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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Mücken geradezu magisch anzuziehen. Selbst Damienne wurde es irgendwann zu bunt: Sie verkündete kurzerhand, daß es Sonntag sei und sie einen Ausflug ans Meer verdient hätten. Ob wirklich Sonntag war, wußten sie nicht.
    »Wenn wir nach Hause kommen, erstellen wir zuallererst einen Kalender«, sagte Marguerite, als sie sich bereits eine Weile am Strand aufgehalten hatten.
    Weil sie allerdings wenig Lust hatten, vor Sonnenuntergang auf ihre mückenverseuchte Wiese zurückzukehren, beschlossen sie statt dessen, die Insel noch ein wenig zu erkunden. Sie überquerten den Bach, wandten sich gen Norden und gingen die Küste entlang. Der Wald reichte hier bis fast ans Ufer, das meist felsig und steil war. Nur hier und da fand sich eine kleine steinige Bucht. Nach etwas über einer Stunde stießen sie auf einen zweiten Bach. Der war schmaler als der, den sie kannten, aber breit und tief genug, um ein Hindernis zu sein.
    Damienne wollte umkehren, aber Marguerite und Henri wollten noch nicht wieder zurück. Sie überstimmten Damienne, und so folgten sie dem kleinen Bach landeinwärts - eine gute Entscheidung, denn etwas weiter bachaufwärts stießen sie auf eine weite und freundliche Lichtung. Schmetterlinge tanzten darüber und Bienen summten.
    »Sag, Damienne, sind das etwa Johannisbeeren?«, fragte Marguerite.
    Es standen etliche mannshohe Büsche auf der Lichtung, beladen mit blauen und roten Beeren. Die Beeren waren etwas größer als Johannisbeeren und wuchsen in kleineren Trauben und an langen Stengeln .
    »Man könnte es fast meinen«, sagte Damienne staunend, »doch es sind keine. Solche Früchte habe ich noch nie gesehen.«
    »Ob man sie essen kann?«, fragte Marguerite aufgeregt. Sie hatten, seit sie auf der Insel waren, nichts Süßes geschmeckt. Erst jetzt merkte sie, wie sehr ihr das fehlte.
    »Vielleicht sind sie giftig, so wie Tollkirschen«, meinte Damienne skeptisch.
    »Wir werden es nie herausfinden, wenn wir es nicht probieren«, sagte Henri, brach drei Beeren ab und steckte sie in den Mund.
    »Und?«
    »Süß«, sagte Henri, »wunderbar süß!«
    Die anderen folgten seinem Beispiel.
    »Aber jeder nur drei oder vier«, mahnte Damienne - und nahm sich selbst ungefähr sechs.
    Sie waren eine Offenbarung. Marguerite war bereit zu schwören, daß sie nie etwas Süßeres und Köstlicheres als diese Beeren gegessen hatte. Aber würden sie sie auch vertragen?
    Sie warteten eine Weile, als ihnen dann immer noch nicht übel geworden war, konnten sie nicht länger widerstehen und schlugen sich den Bauch voll - ein weiteres unverhofftes Festmahl in der Wildnis. Das Beste war, daß es so viele Sträucher gab, daß sie sie gar nicht alle abernten konnten. Sie nahmen mit, so viele Beeren sie tragen konnten, aber das war immer noch nur ein Bruchteil dessen, was auf der Lichtung wuchs.
    »Wir müssen morgen wiederkommen«, sagte Marguerite.
    »Unbedingt«, pflichtete ihr Damienne bei.
    Und so kam es, daß in den folgenden Tagen der Bau der Hütte ruhte. Sie konnten der Versuchung einfach nicht widerstehen.
    Der Gedanke, daß diese süßen Früchte auch andere Feinschmecker anlocken könnten, kam ihnen zunächst nicht. Sie pflückten weiter so viele Beeren, wie sie fassen und tragen konnten.
    Einige Tage später waren sie wieder zu dritt bei der Beerenernte, als Marguerite auf einmal ein ungutes Gefühl beschlich. Sie hielt inne und lauschte. Leichter Wind ließ die Bäume rauschen, Waldvögel zwitscherten und Bienen summten. Irgendwo hoch oben in der Luft sang die Geisterstimme - aber das war es nicht. Sie sah sich um. Henri und Damienne waren nur wenige Schritte entfernt und schlugen sich den Bauch voll. Dann erkannte sie, daß ein Mißton unter dem Brummen der Bienen lag. Sie blickte sich wieder um. Dort, am anderen Ende der Lichtung, bewegte sich etwas. Es war hinter einem Busch verborgen, aber es mußte groß sein. Vielleicht wieder ein Elch?
    »Henri, Henri!«, flüsterte Marguerite aufgeregt.
    Aber Henri hörte nicht, er war zu sehr mit Essen beschäftigt.
    »Henri! Damienne!«, sagte sie wieder, etwas lauter.
    Die beiden schauten sie fragend an. Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des Busches, hinter dem sie den Elch vermutete. Aber der Busch bewegte sich natürlich gerade jetzt nicht. Henri sah sie fragend an.
    »Dort ist etwas, etwas Großes, vielleicht wieder ein Elch oder Hirsch«, flüsterte Marguerite.
    »Sicher?«
    »Ja, ziemlich.«
    Sie waren nicht ohne ihre Arkebusen in den Wald gekommen. Daß diese

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