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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Ahornblätter, die er zurechtstutzte, zusammenrollte, mit Pulver füllte und mit Baumharz verklebte.
    »So machen wir es, wenn wir in die Schlacht ziehen, damit das Nachladen schneller geht«, erklärte er Marguerite. »Wenn wir besseres Material hätten, könnte ich ganze Patronen machen ...«
    Wenn wir besseres Material hätten . Wie oft dieser Satz auf dieser Insel so oder ähnlich schon gefallen ist, dachte Marguerite, und wieder einmal wurde ihr bewußt, wie sehr es ihnen an allem mangelte.
    Nach dem Mittagessen zogen sie los. Sie wollten den Bären auf der Wiese stellen, wo sie ihm am Tag zuvor begegnet waren. Als sie dort ankamen, erklärte Henri ihnen seinen Schlachtplan. Sie versteckten sich hinter einer der Beerenhecken am Waldrand. Neun der von ihnen zugespitzten Holzspeere rammten sie schräg in den Boden, sodass die Spitzen zur Lichtung zeigten.
    »So machen wir es im Kampf, um feindliche Reiterei aufzuhalten.«
    »Die armen Pferde«, rief Marguerite.
    »Nun, hier haben wir es nicht mit Pferden zu tun«, sagte Henri schlicht.
    Er achtete sorgsam darauf, daß die Spitzen im Blattwerk des Busches verborgen blieben. Sollte der Bär sie angreifen, würde er eine Überraschung erleben. Die restlichen Speere lehnten griffbereit an einer stattlichen Eiche - falls es doch zum Nahkampf kommen würde. Dann bereitete Henri noch drei Fackeln mit geharzten Asten vor. Damienne, die sich strikt weigerte, noch einmal eine Büchse in die Hand zu nehmen, sollte die Fackeln nach dem ersten Schuß entzünden.
    »Die meisten Tiere haben Angst vor Feuer. Auf jeden Fall wird es ihn von uns ablenken, wenn es hart auf hart kommt.«
    Dann hieß es warten - warten und süße Beeren naschen. Es wurde Nachmittag, dann früher Abend, aber von dem Bären war weit und breit nichts zu sehen. Als die Dämmerung einsetzte, war Damienne dafür heimzukehren. Aber die anderen beiden wollten noch warten.
    »Bald wird es zu dunkel sein, um noch etwas zu sehen«, meinte Damienne.
    »Wenn es so weit ist, werden wir gehen, vorher nicht«, entschied Marguerite, auch wenn sie selbst nicht besonders erpicht darauf war, bis in die Nacht hinein im Wald auszuharren. Die Zeit verrann und langsam verschmolzen die Umrisse der Büsche und Bäume im Dämmerlicht.
    Dann tauchte der Bär auf. Er kam aus derselben Richtung wie am Vortag, was bedeutete, daß ihre Falle funktionierte - zumindest tappte der Bär hinein. Es war eine ganz andere Frage, ob sie auch tödlich zuschnappen würde.
    Henri legte Feuerstein und Zunder bereit, zündete die Lunten aber noch nicht an. Er wußte, der Geruch würde den Bären warnen.
    Der Bär machte sich gemächlich über einen der Büsche her. Er war gut dreißig Meter entfernt. Henri wartete, er wollte ihn näher herankommen lassen.
    Der Bär ließ sich Zeit. Er suchte den Busch gründlich ab und pflückte mit dem Maul genüßlich alle Beeren, die er finden konnte.
    Die drei im Hinterhalt hatten Zeit, noch einmal seine schreckliche Größe zu bestaunen. Es war das größte Tier, das sie je gesehen hatten. Mit seinem zottigen Pelz und seinem runden Kopf sah er dabei beinahe gemütlich aus, aber sie wußten natürlich, daß er eine tödliche Gefahr darstellte. Marguerites Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Noch immer zündete Henri die Lunten nicht - worauf wartete er bloß?
    Henri wußte, sie mußten den Bären näher herankommen lassen, das war ihre einzige Chance. Sicher würde er das Tier treffen - es war schwer, einen solchen Riesen zu verfehlen -, aber die Streuung ihrer Waffen war einfach zu groß, um auf diese Entfernung einen gezielten Schuß zu setzen. Also wartete er, Feuerstein und Zunder griffbereit. Die Dämmerung war inzwischen fortgeschritten - das machte es nicht eben leichter. Der Bär war noch immer zu weit weg, um ihn zu töten - und zu nahe, um sich jetzt noch ungefährdet zurückziehen zu können.
    Henri erkannte mit einem Mal die Schwäche seines Plans. Was, wenn der Bär erst näher kam, wenn es zu dunkel für einen guten Schuß war?
    Doch dann hatte der Bär den ersten Busch abgeweidet und wandte sich dem nächsten zu. Er kam näher und richtete sich auf, um die obersten Zweige abzuweiden. Dort hingen die meisten Früchte.
    »Jetzt«, flüsterte Marguerite, und ihre Stimme versagte dabei vor Aufregung.
    Henri schlug mit dem Feuerstein den Funken in den Zunder. Die Flamme zuckte kurz auf, dann glühte der Zunder. Henri steckte die Lunten an. Der Bär ahnte nichts von der Gefahr. Der Wind stand

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