Norden manchmal seltsame Lichter gibt .«
    »Hat er gesagt, was sie bedeuten?«
    »Nein, das wußte er auch nicht.«
    Sie lagen im Gras und betrachteten das Flackern, das sich von Grün zu Weiß verfärbte und beständig wanderte.
    Irgendwann schliefen sie beide ein.
    Am nächsten Morgen erzählte Marguerite Damienne von den Lichtern, und sie merkte, daß ihr die Worte fehlten, es angemessen zu beschreiben. Jedenfalls konnte sie ihre Begeisterung nicht übertragen.
    »Wenn du mich fragst, Lämmchen, so war das Teufelswerk«, sagte Damienne

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