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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Hämmern eines Spechtes.
    »Die kann man auch nicht essen«, sagte Damienne, die den Specht ebenfalls gehört hatte.
    »Aber es ist schön, hier einen Vogel zu hören, den ich von zu Hause kenne«, meinte Marguerite.
    »Mir wäre da im Moment ein anderer Vogel lieber, zum Beispiel eine Ente oder Gans«, sagte Damienne grimmig.
    Plötzlich hielt Henri inne. Ein Pfad! Eben noch mußten sie sich Schritt für Schritt durchs Dickicht kämpfen und jetzt lag da ein Weg vor ihnen! Er war so breit, daß ein Mensch bequem darauf gehen konnte. Der Boden war eben und fest und bis zu zwei Meter hoch war kein Unterholz und kein Ast hineingewachsen.
    »Was ist das für ein Weg?«, fragte Marguerite erstaunt.
    »Und vor allem, wer hat ihn angelegt?«, fragte Damienne besorgt.
    Henri sah sich um. Der Pfad führte in den Bach hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus. Eine Furt konnte es nicht sein, denn der Bachlauf war hier mindestens einen Meter tief. Der Pfad war so ausgetreten, daß nicht einmal eine vereinzelte Spur zu erkennen war.
    Damienne bekreuzigte sich: »Die Heiligen mögen uns beschützen! Wir stehen auf dem Weg der Dämonen! Vielleicht führt er direkt in die Hölle?«
    »Nein, ein Dämon war hier bestimmt nicht unterwegs. Eher ein wildes Tier«, meinte Henri.
    »Unsinn, so große Tiere gibt es nicht«, sagte Damienne.
    »Vielleicht war es doch ein Bär, den wir in der Nacht gehört haben«, sagte Marguerite.
    »Ach was, die Bären, die wir im Zirkus gesehen haben, waren noch kleiner als du und ich.«
    »Aber ich habe von Monsieur Cartier gehört, daß es in diesem Land Bären geben soll, die größer sind als die, die es bei uns gibt.«
    Henri untersuchte das Bachufer. »Keine Spuren von Tatzen oder Krallen. Ich glaube nicht, daß es ein Bär war.«
    »Aber was war es sonst?«, fragte Marguerite.
    »Also doch ein Dämon!«, sagte Damienne. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel zu: Ich hab’s ja gleich gesagt!
    »Nur wenn der Dämon gern Blätter frißt. Für mich sieht es so aus, als sei das Laub hier abgeäst worden.«
    »Also vielleicht ein Hirsch?«, fragte Marguerite.
    »Dann ist er größer als alle Hirsche, die ich bislang gesehen habe«, sagte Henri.
    »Was machen wir denn jetzt?«
    »Wir folgen entweder dem Pfad und finden heraus, wer oder was ihn getreten hat, oder wir schlagen uns weiter durchs Unterholz.«
    »Vielleicht können wir einen Moment rasten und etwas essen. Ein leerer Magen denkt nicht gern«, schlug Damienne vor.
    Also setzten sie sich ans Bachufer und knabberten schweigend an einer Scheibe Zwieback.
    Plötzlich sagte Marguerite: »Also, wie ich das sehe, werden wir eines Tages ohnehin herausfinden müssen, wer diesen Pfad gebahnt hat, egal ob Mensch, Tier oder Dämon. Es ist wohl besser, es gleich zu tun.«
    »Es könnte gefährlich werden«, gab Henri zu bedenken.
    »Aber die ganze Insel ist gefährlich!«
    Dagegen konnte Henri nun nichts mehr einwenden.
    Die drei entschieden sich dafür, dem Pfad zu folgen, allerdings auf ihrer Seite des Baches, denn dort würde der Weg nicht zu weit in das Dickicht hineinführen.
    Es war schon Nachmittag, als sie sich aufmachten. Henri ging vorneweg, Marguerite und Damienne folgten ihm. Sie blieben auf der Hut und waren darauf gefaßt, hinter jeder Biegung auf neue, unbekannte Gefahren zu stoßen, aber sie kamen wesentlich schneller voran als zuvor.
    Das Gelände stieg leicht an und der Wald wurde nach und nach lichter. Sonnenstrahlen drangen durch das Blätterdach und verliehen den Bäumen einen goldenen Schimmer. Offenbar stand die Sonne schon tiefer, als sie gedacht hatten.
    »In diesem Wald scheint die Zeit schneller zu vergehen«, bemerkte Marguerite.
    »Teufelswerk«, murmelte Damienne düster.
    Über dem Rauschen des Waldes hörten sie Wasser plätschern. Schließlich erreichten sie den Waldrand, hinter dem deutlich erkennbar ein Hang zur östlichen Hügelkette anstieg. Die Bäume traten endgültig zurück und sie standen zwischen mannshohen Gräsern und Schilf. Der Boden unter ihren Füßen wurde sumpfiger. Der Weg durchschnitt das hohe Gras und führte direkt ans Ufer eines Sees. Sie folgten dem Pfad, bis er im See verschwand, und blieben schließlich stehen.
    Durch das Schilf und das hohe Gras konnten sie nicht genau erkennen, wie groß der See war. Das gegenüberliegende Ufer war vielleicht dreißig oder vierzig Schritt entfernt. Dahinter stieg ein grasbewachsener Hügel steil an. Kleine Wasserläufe plätscherten durch steinige Rinnen

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