Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
Vom Netzwerk:
auf der gegenüberli e genden Straßenseite, »dann würde ich Euch gerne noch ein Frühstück anbieten. Mein Mann wäre sicher erfreut, Euch kennen zu lernen. « Nalig dankte der Frau und verabschiedete auch Rotha, dann ging er in das Haus seiner Gastgeberin. Das Bett, das er dort fand, war nicht so weich wie jenes, das er von Kijerta gewohnt war, doch sicher bequ e mer als der Boden außerhalb der Stadt. Nalig zog sich bald zurück. Er wollte am nächsten Morgen früh aufbrechen, um noch vor dem Abend das Schloss zu erreichen. Vor dem Einschlafen vergewisserte er sich, ob es Merlin gut ging. Der Falke befand sich noch außerhalb der Stadt. Auf die Bilder, die der Junge ihm sandte, reagierte er nur zöge r lich und schickte dann einen trägen Strom von Empfindungen. Offe n bar schlief der Vogel schon. Ehe Nalig es ihm gleichtat, landeten seine Gedanken bei Ilia. Da für sie sein Aufbruch erst ein paar Stunden zurücklag, musste er sich wohl keine Sorgen um sie machen. Doch es war ein eigentümlicher Gedanke, dass Ilia nun auf Kijerta war und er hier auf dem Festland.
    Der Morgen kam schnell. Nalig hatte den Eindruck, kaum geschl a fen zu haben. Besonders ausgeruht fühlte er sich nicht. Dennoch stand er auf und verließ leise das Haus, dessen Bewohner noch schliefen. Schon als er sich dem Haus zuwandte, in dem Rothas Familie lebte, war ihm klar, dass etwas passiert war. Die Tür stand offen und hing schief in den Angeln. Vor dem Haus und auch darin hatte sich eine Schar Menschen versammelt. Mit einem Gefühl böser Vorahnung trat Nalig hinüber und drängte sich ebenfalls hinein. Als er über die Schwelle trat, stand er in einem Wohnraum voll kostbarer, gepolsterter Möbel. Rothas Familie war scheinbar sehr wohlhabend. Im gleichen Augenblick fiel Nalig ein unangenehm vertrauter Geruch auf. Es roch nach Blut. Der gesamte Fußboden und auch einige der Polstermöbel waren voll damit. Ohne auf das Gemurmel der Versammelten zu ac h ten, folgte Nalig der Blutspur durch einen Flur in einen anderen Raum. Allem Anschein nach befand er sich in einem Schlafzimmer. Auf dem Bett lag ein Mann. Er war in ein weißes Laken eingeschlagen, sodass lediglich der Kopf zu sehen war. Die Züge hatten unverkennbare Ähnlichkeit mit denen Rothas. Nur dass das Gesicht des Mannes schwer entstellt war, durch eine Vielzahl von Schlägen, was sofort die Unmengen an Blut erklärte und keinen Zweifel daran ließ, dass der Mann tot war. Zwei Soldaten standen neben dem Bett und sprachen leise miteinander. Aus einer Ecke des Raumes drang leises Wehklagen. Nalig erkannte Rothas Mutter, die auf einen Stuhl gesunken war und, die Hände vors Gesicht geschlagen, vor sich hin weinte. Nalig trat zu ihr und kniete sich vor sie, sodass er auf Augenhöhe mit ihr war. Sie sah auf und blickte ihn aus roten, feuchten Augen an. »Was ist gesch e hen? « , fragte er, überrascht, dass er nur ein Flüstern zustande brachte. »Vier Männer sind heute Morgen in unser Haus eingedrungen. Einer von ihnen erschlug meinen Mann. « Die Frau bedeckte erneut das Gesicht mit den Händen. »Und wo ist Rotha? « , wollte Nalig wissen und fasste sie bei der Schulter. Sie schüttelte den Kopf. »Was ist mit ihm? « , drängte Nalig und kam mit seinem Gesicht ihrem sehr nahe. »Lebt er noch? « Die Frau rang nach Luft. »Ich weiß es nicht«, hauchte sie. »Sie haben ihn mitgenommen und die Stadt verlassen. « Nalig ließ die Schulter der Frau los. »Wir haben Geld«, schluchzte sie in die Ä r mel ihres Nachthemdes. »Weshalb mussten sie mir nehmen, was ich nicht ersetzen kann? « Nalig antwortete nicht darauf. Er fühlte sich schuldig. »Wo könnten sie ihn hingebracht haben? « Die Frau raufte sich das Haar und schüttelte abermals den Kopf. »Ich weiß es nicht«, formten ihre Lippen stumme Worte. »Sicher haben sie ihm längst etwas angetan«, wimmerte sie. Der Junge nahm ihre tränenfeuchte Hand und drückte sie. »Ich finde Euren Sohn«, versprach er. Doch die Frau war nicht zu trösten. »Wer weiß, wohin sie ihn inzwischen ve r schleppt haben. « Aber Nalig gab die Hoffnung noch nicht auf. Eilig verließ er das Haus. Schon während er zum Stadttor rannte, rief er nach Merlin. Der Falke antwortete prompt und der Junge bedeutete ihm, ihn an der Stadtmauer zu treffen. »Ich brauche mein Schwert zurück«, erklärte Nalig der Wache am Tor, die ihn angesichts der r a schen Besserung seines verletzten Beins verdutzt musterte. »Wie kommt es, dass niemand, der auch nur eine

Weitere Kostenlose Bücher