Die Insel der Krieger
wahrheitsgemäß. Das war offenbar die Antwort, die Arkas hatte hören wollen. »Und als du das gelesen hast, fiel dir sofort Ilias Stein ein. Ich finde, du solltest mal darüber nachdenken, weshalb das so ist. «
Nalig dachte darüber nach, als er wenig später in seinem Bett lag. Er bewunderte Marik und hatte eine Parallele zwischen ihm und sich selbst schaffen wollen. Der Rubin in Mariks Stab stammte von seiner Frau Zari. Bedeutete das, dass Ilia für ihn den gleichen Stellenwert hatte? Und hätte Stella ihm auch einen Stein geschenkt, hätte er dann diesen statt Ilias für seine Waffe verwendet? »Wohl kaum«, beschloss Nalig und zog die Decke unters Kinn.
Nalig erwachte gegen Mittag. Nach einer schnellen Mahlzeit und einem halbherzigen Besuch im Badehaus flog er zum See, um Zalari abzulösen. Alleine war der Wachdienst viel eintöniger als zu zweit und Merlin kniff dem Jungen mehrfach ins Ohr, weil dieser immer wieder einnickte. Um die Müdigkeit abzuschütteln, flogen Nalig und Merlin das Ufer ab, doch so hoch sie auch flogen, es war kein Ferlah zu s e hen. Als der Tag zu Ende ging, landete Thorix am Ufer. »Bist du a l lein? « , fragte Nalig. »Rigo sollte eigentlich mit mir Wache halten. Doch er fühlt sich nicht wohl«, erklärte Thorix. »Soll ich mit dir hierbleiben? « »Du siehst aus, als solltest du besser in dein Bett gehen. « Dem konnte Nalig nicht widersprechen. Die wenigen Stunden, die er an diesem Morgen geschlafen hatte, hatten ihn eher noch mehr ermüdet. »Ich könnte dir Stella vorbeischicken«, schlug Nalig vor. Thorix winkte ab. »Wenn die Ferlah in den letzten fünf Nächten nicht hier waren, halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet in dieser auftauchen. « »Wahrscheinlich hast du Recht«, erwiderte Nalig. De n noch hatte er ein mulmiges Gefühl dabei, Thorix in der Dämmerung alleine am See zu lassen.
Die Nacht lastete schon schwer auf der Insel und ihre Bewohner, mit Ausnahme von Thorix, lagen in tiefem Schlaf, als ein Unwetter über dem See losbrach. Es zog nicht nach Kijerta, doch die Wolken schluckten das Mondlicht und Thorix konnte nur so weit sehen, wie der orangefarbene Schein Kazards reichte. Und plötzlich waren sie überall. Der Himmel war bedeckt mit schuppigen Leibern und Thorix hatte nicht die geringste Chance, zum Tempel zu gelangen und irgen d jemanden zu warnen.
Nalig konnte später nicht mehr sagen, ob ihn Merlins Schrei g e weckt hatte oder ob es das blaue Licht gewesen war. Alles, was er noch wusste, war, dass er mitten in der Nacht die Augen aufgeschlagen hatte, um neben sich eine schwarze Gestalt mit rot glühendem Blick stehen zu sehen. Es dauerte keinen Herzschlag lang, bis Nalig begriff. Ohne Zögern warf er sich zur Seite und landete auf der anderen Seite seines Betts auf dem Boden. Gleich darauf ging sein Kissen fauchend in Flammen auf. Vom Boden aus griff sich Nalig seinen Stab und sein Schwert. Beide standen neben seinem Bett in der Ecke. Die schwarze Gestalt kam um das brennende Bett herum. Noch nie hatte Nalig einen Ferlah laufen sehen. Die Bewegung war ungeschmeidig und ruckartig. Merlin saß auf der Vorhangstange und kreischte. Das Feuer griff vom Bett auf die Teppiche am Boden über. Der Junge kam auf die Füße. Der Ferlah hob erneut den Arm. Blaue Funken knisterten. Nalig hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Mit seinem Stab stieß er den erhobenen Arm zur Seite, gerade als der Ferlah zuschlug. Der Blitz zerschmetterte die Fensterscheibe. Die Vorhänge gingen ebe n falls in Flammen auf. Merlin floh durch die zersplitterte Scheibe in die Nacht. Unsicher stand Nalig der Gestalt gegenüber, Schwert und Stab erhoben. Noch nie hatte er Mann gegen Mann mit einem Ferlah g e kämpft. Auf dem Festland genügte es, ihre Flugrösser zu töten oder sie von ihren Rücken zu stoßen, da der Kontakt mit der Erde tödlich für sie war. Zwar wirkte die Gestalt vor Nalig menschlich, doch kam sie ihm gleichzeitig so unwirklich vor, dass er nicht wusste, ob ein Schwertstreich ihr etwas anhaben konnte. Da er nicht auf den näch s ten Angriff warten wollte, beschloss Nalig, es zu versuchen. Er schlug zu. Der Ferlah wich ungeschickt aus, sodass Naligs Schwert seinen Arm traf. Ein entsetzlicher Schrei, der nicht von dieser Welt schien, entwich der Gestalt. Nalig erinnerte sich, wie Kaya ihm erklärt hatte, dass die Ferlah körperlich eher schwach waren und nur durch ihre Magie und Flugechsen so stark wurden. Inzwischen brannten auch die Möbel
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