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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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würde. Schließlich entschieden sie sich, einfach ein Loch in der Decke zu lassen. Vielleicht würde sich später eine bessere Lösung finden.
    »Aber ist das im Winter nicht sehr kalt?«, fragte Marguerite.
    »Bis es Winter wird, sind wir längst hier weg!«, antwortete Henri scharf.
    Marguerite widersprach nicht, denn Henri war in diesem Punkt sehr empfindlich. Alles, was darauf ausgelegt war, länger auf dieser Insel auszuharren, lehnte er ab. Es würde bald ein Schiff kommen und sie retten, wozu also Pläne für den Winter machen? Es war gerade erst Juli. Jeden Tag konnten die Segel von de Xaintonges Schiff am Horizont auftauchen. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Inzwischen hatten sie auch einen Kalender. Sie zählten die Tage, indem sie mit dem Messer Kerben in den großen Baum schnitten.
    Die Zeit schritt voran, doch Kapitän de Xaintonge kam nicht.
    Am 28. Juli, und somit fast genau sechs Wochen nachdem sie auf der Insel ausgesetzt worden waren, feierten sie das Richtfest für ihre Hütte. Es war eine ziemlich bescheidene Feier: Als sie das Holzgerüst für das Dach fertig hatten, bekam jeder einen Schluck frischen Wassers - und dann ging die Arbeit weiter. Das Dach bestand aus einer Vielzahl von Asten, die sie mit Ranken und Lederstreifen miteinander verflochten hatten. Um es wetterfest zu bekommen, mußten sie es noch mit einer dünnen Schicht von Moos und Grassoden abdecken. Aber auch das war drei Tage später erledigt. Einziehen wollten sie allerdings nicht, denn sie stellten schnell fest, daß die Hütte feucht war.
    »Wir müssen wohl warten, bis die Sonne die Soden getrocknet hat«, meinte Damienne. »Bis dahin können wir ja noch an der Einrichtung arbeiten.«
    »Wohin dürfen wir denn den Spiegel von Madame stellen? In das Schlafgemach oder doch lieber in die Diele?«, fragte Marguerite mit einem Augenzwinkern.
    »Ach, du weißt, was ich meine«, grinste Damienne.
    Sechs mal vier Schritte - größer war die Hütte nicht. Aber sie beschlossen, etwas daraus zu machen. Den hinteren Bereich trennten sie mit einer einfachen Wand aus Asten ab. Das sollte das Schlafzimmer von Henri und Marguerite sein. Damienne schuf sich eine Schlafstelle neben der Feuerstelle.
    »Da habe ich es im Winter schön warm«, scherzte sie.
    Zum Glück war Henri nicht in der Nähe. Er mochte solche Scherze nicht.
    »Jetzt fehlt uns nur noch ein Tisch und ein Schaukelstuhl - dann sind wir eingerichtet«, lachte Marguerite.
    Sie sammelten auch fleißig Gras, das sie trockneten, um es später als Unterlage für die Schlafplätze zu verwenden. Es schlief sich darauf deutlich besser als auf der nackten Erde. Als sie das Gras auf der Wiese schnitten, fiel ihnen ein Gewächs auf, das sie entfernt an den heimischen Weizen erinnerte. Allerdings hatte es nur ein einziges Korn in der Ähre. Sie sammelten trotzdem ein wenig davon und versuchten abends, die Körner über dem Feuer zu rösten. Sie waren eßbar, wenn auch nicht sehr wohlschmeckend. Wie sehr sie pflanzliche Nahrung vermißten! Marguerite wußte schon gar nicht mehr, wie Gemüse schmeckte.
    Also zermahlten sie die Körner und versuchten, kleine Brotfladen daraus zu machen. Auch hier waren die ersten Ergebnisse eher traurig - aber sie probierten weiter daran herum, nahmen nur grüne und dann nur trockene Körner. Es dauerte drei Tage, bis sie etwas gebacken hatten, das beinahe wie Brot schmeckte.
    Überhaupt wurde es mit der Nahrungsbeschaffung immer besser: Sie flochten Reusen aus Weidenzweigen, die sie in den Bach setzten. Aus Knochen schnitzten sie Angelhaken, die sie an aus ihren eigenen Haaren geflochtenen Schnüren aufhängten. Es war besser, die Fische zu angeln und sie in einer Reuse aufzubewahren, bis sie gegessen werden sollten, als sie immer sofort zu töten. So konnten sie sich immer einen lebenden Vorrat halten.
    Die Salinen befestigten sie weiter, und sie hatten bald mehr Salz, als sie brauchten. Auch mit dem jagdbaren Wild wurde es besser, seit sie wußten, was es mit den Dämonenhühnern auf sich hatte. Es gab viele davon auf der Insel und sie brachten ihnen immer wieder einen Festbraten ein. Fisch, Wildvögel, Krebse, Früchte - und jetzt auch noch Brot! Es ging ihnen von Tag zu Tag besser.
    Und daß nachts die Dämonen hoch in den Wolken heulten? Gut, das war immer noch beängstigend, aber offenbar genügte die
    Kraft ihrer allabendlichen Gebete, Schlimmeres zu verhindern - und mehr war wohl vorerst nicht zu erhoffen.
    Als die neue Hütte fertig war, legten sie

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