Die Insel der Krieger
Ferlah umringt. Nalig schwang seinen Stab und ließ die Flugechsen gegen die Tempelmauern prallen. Doch es war ein aussichtsloser Kampf. Verzweifelt versuchte Nalig, sich die Angreifer vom Leib zu halten, als plötzlich eine Flugechse, die es auf ihn abgesehen hatte, aufstöhnte und vom Himmel fiel. Nalig glaubte, er habe den Verstand verloren, als er vor sich in der Luft einen gewaltigen Schwan erblickte. Er war ebenso groß wie die ve r wandelten Begleittiere der Krieger, doch er war weiß und durchsche i nend und schien keine wirkliche Substanz zu besitzen. Ein Flugross schoss auf das anmutige Tier mit dem langen, geschwungenen Hals zu. Die Augen des Schwans blitzen auf und schon fiel das Untier tot zur Erde. Dann erkannte Nalig, dass er nicht der Einzige war, der auf so wundersame Weise Hilfe erhielt. Ein ebenso gewaltiger und durc h scheinend weißer Hase war auf den Rücken einer Flugechse gespru n gen, die Stella belagerte. Das Tier klopfte zweimal mit dem Hinterlauf auf die schuppige Haut und schon verschwand die Flugechse ins Nichts. Zalari wollte gerade einen Pfeil auf die Kreatur abschießen, die Kir gepackt hatte, als ein Streifenhörnchen einmal um das Untier he r umflog und ihm dann die Pfoten auf die Stirn drückte. Wo die g e spenstisch durchsichtige Gestalt die Haut der Echse berührte, brachen Wunden auf, die sich rasch bis hinab auf den Schädel der Kreatur fraßen. Eine andere Flugechse schoss auf einen riesigen Hirsch zu, der nur gelassen mit dem Vorderhuf in der Luft scharrte, woraufhin sich weiße Bänder, wie aus Licht bestehend, um den Körper der Flugechse schlangen. Sie zogen sich zusammen, sodass die Flügel eng an die Flanken der Kreatur gezurrt wurden, die daraufhin abstürzte. Eine unermessliche Zahl dieser geisterhaften Tiere tauchte über dem gesa m ten Tempel auf. Nalig sah ein Pferd und einen Adler die Spitze des höchsten Turmes umkreisen. Ein Steinbock und ein Bär tauchten durch die Kuppel aus Eis vom Innenhof her auf. Als Nalig den Blick wandern ließ, fiel er auf Kaya. Die Göttin stand unbeweglich, umg e ben von weißem Licht, wie nach der Verwandlung Kartax’, auf dem höchsten Turm des Tempels. Sie hatte die Augen geschlossen und die Hände wie zum Gebet gefaltet. Ihr Haar wehte wild in der windstillen Luft und um sie her materialisierten sich die geisterhaften Tiere. Nalig fragte sich, was hier vor sich ging. Dann rauschte ein weißer Lich t schweif an ihm vorbei, so schnell, dass es ihm das Haar ins Gesicht riss, und prallte gegen eine der Flugechsen. Der Lichtschweif entpup p te sich als Marder und Nalig begriff. Auf wundersame Weise schienen die Begleittiere früherer Krieger und Götter zurückgekehrt und halfen nun im Kampf um die Insel, die einst auch ihre Heimat gewesen war. Rasch waren die Tiere so zahlreich, dass die Flugechsen in der Unte r zahl waren. In alle Richtungen flohen sie hinaus auf den See und als die Kuppel aus Eis brach, war kein einziger Ferlah darunter mehr am Leben. Als würden sie davongeweht, verschwanden all die leuchtenden Begleittiere längst verstorbener Krieger. Nalig blickte sich um. Überall lagen niedergestreckte Untiere, von den Tempelmauern tropfte Blut und aus seinem Zimmer schlugen noch immer Flammen. Rigos Schildkröte löschte sie im Handumdrehen. Die Krieger landeten und teilten sich auf. Zalari und Stella gingen, um zu sehen, ob die anderen Inselbewohner wohlauf waren. Aro und Rigo begannen, die toten Angreifer in den See zu werfen. Nalig wollte eigentlich wissen, ob Ilia in Sicherheit war, doch er hatte Arkas versprochen, nach ihm zu s e hen. Als er die Treppe hinaufeilte, kam ihm Kaya entgegen. »Geht es allen gut? « , fragte sie und hielt sich vor Erschöpfung am Treppeng e länder fest. »Das versuchen wir gerade herauszufinden«, entgegnete Nalig. »Was genau habt Ihr gerade getan? Die Ferlah wären längst besiegt, wenn Ihr diese Macht schon früher freigesetzt hättet. « Die Göttin schüttelte den Kopf. »Diese Macht wirkt nur auf Kijerta. Ich habe mich der uralten Zauber bedient, die auf dieser Insel liegen und uns damit eher geschadet, als dass ich uns genutzt habe. Aber im A u genblick ist das Wichtigste, dass wir am Leben sind. « Kaya stieg die Treppe hinab und ließ Nalig mit dieser Erklärung alleine. Zu seiner großen Verwunderung war Greon bei Arkas. Viel hatte er zwar nicht für ihn tun können, doch schon die Tatsache, dass er bei ihm war, war erstaunlich. Arkas saß mittlerweile aufrecht. Allem Anschein nach
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