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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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günstig für die drei im Hinterhalt.
    Henri reichte das Feuer an Damienne weiter: »Noch nicht anzünden«, flüsterte er.
    Der Bär drehte den Kopf. Er hatte etwas gehört. Seine kurzsichtigen Augen suchten den Waldrand ab, aber da war nichts - oder doch? Da leuchtete etwas rötlich im Dickicht. Mißtrauisch sog er die Luft ein. Der Busch bewegte sich. Der Bär richtete sich zur vollen Größe auf. Seine Instinkte warnten ihn, doch er verstand nicht, wovor.
    Henri und Marguerite traten einen Schritt vor, um besser zielen zu können. Es war zu dunkel, als daß der Bär die Mündungen der beiden Gewehre hätte sehen können, aber er erkannte, daß dort ein Tier oder etwas Ähnliches im Buschwerk lauerte. Er ließ ein warnendes Brummen hören und wandte sich ganz der Hecke und dem unbekannten Wesen darin zu.
    »Jetzt!«, kommandierte Henri.
    Er Schoß. Marguerite Schoß gleichzeitig. Der laute Knall der beiden Schüsse zerriß den trügerischen Abendfrieden über der Lichtung.
    Der Bär spürte gleich zweimal einen stechenden Schmerz in der Brust. Er brüllte auf - und sein Brüllen schien die ganze Lichtung zu erschüttern. Marguerite zog sich sofort nach dem Schuß zurück und reichte Henri die dritte Arkebuse. Damienne entzündete die erste Fackel und griff sich einen der Speere. Der Bär ließ sich jetzt auf alle viere fallen. Er hatte begriffen, daß es hier um Leben und Tod ging, und setzte seinen massigen Körper in Bewegung. Marguerite hörte seinen rasselnden Atem. Mindestens einer der Schüsse mußte ihm in die Lunge gedrungen sein. Der Bär war trotz seiner Wunde behände - und zu schnell für einen dritten Schuß, wie Henri erkannte. »Zurück!«, rief er, und sie liefen rasch einige Meter in den Wald hinein.
    Der Bär brach mit wütendem Gebrüll ins Unterholz - und rannte genau in die aufgestellten Pfähle. Sie drangen in seine Brust ein und verwundeten ihn leicht, aber seine schiere Masse und seine Geschwindigkeit zerbrachen sie, als wären es Streichhölzer. Aber dann war da Feuer - fremde Wesen, die Flammen vor seinen Augen schwenkten. Der neuerliche Schmerz hatte ihn verwirrt, er brüllte, aber es klang gequält. Er hielt inne, richtete sich auf und brüllte noch einmal.
    Henri Schoß. Der Bär war nur drei Schritte entfernt, der Schuß traf ihn in die Brust und die Kugel drang in seine Lunge. Er taumelte, sein Brüllen verebbte zu einem kläglichen Winseln. Sein Atem ging stoßweise und Blut floß aus seinem Maul - und dann fiel er und sein Aufprall ließ den Waldboden erzittern.
    Kaum war der schwere Köper zu Boden gesackt, sprang Damienne vor, die Fackel in der einen Hand, den primitiven Speer in der anderen, und sie bohrte ihn dem sterbenden Bären in die Flanke. Der Bär röchelte nur noch schwach und zuckte hilflos mit den Gliedern. Henri sprang dazu und stieß dem Bären sein Messer tief in den Hals. Dann war es vorbei.
    Der Bär lag tot zwischen Henri und Damienne, die im Schein ihrer Fackeln die Lanzen bereithielt, um doch noch einmal zuzustoßen, wenn es sein mußte. Nur Marguerite war zurückgeblieben. Nach der Aufregung der Jagd erlebte sie ganz unvermittelt einen
    Moment großer Klarheit: Sie sehen aus wie Wilde aus grauer Vorzeit, Schoß es ihr durch den Kopf, aber vielleicht sind wir das inzwischen auch: Wilde, die im Schein des Feuers um ein totes Beutetier herumtanzen.
    Wenigstens hatten sie nun auf Tage hinaus ausreichend Fleisch. Sie nahmen mit, so viel sie tragen konnten, und den Rest deckten sie wieder mit Steinen und Asten zu, um ihn am nächsten Tag abzuholen. Dieses Mal war der Kadaver noch da, als sie zurückkehrten. Auf sieben oder acht Zentner schätzte Damienne die Menge des Bärenfleischs und das stellte sie vor neue Probleme. Es war Sommer, und es war schwierig, Fleisch über längere Zeit frisch zu halten.
    »Wir brauchen so etwas wie eine Räucherkammer, wo wir es dörren können«, meinte Damienne.
    »Wir sind noch nicht einmal mit der Hütte fertig«, protestierte Marguerite.
    »Du hast recht, eins nach dem anderen«, seufzte Damienne.
    Nach der aufregenden Bärenjagd kam Marguerite der Bau langweilig und mühsam vor. Immerhin waren sie mit den Außenmauern fast fertig. Dann stellten sie fest, daß sie vergessen hatten, eine Feuerstelle mit einzuplanen. Die Feuerstelle war schnell gemacht, denn sie mußten nur einige große Steine aus dem Bach zusammentragen - das Problem war der Rauchabzug. Sie waren sich nicht sicher, ob ein Kamin aus Grassoden feuerfest sein

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