Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
gerne noch ein oder zwei Stunden arbeiten können«, murmelte Damienne, kaum daß er außer Hörweite war.
    »Laß ihn bitte, Damienne, er ist so unglücklich.«
    »Aber da oben auf dem Berg, das ist doch Zeitverschwendung! Wir können doch auch von hier das Meer sehen! Und hier gibt es jede Menge Arbeit.«
    »Ich weiß, aber ich bin selbst völlig erschöpft. Laß es für heute gut sein.«
    »Meinetwegen, aber nicht daß mir Beschwerden kommen, wenn wir wieder eine Nacht im Regen verbringen müssen.«
    Henri kam erst zurück, als es dunkel war.
    So ging es die nächsten Tage weiter - Henri half ihnen bis zum Abendessen, dann verschwand er und erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrte er zurück. Damienne schlug irgendwann vor, das Abendessen später anzusetzen, aber nach einigen sehr ernsten Worten von Marguerite kehrte sie zu den gewohnten Zeiten zurück.
    Sie arbeiteten jeden Tag etwa acht Stunden an der Hütte. Sie drangen beinahe zwei Meter weit in den Hügel vor, dann entschieden sie, daß es genügte. Sie verkleideten die Wand mit Ästen, um sie zu stabilisieren. Ein großes Problem blieben die Eckpfosten. Sie mußten lange suchen, bis sie geeignetes Holz fanden.
    »Ich würde das ganze Vizekönigreich deines Onkels für eine Axt geben«, seufzte Damienne, als sie wieder einmal vor einem schön gewachsenen Baum standen, den sie nicht fällen konnten. Sie waren auf Windbruch angewiesen und da mußten sie lange suchen. Doch schließlich hatten sie die Pfosten beisammen. Nun mußten sie jedoch tiefe und schmale Löcher ausheben, um sie im Boden zu verankern. Natürlich hatten sie auch dafür kein geeignetes Werkzeug. Sie versuchten alles mögliche und fanden heraus, daß der Oberschenkelknochen des Elches, wenn man ihn zuspitzte, gut geeignet war, um Löcher in die Erde zu bohren. Er war spitz und hart und gleichzeitig biegsam. Also gruben sie mit den Knochen weiter. Und als die Pfosten schließlich gestellt waren, wußten sie nicht, wie sie die Wände bauen sollten. Die Probleme schienen kein Ende zu nehmen.
    »In der Heimat bauen sie mit Lehm und Stroh«, sagte Damienne .
    »Beides haben wir hier aber nicht«, sagte Marguerite.
    »Wenn wir nur Holz verwenden, wird es im Herbst ziemlich kalt werden«, seufzte Damienne.
    »Im Herbst werden wir nicht mehr hier sein«, warf Henri ein.
    »Nun, vielleicht nicht, aber was, wenn doch?« »Warum geht Ihr immer vom schlimmsten Fall aus, Madame? Habt Ihr Freude daran?«
    »Nein, das ist nur meine Lebenserfahrung. Es kommt meistens sogar schlimmer, als man denkt. Aber damit wir uns nicht mißverstehen, Herr Leutnant: Ich bete jeden Abend, daß wir bald von dieser Insel gerettet werden.«
    »Dann kann ja nichts mehr schiefgehen«, erwiderte Henri grimmig.
    Sie versuchten auf vielfache Weise, aus Lehm und Gras und einem Gerüst aus Zweigen irgendwie eine brauchbare Wand zu bauen, aber es klappte nicht. Wieder einmal fehlte es am Nötigsten. Sie hätten jede Menge Wasser gebraucht, um das ausgegrabene Erdreich in Lehm zu verwandeln, aber Wasser gab es nur unten am Bach. So versuchten sie, am Bach Lehmziegel herzustellen, aber es fehlte ihnen eine Form. Außerdem erwies sich der Boden als zu spröde. Mit der Hand formten sie einzelne Lehmziegel, die sie dann im offenen Feuer brannten, doch sie zerbrachen.
    »So geht es also auch nicht«, seufzte Damienne, als auch der zehnte und letzte Ziegelstein in Krümel zerfiel.
    Es war Abend und Henri war auf dem Signalberg.
    »Womit wollen wir eigentlich das Dach decken?«, fragte Marguerite plötzlich.
    »Wir können das Dach erst bauen, wenn die Wände stehen, Lämmchen.«
    »Ich weiß, Damienne, aber wenn die Wände einmal stehen - woraus machen wir dann das Dach? Wieder nur aus Laub?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich dachte an starke Äste, Grassoden und Moos.«
    »Grassoden?«
    »Eine dünne Schicht grasbewachsene Erde. So habe ich es bei einigen Schäfern in der Heimat gesehen. Das sind arme Leute, die behelfen sich mit einfachen Mitteln und müssen nehmen, was sie finden.« »So wie wir.«
    »Genau, Lämmchen.«
    Marguerite starrte in das flackernde Feuer.
    »Und die Grassoden halten?«
    »Ja, sie verwachsen mit der Zeit, man könnte sogar Schafe darauf weiden.«
    »Können wir sie dann nicht auch als Wand verwenden?«
    »Gras wächst nicht senkrecht, mein Lämmchen. Wie sollte das halten?«
    »Nein, du verstehst mich nicht: Wir machen Grassoden in der Größe von Ziegelsteinen, und genauso dick. Die machen wir naß und setzen sie

Weitere Kostenlose Bücher