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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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wenig aufschlussreich und so zückte Nalig widerstrebend eine der Goldmünzen, die Kaya ihm gegeben hatte und bestellte beim Wirt eine Runde für alle und wie beabsichtigt, hob das Bier bald die Sti m mung und machte die Männer redselig. So erfuhr Nalig, dass seit ein i gen Monaten unerklärliche Geschehnisse die Menschen ängstigten. Dunkle Schatten verfinsterten auch an wolkenlosen Tagen die Sonne, Wesen, die niemand jemals sah, rissen das Vieh der Bauern und sel t samer Rauch stieg über den Bergen auf. »Und das, was die Tiere holt«, meinte einer der Männer und senkte verschwörerisch die Stimme, »das sind keine Wölfe. Die holen mal ein Schaf, lassen aber ihre Finger von den Rindern. Außerdem hinterlassen Wölfe Spuren. Pfotenabdrücke und die blutigen Überreste ihrer Mahlzeiten. « Der Mann nahm noch einen tiefen Zug aus seinem Krug. »Aber unsere Tiere verschwinden einfach. Spurlos. Und falls Ihr jetzt denkt, dass sie jemand stiehlt, das dachten wir auch. Aber die Wachen, die auf den Weiden aufgestellt wurden, um das Rätsel zu lösen, sind auch verschwunden. « Die übr i gen Zuhörer nickten zustimmend. Nalig allerdings vermutete, dass der Mann schlichtweg etwas zu tief in seinen Bierkrug geschaut hatte. Das blieb diesem nicht verborgen. »Ihr glaubt mir nicht«, stellte er fest und musterte Nalig mit stechendem Blick. »Ich bin sicher, es gibt eine Erklärung dafür«, erwiderte er ausweichend. Der Mann stellte mit einem »Klonk« seinen Bierkrug ab. Dann stand er auf, packte Nalig am Arm und zerrte ihn hinaus. »Dann bin ich mal auf Eure Erklärung für das gespannt, was ich letzte Nacht vor meinem Stall gefunden habe. « Der Mann zog Nalig mit sich die Straße entlang, in eine Gasse und dann in einen Schuppen. Dort ließ er ihn los und trat an einen Tisch, der in der Ecke stand. Naligs Augen brauchten einen Moment, um im Zwielicht des Schuppens sehen zu können. Unschlüssig blickte er zwischen dem Mann und der Schuppentür hin und her. Dann siegte seine Neugier. Er trat an den Tisch, auf dem etwas lag, das mit einem Tuch abgedeckt war. Als Nalig nah genug war, zog der Mann die A b deckung beiseite. Darunter kam etwas zum Vorschein, das einen Schwanz und zwei Beine hatte, allerdings keinen Kopf. Bei näherer Begutachtung stellte es sich als halbes Kalb heraus. Der hintere Teil war gut erhalten und völlig unversehrt, der vordere fehlte schlichtweg. Dort, wo der Brustkorb hätte sein müssen, quollen nur ein paar Dar m schlingen aus dem Körper. Das Merkwürdige war jedoch, und Nalig brauchte nicht erst den Hinweis des Mannes, um dies zu erkennen, dass das Kalb nicht von einem Raubtier in Stücke gerissen worden war. Stattdessen hatte etwas Riesiges, das gewaltige Zahnabdrücke hinterlassen hatte, das Tier einfach mittendurch gebissen. Mit unhei l trächtiger Miene blickte der Mann Nalig an. »Und was sagt Ihr nun? « Der Junge sagte gar nichts. Er kannte nur ein Wesen, das so etwas fertig brachte, wenn man von den Begleittieren nach ihrer Verwan d lung absah: ein Flugross der Ferlah. »Und ich sage Euch, die Tiere verschwinden erst, seit der Rauch über dem Berg auftaucht«, erklärte der Mann, als er mit Nalig den Schuppen verließ. »Welcher Rauch? « , fragte der Junge, in Gedanken noch bei den Ferlah. Der Mann deutete wortlos in den Himmel. Dem Fingerzeig folgend, entdeckte Nalig dichte, dunkle Rauchschwaden, die den gesamten Horizont bedeckten. Sie stiegen von einer unsichtbaren Quelle irgendwo hinter dem Gebi r ge auf. Nun, da der Himmel viel klarer war als bei Naligs Ankunft, fragte sich der Junge, wie er den Rauch hatte übersehen können. Nur ein enormer Waldbrand hätte all den Qualm erklärt. Doch es gab keine Waldbrände im Winter. Schon gar nicht dort, wo keine Menschen lebten. Was lag eigentlich hinter dem Gebirge? Kayas Karte war je n seits der Berge leer. Soweit Nalig wusste, hatte niemand je einen der Gipfel erklommen. Der Junge ließ den Mann stehen. Er rief Merlin, den er vor dem Betreten der Spelunke weggeschickt hatte, und verließ eilig das Dorf. Schon hatten die beiden sich in die Lüfte geschwungen und segelten die Berghänge hinauf. Nur das untere Drittel der Berge zeigte menschliche Einflüsse. Jagdhütten, Hochsitze und Wege waren zwischen den Bäumen zu erkennen. Weiter oben war der Wald unb e rührt. Nalig stellte fest, dass die Luft dünner wurde, je höher sie fl o gen. Merlin machten diese Verhältnisse nichts aus und der Junge war von Kijerta ein wenig daran

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