Die Insel der Krieger
Geruch an ihm wahrnehmen. »Lass uns reingehen. Ich brauche dringend etwas Schlaf und du solltest nicht alleine hier draußen sein. « Nalig stieg die Treppen hinauf, um zu se i nem Zimmer zu gelangen. Auch Arkas hatte offenbar seine Rückkehr abgewartet und trat auf den Gang. »Da bist du ja. Ist alles in Or d nung? « »Ja, kein einziger Ferlah diese Nacht«, teilte Nalig mit. Er ve r suchte, sich sein schlechtes Gewissen nicht anmerken zu lassen, doch etwas musste ihn verraten haben. »Geht es dir nicht gut? « , fragte Arkas und musterte Nalig eingehend. »Nein. Alles bestens«, erwiderte jener knapp und glaubte sich selbst kein Wort. »Willst du mir nicht sagen, was los ist? « Nalig zögerte. »Entschuldige. Aber ich glaube nicht, dass du der Richtige bist, um darüber zu sprechen. « Es war nicht Naligs Absicht, Arkas zu kränken. Doch anlügen wollte er ihn auch nicht. »Falls es etwas mit Stella zu tun haben sollte, bin ich wohl der Einzige, mit dem du darüber reden kannst«, entgegnete Arkas mit ungewohnt ernster Miene. Nalig blickte verdutzt drein. Zum einen hätte er Arkas nicht zugetraut, in dieser Angelegenheit ein so feines Gespür zu haben, zum anderen erschreckte es ihn, dass er offenbar so leicht zu durc h schauen war. Dann wurde ihm wieder bewusst, dass Arkas genauso alt war wie er und Zalari. Arkas’ Frohsinn, den die anderen längst an das Training und die Kämpfe auf dem Festland verloren hatten, täuschte oft darüber hinweg. Doch weshalb sollte man mit ihm nicht auch ein ernstes Gespräch führen können? Seufzend ging Nalig mit Arkas in Jurays Zimmer, wo sie sich auf das Bett setzten. »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich mag Ilia und ich weiß, ich trage ihr gege n über große Verantwortung. Aber immer wenn ich bei Stella bin, ko m men mir Zweifel, ob es richtig war, Ilia nach Kijerta zu holen. « »Es nicht zu tun hätte bedeutet, dass du Kijerta verlassen musst«, erinnerte Arkas. »Ja. Aber dann wäre ich weit weg von Stella. Ich glaube, das wäre einfacher, als hier in ihrer Nähe zu sein und zu wissen, dass ich nicht so mit ihr zusammen sein kann, wie ich es gerne möchte. Z u mindest nicht, ohne Ilia sehr zu verletzen. Warst du auch schon mal in zwei Mädchen zur selben Zeit verliebt? « , wollte Nalig von Arkas wi s sen. »Ich glaube, ich kann nicht behaupten, überhaupt jemals in ein Mädchen verliebt gewesen zu sein. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob du in Stellas Fall nicht vielleicht Liebe mit etwas ganz anderem verwechselst. « »Wie meinst du das? « Es schien, als müsse Arkas z u nächst selbst überlegen, wie er das meinte. »Stella ist eine starke Kämpferin und sie versteht viel besser, was es bedeutet, ein Krieger zu sein, als Ilia. Das verbindet euch beide. Außerdem sieht sie gut aus und ist acht Jahre älter als Ilia. « »Ja und? « Arkas zuckte die Schultern. »Sie lebt hier als Außenseiterin, die nicht viel von sich preisgibt. Das macht sie einfach interessanter als die Tochter eines Schmieds, die du schon dein Leben lang kennst. « »Ich bin nicht sicher, ob es so einfach ist. Stella hat sich verändert, seit ich hier bin und ich glaube, dass sie sich von mir verstanden fühlt. « Arkas wirkte skeptisch. »Vielleicht deutest du ihr Verhalten falsch. « »Inwiefern? « , fragte Nalig widerwillig. Es gab eine besondere Bindung zwischen ihm und Stella. Das ließ er sich von Arkas nicht ausreden. »Bevor du hier warst, hat Stella auch Zalari ausgebildet und dabei meiner Meinung nach etwas mehr Zeit mit ihm verbracht, als für die Ausbildung nötig gewesen wäre. Ich bin mir sicher, dass Stella sich manchmal sehr einsam fühlt. Wahrscheinlich ist sie einfach froh, dass du Zeit mit ihr verbringst. « Nalig sagte nichts darauf. Er wollte nicht glauben, dass Stella ihn nur deshalb geküsst hatte, weil sie nach so langer Zeit in Einsamkeit nicht wählerisch war. Und es machte ihn eifersüchtig zu wissen, dass Zalari vielleicht ähnlich vertrauliche Momente mit Stella gehabt hatte. Arkas nahm den Gol d zedernstab zur Hand, den Nalig neben sich an die Wand gelehnt hatte. »Warum hast du eigentlich Ilias Stein in deinen Stab geschnitzt? « Nalig sah ihn mit großen Augen an und versuchte zu erraten, was er mit dieser Frage bezweckte. Dann betrachtete er den Smaragd, den er in das Holz eingelassen hatte. Ja, weshalb hatte er das getan? »Weil Marik damals den Stein, den er von seiner Frau bekommen hat, in seinen Stab geschnitzt hat«, antwortete er dann
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