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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Seeleute, blökendes Vieh, schmutzige Sträflinge und ein paar wurmstichige Schiffe, sehr aufregend«, spottete Damienne, und nach einer Pause: »Es gibt allerdings, das muß ich zugeben, auch ein paar schmucke Soldaten zu bewundern.«
    Marguerite blieb stehen. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich? Gar nichts.« Ein schelmisches Grinsen huschte über ihre Lippen.
    »Dann sag auch nichts«, forderte Marguerite.
    Doch an diesem Tag war Leutnant Fourraine nicht am Hafen. Marguerite tat so, als sei ihr das gleichgültig, aber sie fühlte eine Enttäuschung, die sie sich selbst nicht erklären konnte. Dieser Leutnant, wer war er schon? Sohn eines Tuchhändlers, nicht einmal von Stand, und dennoch . Er hatte so strahlend blaue Augen und so volles blondes Haar!
    In den nächsten zwei Wochen befiel Marguerite eine seltsame Unruhe. Die Flotte würde bald in See stechen - ohne sie und ihren Onkel. Aber was war mit dem Leutnant? Sie konnte schlecht zu Colonel de Villeforte gehen und ihn fragen - und ihren Onkel erst recht nicht. Die Ungewißheit nagte an ihr.
    Schließlich ergab sich dann doch eine Möglichkeit, als sie Colonel de Villeforte eines Tages zufällig vor dem Kontor traf. Unter vielem Schnaufen und Stöhnen erzählte ihr der alte Haudegen, daß er gerade die Liste seiner Soldaten übergeben habe, die mit der ersten Flottille den Hafen verlassen solle.
    »Von einem Colonel erwartet man, daß er seine Truppen anführt, also werde ich auf der Grande Hermine einschiffen, auch wenn ich Seereisen nicht gerade liebe und eine neue Welt nicht brauche - die alte ist mir groß genug. Aber es ist wohl besser, ich bringe es hinter mich.«
    »Wollt Ihr uns denn ganz ohne Schutz zurücklassen, Colonel?«
    »Auf mich werdet Ihr leider verzichten müssen, Mademoiselle, aber natürlich wird eine Kompanie zum Schutz des Kontors, der Ausrüstung und vor allem des Vizekönigs und Eurer hochgeschätzten Person zurückbleiben.«
    »Ihr seid sehr fürsorglich. Und wer wird die Kompanie führen, Colonel?«, fragte Marguerite aufgeregt. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß es Leutnant Fourraine sei.
    »Keine Sorge, die Führung liegt in bewährten Händen, Mademoiselle. Hauptmann de Pousier wird Euch in allen Belangen nach besten Kräften zur Verfügung stehen, dessen versichere ich Euch.«
    »De Pousier?«, fragte Marguerite. Sie konnte Ihre Enttäuschung nicht verhehlen.
    »Ein guter Mann, sehr zuverlässig, Mademoiselle, es gibt keinen besseren für diese Aufgabe, möchte ich sagen. Er wird mit etwa fünfzig Mann hierbleiben und noch ein paar junge Rekruten ausbilden.«
    Der Colonel bemerkte Marguerites Enttäuschung, verstand sie aber falsch: »Ich weiß, Mademoiselle, es gibt kaum einen langweiligeren Gesellschafter als den Hauptmann de Pousier und er ist für ein gutes Gespräch eine mindestens ebenso tödliche Gefahr wie für einen Feind. Er wird jedoch kaum Zeit haben, Eure gastfreundliche Tafel in Anspruch zu nehmen. Er muß neue Schützen ausbilden und sicher auch noch welche anwerben, wenn sich wieder einige aus dem Staub gemacht haben - was passieren wird, da bin ich leider sehr sicher, Mademoiselle. Er wird also wenig Gelegenheit haben, Euch zu langweilen.«
    »Er wird trotzdem jederzeit an unserer Tafel willkommen sein«, sagte Marguerite aus purer Höflichkeit. De Pousier war nur zwei- oder dreimal mit seinem Kommandanten zu einem Essen im Hause de Roberval erschienen. Bei Tisch war er wirklich eine Katastrophe. Er stotterte herum, redete fortwährend am Thema vorbei und verlor sich in endlosen Abschweifungen. In seiner Gegenwart schienen alle Gespräche im Nichts zu versickern. Er war wie ein grauer Schwamm, der alle Konversation aufsaugte und erstickte.
    »Nun, Mademoiselle, wir alle müssen Opfer bringen«, seufzte de Villeforte. Dann sagte er mit einem verschwörerischen Zwinkern: »Vielleicht kann ich ihn Euch zuliebe bitten, seinen Stellvertreter zu euren Abendgesellschaften zu schicken. Ich nehme sogar an, das wird ihm ganz recht sein, weil ihm gesellschaftliche Verpflichtungen, wie ich weiß, verhaßt sind.«
    »Und wer ist sein Stellvertreter?«
    »Ich glaube, Ihr kennt ihn: Es ist der Leutnant Fourraine, ein ganz angenehmer Mensch, wie mir scheint.«
    Obwohl es - so redete Marguerite sich ein - natürlich völlig unwichtig war, ob der freche Leutnant in Saint-Malo oder auf dem Mond war, machte ihr Herz einen kleinen Freudensprung und sie errötete, was der Colonel jedoch nicht bemerkte.
    Marguerite lächelte

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