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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Insel gefährlich war, war ihnen zu jedem Zeitpunkt bewußt. Henri nahm den Feuerstein und schlug die Flamme für die Lunte. Dieses Mal zündete er alle drei Zündschnüre. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er den beiden Frauen, ihm zu folgen. Vorsichtig schlichen sie voran. Doch der Wind stand ungünstig. Das Tier witterte den Brandgeruch und richtete sich auf.
    Es war kein Elch. Es war ganz und gar kein Elch. Es war ein Bär!
    Den dreien stockte der Atem. Dieses Tier, das sich da aufrichtete, war fast doppelt so hoch wie die Hecke, hinter der es stand - und die Hecke war schon mannshoch. Der Bär reckte sich, blickte sich um und ließ ein mißgelauntes Brummen verlauten. Der Brandgeruch der Lunte verunsicherte ihn. Dann witterte er noch einen anderen, unbekannten Duft. Er war nicht in Stimmung, unbekannte Gerüche zu ergründen oder sich einem Feuer zu nähern. Er ließ sich wieder auf die Vordertatzen fallen, drehte sich um und verschwand im Wald.
    »Was für ein Untier!«, entfuhr es Henri.
    »Solch einen Riesenbären habe ich noch nie gesehen«, stammelte Marguerite.
    »Wenn es überhaupt ein Bär war. Vielleicht war es auch eine Ausgeburt der Hölle«, flüsterte Damienne.
    »Und die nascht gern süße Beeren?«, fragte Marguerite, die sich schnell gesammelt hatte.
    »Warum nicht, auch in der Hölle wissen sie sicher, was gut ist«, verteidigte Damienne ihre Meinung.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Marguerite.
    »Ich schlage vor, daß wir uns zunächst zurückziehen«, schlug Henri vor, »mir ist jedenfalls der Appetit auf Beeren vorerst vergangen.«
    »Warum hast du nicht geschossen?«, fragte Marguerite später, als sie am Lagerfeuer saßen.
    Henri legte erst einen Scheit Holz nach, bevor er antwortete: »Es war einfach zu gefährlich. Dieser Bär war riesig! Ich weiß nicht, ob unsere Büchsen überhaupt stark genug sind, um ihn zu töten. Denk nur an den Elch, der war auch nicht beim ersten Schuß tot. Was, wenn wir den Bären nur verwundet hätten? Ich kann mir nichts Gefährlicheres vorstellen als einen angeschossenen Bären!«
    »Mit anderen Worten, der Herr Leutnant hatte die Hosen voll«, lästerte Damienne.
    »Ich bin Soldat, Madame, ich bin Gefahr gewöhnt.«
    »So? Und in wie vielen Schlachten habt Ihr gekämpft?«
    »Es ist nicht meine Schuld, daß wir in den letzten Jahren Frieden hatten.«
    »Hört auf, ihr beiden! Wir müssen überlegen, was wir jetzt unternehmen.«
    »Wir gehen ihm einfach aus dem Weg«, meinte Henri nach einer Weile. »Er wird uns nicht ohne Not angreifen und anscheinend leben wir hier außerhalb seines Reviers. Warum sollten wir uns also in Gefahr begeben?«
    »Nein«, sagte Marguerite nach einer Weile. »Wenn wir ihm aus dem Weg gehen, heißt das, wir können keine Beeren mehr pflücken und nicht mehr im Wald jagen. Außerdem wissen wir nicht, ob er nicht doch eines Tages hier auftaucht. Darauf kann ich verzichten. Und mir scheint es besser, wir greifen ihn an, bevor er uns angreift, denn dann sind wir vorbereitet.«
    »Dein Henri hat ausnahmsweise recht, Lämmchen, so ein Bär ist keine Kuh, die sich gutmütig zur Schlachtbank führen läßt. Er ist gefährlich.«
    »Diese ganze Insel ist gefährlich, aber dem müssen wir uns stellen, wenn wir überleben wollen. Also werden wir diesen Bären töten.«
    Die anderen beiden starrten stumm ins Feuer. Sie mußten sich eingestehen, daß Marguerite recht hatte, aber gefährlich war die Sache trotz alledem.
    In dieser Nacht wurde Marguerite wach, weil sie die Stimme, die grausame Stimme, lauter hörte als je zuvor. Sie bekreuzigte sich - und dann schlief sie wieder ein.
    Am nächsten Morgen trafen sie erste Vorkehrungen zur Jagd und Henri war wieder in seinem Element. Zunächst suchte er ein gutes Dutzend langer, möglichst gerader Baumtriebe aus, die er von Damienne anspitzen und über dem Feuer härten ließ.
    »Ich weiß nicht, ob drei Schüsse unserer Arkebusen reichen, um einen Bären niederzustrecken, und wir werden wahrscheinlich keine Zeit haben nachzuladen. Also brauchen wir Waffen für den Nahkampf.«
    »Und so ein Holzspeer soll einen Bären töten?«, fragte Marguerite zweifelnd.
    »Nein, er soll ihn nur ein wenig aufhalten, bis wir wieder schießen können, und es ist allemal besser, als ihm mit bloßen Händen entgegenzutreten, oder etwa nicht?«
    »Und warum so viele?«
    »Abwarten, ich habe einen Plan.«
    Während Damienne die Holzspeere härtete, bereitete Henri einige Pulverladungen vor. Er nutzte dazu frische

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