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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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durch seine - de Robervals - Schwierigkeiten doch noch an die Spitze der Kolonisten zu rücken.
    Den ganzen Mittag, seitdem Monsieur Soubise mit einer letzten höhnischen Verbeugung das Kontor verlassen hatte, hatte de Roberval verzweifelt über eine Lösung nachgedacht. De Boutillac setzte ihn erneut unter Druck. Er hatte nicht nur die Einlösung bekannter Verbindlichkeiten verlangt, sondern auch noch Schulden eingefordert, die de Roberval bei anderen Gläubigern hatte. De Boutillac hatte deren Schuldscheine aufgekauft und konnte ihm so erst recht das Messer an die Kehle setzen. De Roberval blieb keine andere Möglichkeit - er mußte bezahlen oder er würde alles verlieren. Sein Schloß, all seine Güter und sogar die verpfändeten Güter seiner Nichte. Letzteres konnte ihn womöglich ins Gefängnis bringen. De Boutillac schien darauf aus zu sein, ihn zu ruinieren - warum auch immer. De Roberval mußte also alle Mittel, die eigentlich für die Expedition vorgesehen waren, umleiten und de Boutillac in den Rachen werfen.
    Damit konnte de Roberval auf dieser Seite das Schlimmste verhindern, aber die Konsequenzen waren fürchterlich. Er hatte dem König versprochen, alsbald in See zu stechen. Außerdem mußten all die Kolonisten, die am Hafen auf die Abfahrt warteten, versorgt werden. Und schließlich war da noch Cartier, der die Gelegenheit sicher nutzen würde, gegen ihn zu intrigieren.
    Lange hatte de Roberval sein Hirn vergeblich zermartert, im Kontor, auf dem Heimweg, zu Hause über dem Kartentisch. Vergeblich. Dann, ganz plötzlich und wie von selbst, war ihm eine Lösung eingefallen. Sie war so einfach und so elegant, daß er sich wunderte, nicht schon früher darauf gekommen zu sein.
    Er seufzte und drehte sich um. De Xaintonge sah ihn erwartungsvoll an, Cartier starrte finster in das Kaminfeuer.
    »Wir teilen die Flotte auf«, verkündete de Roberval.
    »Aufteilen?«, fragte Cartier.
    »Ja, Ihr, Monsieur Cartier, nehmt die Grande Hermine und die Schiffe, die im Hafen liegen, und segelt los, sobald ihr so weit seid. Die Schiffe sind ausgerüstet, die Kolonisten bereit - warum sollten wir also länger warten? Ich selbst und Kapitän de Xaintonge werden in ein oder zwei Monaten nachkommen. Bis dahin dürfte ich meine Angelegenheiten hier geregelt haben und die Schiffe in Honfleur sollten ausgerüstet sein. Mit etwas Glück werden auch die schweren Kanonen, die der König versprochen hat, bald eintreffen.«
    De Xaintonge nickte beifällig. Cartier starrte ihn mit offenem Mund an. Offenbar suchte er nach einer Möglichkeit, dem Plan zu widersprechen. Wenn er keine stichhaltigen Einwände gegen den Plan vorbringen konnte, hätte de Roberval gewonnen.
    Cartiers Suche nach Gegenargumenten blieb jedoch erfolglos und nach einem langen Moment des Zögerns stimmte er dem Plan schließlich zu.
    De Roberval war sehr erleichtert. Er hatte gewissermaßen drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens konnte er sein Versprechen, bald in See zu stechen, dem König gegenüber einhalten, zweitens würden die Kolonisten, sobald sie unterwegs waren, nicht mehr auf seine Kosten versorgt werden müssen, und drittens - und das war das Beste - würde es Cartier sehr schwerfallen, bei Hofe gegen ihn zu intrigieren, wenn er erst einmal auf hoher See war.
    Die nächsten Wochen waren angefüllt mit fieberhafter Arbeit. Am Hafen wurden die Schiffe seeklar gemacht und Wagen mit frischen Lebensmitteln rollten in einem fort zum Anleger. Das lebende Vieh wurde in die Verschläge an Bord verladen.
    Marguerite bekam ihren Onkel nur noch zu sehen, wenn sie hinunter zum Kontor oder zum Hafen ging.
    »Du scheinst ja mit einem Mal sehr anhänglich geworden zu sein«, neckte Damienne, als sie wieder einmal auf dem Weg zum Kontor waren.
    »Er ist schließlich mein Onkel, und er freut sich sicher, wenn er mich sieht.«
    »Mir kommt es eher so vor, als hätte er gar nicht die Zeit, sich über unsere Besuche zu freuen. Er sitzt ja kaum fünf Minuten ruhig auf seinem Platz! Ständig muß er Befehle und Anweisungen geben. Wie viele Sätze habt ihr bei unserem letzten Besuch gewechselt? Zwei? Drei?«
    »Trotzdem, er freut sich, wenn ich ihn besuche«, beharrte Marguerite.
    »Es gibt nicht zufällig einen anderen Grund, warum du in letzter Zeit so oft zum Kontor und zum Hafen willst?«
    Marguerite errötete. »Ich weiß gar nicht, was du willst. Es gibt unten am Hafen doch so viel Aufregendes zu sehen, viel mehr als bei uns in der Nähstube!«
    »Fluchende

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