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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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es sind? « Mit Unbehagen dachte Nalig an den Himmel voll schwarzer Gestalten zurück. »Es flogen mindestens hu n dert über der Insel. Wie viele noch dort waren, weiß ich nicht. « Sie kletterten über einen Baumstamm, der ihnen den Weg versperrte. »Das bedeutet, sie in ihrem Versteck anzugreifen, kommt nicht infrage? « »Ganz sicher nicht. Dazu sind es zu viele. Selbst wenn wir sie irgen d wie überrumpeln könnten, kämen wir nicht gegen sie an. « »Dann kö n nen wir nur hoffen, dass sie nicht auf den Gedanken kommen, uns alle gleichzeitig anzugreifen. « »Eigentlich ist es erstaunlich, dass sie das nicht längst getan haben«, überlegte Nalig stirnrunzelnd. »Ich frage mich, wie die Götter sie damals bezwingen konnten. « »Zum einen waren sie mehr als wir heute«, erklärte Stella. »Zum anderen waren sie Götter. « »Es muss mehr dahinter stecken«, erwiderte Nalig. »Auch die Götter waren in ihrer Zahl damals weit unterlegen. « Nalig half dem Mädchen, sein Kleid aus einem Gewirr von Schlingpflanzen zu befre i en, in dem es sich verfangen hatte. Als Stellas Hand dabei seine strei f te, zuckte er zusammen. »Ich verstehe noch immer nicht, weshalb Kaya sich nicht erinnert, was damals genau geschah«, versuchte er den Moment zu überspielen, in dem er errötete. Stella rümpfte nur die Nase. Da sie im Augenblick denkbar schlecht auf die Göttin zu spr e chen war, hatte sie wohl keine Lust, sich ihretwegen den Kopf zu zerbrechen.
    In der Halle des Schicksals hatten sich schon Aro und Rigo sowie Zalari und Arkas versammelt. Nach und nach kamen auch Thorix, Hato, Mira und der Schmied hinzu. Ilia und Lina bereiteten das Abendessen vor, das zum Gedenken an Juray etwas üppiger ausfallen sollte. Greon ließ sich nicht blicken. Kaya kam zuletzt. Mit nichts ließ sie sich den Moment der Schwäche an diesem Nachmittag anmerken. Sie beachtete Nalig und Stella im Grunde gar nicht und sprach allg e mein nicht viel. Als sie eingetroffen war, nahmen Aro, Rigo, Thorix und Jiro die Trage, auf der Jurays Körper mit einem blauen Tuch u m hüllt lag. Sie trugen den Gefallenen in die Halle der Krieger. Kaya ging voraus, die übrigen folgten schweigend. Zwar wusste Nalig, dass die Bewohner der Insel in einer Grabkammer im Tempel beigesetzt wu r den, jedoch nicht, wo sich diese befand. Verwundert beobachtete er, wie Rigo und Aro den langen, roten Teppich, der von Skulpturen und Porträts gesäumt wurde, zusammenrollten, bis eine rechteckige Tür im Boden sichtbar wurde. Kaya zog sie auf und brachte eine Treppe zum Vorschein, die unter die Erde führte. Die Stufen waren breit und nicht sehr steil, sodass man leicht die leblosen Körper hinuntertragen kon n te. Kaya entzündete eine Fackel und ging voran. Im Hinuntergehen steckte sie Kerzen an, die zu beiden Seiten der Treppe an der Wand befestigt waren. So war es in dem unterirdischen Raum erstaunlich hell. Abgesehen von Kazard, der nicht durch die im Gemälde verbo r gene Tür passte, waren alle Begleittiere Teil des Trauerzuges und b e gaben sich die Treppe hinunter. Auch Merlin hatte seinen Ruheplatz verlassen und saß auf Naligs Schulter. Die Grabkammer war langg e streckt, wie die Halle der Krieger darüber. Dort, wo oben die Skulpt u ren der Begleittiere standen, befanden sich hier unten zahlreiche, si e ben Fuß lange Wandnischen. Es erschreckte Nalig, wie viele davon schon belegt waren. Massive Steinplatten, die kunstvoll behauen w a ren, verwehrten den Blick auf die ehemaligen Krieger Kijertas, die hier unten zu Staub zerfielen. Nalig fühlte sich auf schaurige Art und Weise an die Höhle der Gefährten erinnert. Während der kurze Trauerzug den Gang entlang schritt, um an eine Stelle zu gelangen, an der eine Wandnische frei war, betrachtete Nalig die Steinplatten, welche die Gräber versiegelten. Scheinbar zeigten sie die Todesszene des jeweil i gen Gefallenen. In die rechte untere Ecke der Platten war jeweils der Name des Königreichs gemeißelt, dem der Krieger, der dahinter lag, gedient hatte. Nalig stellte mit flauem Gefühl fest, dass der Name Edas ausgesprochen häufig zu lesen war. Kaya hielt vor einem Mauerloch an, in das Rigo und Aro Jurays Leichnam hoben. Beklommen dachte Nalig, dass er auch einmal hier unten enden würde. Ob möglicherwe i se Zalari seine sterblichen Überreste in eine der freien Mauernischen betten würde? Und welche war wohl für ihn bestimmt? Es waren die vereinten Kräfte aller Krieger nötig, um die schwere Steinplatte in die

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